Reise mit einer Göttin

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Es war unmöglich in einer Dreiviertelstunde von Mantora nach Galdja zu gelangen, egal mit welchem Gefährt, also bot Wrod an, mich mitzunehmen.

Was das bei einer Göttin bedeutete, wusste ich noch nicht, doch die Zeit drängte. Wrod hatte durch eine Art Spiegel aus roten Diamanten Kontakt zu Zander aufgenommen, den sie jedoch schon vorher informiert hatte.

Er traf nur noch die nötigen Vorkehrungen, um die Soldaten von der anderen Küste abzuziehen. Vielleicht würden sie es ja doch noch rechtzeitig schaffen.

Eigentlich hatte ich vorgehabt, mehr Soldaten aus Mantora nach Galdja zu schicken, doch dafür war es nun zu spät.

Und Wrod konnte nur eine Person auf ihre Weise mitnehmen.

Meine schwarzen Haare pflocht ich eilig zu einem langen Zopf und fixierte ihn mit ein paar Haarnadeln am Hinterkopf.

Dann betrachtete ich mich noch einmal im Spiegel.

Eisblaue Augen blickten mir entgegen, die nicht so fest entschlossen aussahen, wie ich es gerne hätte. Doch es gab kein Zurück mehr.

Als ich mein Gesicht im Spiegel musterte, dachte ich unwillkürlich an Emilian. Das scharf geschnittene Kinn, die blasse Haut, die hohe Stirn und die so hellen, fast weißen Augen zeigten mir erneut, wie ähnlich ich ihm gesehen hatte.

Hatte er auch dort gestanden, bevor er in den Krieg geritten war? Hatte er in den Spiegel gesehen und seine verlorene Tocher erkannt?

"Nein, natürlich nicht. Das ist lächerlich", schalt ich mich selbst und richtete ein letztes Mal meinen Mantel und den Schwertgurt, bevor ich mit durchgedrückten Schultern mein Zimmer verließ.

Auf dem Weg in den Schlosshof verbeugten sich die Diener und Wächter vor mir und ich spürte ihre Erfurcht, aber auch ihre Angst.

Ihre Königin machte sich allein auf den Weg nach Galdja. Wobei ich natürlich nicht ganz allein war.

Wrod wartete an den Stallungen im Innenhof und ihre Hand ruhte sanft auf den Nüstern eines braun weißen Schecken.

Doch ich sah, das ihre Finger angespannt durch das kurze Fell fuhren, während ihre andere Hand unruhig mit ihrem rubinbesetzten Kleid spielte.

Als sie mich sah, breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus, doch es erreichte nicht ihre Augen.

"Es ist alles bereit. Ich habe Zander informiert, dass wir in Kürze zu ihm treffen werden."

"Also los, wir haben keine Zeit zu verlieren", drängte ich ernst und atmete einmal tief durch.

Ich hatte keine Ahnung, was mich erwarten würde, doch ich ließ der Panik und der Unsicherheit keinen Platz.

Das durfte ich nicht. Ich war die Königin und als Königin hatte ich geschworen mein Land zu beschützen.

Selbst vor einer so unerwarteten Bedrohung. Falls sie denn wirklich eine war.

Die Göttin nickte nur kurz und nahm dann meine Hand in ihre.

Die Berührung ihrer eiskalten Haut ließ mich nicht so unwillkürlich zurückfahren, denn ich hatte sie ja kommen gesehen. Trotzdem bereite sie mir Unbehagen, doch vielleicht war das auch der Tatsache geschuldet, dass ich nicht wusste, was jetzt kam.

"Revon, das wird gleich sehr ungemütlich für dich...", sagte die Göttin und ich versteifte mich innerlich noch ein wenig mehr.

"Was soviel heißt, wie?"

"Naja, es könnte sein... was hattest du heute zum Frühstück?"

Ich verdrehte die Augen und gab keine Antwort.

Who am I? | Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt