Lucien Kyrell

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Zander hatte sich an diesem Tag nicht nochmal blicken lassen, sondern war mit Gunskav auf die Jagd gegangen.

Das hatte er schon früher gerne getan, wenn ihn etwas bedrückte oder er wütend war. Gunskav war als Leibwächter und treuer Freund immer mitgekommen.

Das Verhältnis zu mir hatte nur auf Höflichkeit beruht und das war mir ganz recht. Das und das die beiden endlich für den restlichen Tag fort waren, denn so konnte ich ungestört über diese Vision nachdenken.

Alles war so...real gewesen. Ich hatte mich frei bewegen können, ich war ich gewesen. Und was war das an der Tür gewesen?

Dieser Zwischenfall machte mir am meisten Angst.

Nicht zum ersten Mal dachte ich daran, wer mir in dieser Situation hätte helfen können.

Doch hätte er auch darauf eine Antwort gewusst?

Vermutlich. Aber mein Vater war nicht mehr da und so musste ich mit den Dingen allein klarkommen.

Hoffentlich war dies das erste und letzte Mal gewesen, das soetwas passierte.

Vielleicht kam es alles auch nur durch die Aufregung. Fünf völlig Fremde waren hier in diesem Schloss und auch ich starrte an die mit kleinen Vögeln und Ranken bemalte Decke, die ich so gerne studiert hatte, als ich noch klein gewesen war.

Du bist einfach erschöpft

Trotzdem beruhigte mich der Gedanke nicht so, wie er es sollte.

Schließlich schwang ich mich aus dem Bett und kämpfte gegen den Schwindel an. Ich musste jetzt dringend zu einer gewissen Göttin.

Sie war die einzige, die mir vielleicht Antworten würde liefern können.

Schwankend ging ich zur Tür meines Zimmers und hielt mich kurz krampfhaft an dem Türknauf fest.

"Reiß dich zusammen", flüsterte ich und nachdem der Druck in meinem Kopf etwas weniger geworden war, öffnete ich die Tür. Davor standen zwei Soldaten und als ich mich auf den Weg zu Wrods Gemächern machen wollte, verschränkten sie ihre Lanzen vor meiner Nase.

"Es tut uns leid Majestät, aber der König hat angeordnet, dass ihr bis zum Ende des Tages in Euren Gemächern bleiben sollt."

Ach, jetzt bestimmte er sogar schon über mich. War ich etwa sein Kind, was zu Hausarrest verdonnert wurde?!

Verdammter Mistkerl!

"Sagt eurem König, dass ich tun und lassen kann, was ich will. Nicht nur er ist eine Majestät."

Ich wusste, dass in seinem Schloss auch SEINE Regeln galten, doch ich würde mich nicht einsperren lassen.

Die beiden sahen sich verunsichert an und versuchten es erneut.

"Der König hat..."

"Ist mir egal, was euer König gesagt hat!", schnitt ich ihnen barsch das Wort ab. "Ich bin die Königin von Mantora und wenn ihr denkt, dass Zander mich einfach so kontrollieren kann, dann täuscht ihr euch gewaltig."

Mit diesen Worten schob ich die Lanzen mit ein wenig Magie auseinander und ging erhobenen Hauptes an ihnen vorbei. Die Soldaten blieben kurz unschlüssig stehen, folgten mir dann aber und ich verdrehte die Augen.

"Dann werden wir Euch begleiten müssen", meinte der eine wieder gefasster.

Immerhin war dies besser, als den ganzen Tag in meinem Zimmer eingebuchtet zu sein.

Als ich Wrods Gemach gefunden hatte, stand die Tür bereits sperrangelweit offen.

Zander hatte ihr ein Zimmer im nicht komplett zerstörten Königsflügel gegeben, wo sie nun am Balkon stand und in die Ferne blickte.

Who am I? | Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt