Auf dem Weg zu den Verließen liefen mir mindestens ein Dutzend Wachen über den Weg, alle auf dem Weg zu irgendwelchen Posten, die sie einnehmen mussten.
An den Toren zum Kerker angekommen, standen dort nur zwei Soldaten und verneigten sich förmlich vor mir.
"Ich wünsche Auskunft über die Gefangenen zu bekommen", sagte ich rundheraus.
"Tut uns leid, Eure Majestät, aber der König hat angeordnet, dass wir niemanden..."
"Es gab noch zwei andere Leute auf dem Schiff, wo sind sie?", unterbrach ich sie kalt.
Die beiden sahen sich unschlüssig an, bis der eine achselzuckend meinte:
"Sie wurden ebenfalls in die Kerker gebracht, jedoch in den östlichen Teil, getrennt von den Dreien, die zuerst ankamen."
"Und geht es ihnen gut?" Die Frage kam mir selbst dumm vor. Das hätte ich wesentlich besser formulieren können.
Die Wachen runzelten verdutzt die Stirn, doch ein todernster Blick von mir ließ sie wieder ihre gewohnte Miene aufsetzen.
"Sie wurden von einigen Soldaten hergebracht, doch keiner von uns nahm sie fest. Wir wissen nicht, was mit ihnen geschah."
Ich nickte kurz.
"Gut, ich hoffe für eure Kameraden, dass sie unbeschadet sind. Wir können sie noch brauchen."
Die östlichen Verließe waren eigentlich ein eigener, abgetrennter Bereich, in den aufsässige Bürger oder Diener kamen, meist auch nicht für lange.
Zumindest wurde er früher dafür genutzt.
Bei den Verließen angekommen wurde ich positiv überrascht, denn es stand genau ein gelangweilter Soldat vor der Zelle, in der die zwei anderen Fremden hockten.
Er spielte an seinem Speer herum und kratzte sich gähnend an seinem drei Tage Bart. Auf dem Schrank neben ihm stand eine halbleere Rumflasche.
Ich benutzte ein wenig Magie, um am hinteren Ende des Ganges ein Fass umzustoßen.
Der Mann zuckte zusammen und hätte fast seine Waffe fallen gelassen, dann schlich er leicht schwankend in Richtung des umgestoßenen Fasses.
Schnell huschte ich zu der Zelle und warf einen kurzen Blick auf die beiden anderen Fremden.
Der eine war vielleicht siebzehn, hatte ein hageres Gesicht mit hellen, etwas dreckigen blonden Locken und war so blass, wie eine Leiche. Der andere war ein rundlicher Mann mit Bart und großer Nase, der mich ein wenig an Gunskav, Zanders Leibwächter, erinnerte.
Er hatte den Arm um den Jungen geschlungen und riss andauernd Witze, die den Blonden aber kaum interessierten. Der sah aus, als würde er jeden Moment ohnmächtig werden. Seine Hände zitterten, die Augen ruckten angstvoll durch den Gang und er schien nichtmal mitzubekommen, dass der Bärtige mit ihm redete.
Sie sahen äußerlich nicht verletzt aus und trugen auch keine Handschellen.
Anscheinend ging man davon aus, dass Lucien, Lockne und Marwen die eigentlichen Bedrohungen waren.
Schnell schlich ich mich wieder aus den Kerkern und wollte unbemerkt zu meinem Zimmer huschen, bevor der Soldat mich bemerkte.
Heute Abend würde ich Lucien wieder besuchen und ihm als Zeichen meiner Vertrauenswürdigkeit Bericht von seinen Kameraden erstatten.
Doch auf dem Weg zu meinen Gemächern wurden meine Beine plötzlich schwer. Ich ignorierte es, doch als Schwindel mich erfasste, musste ich mich an der Wand abstützen.
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Who am I? | Teil 2
Fantasy𝐃𝐞𝐫 𝐳𝐰𝐞𝐢𝐭𝐞 𝐓𝐞𝐢𝐥 𝐯𝐨𝐧 𝐖𝐡𝐨 𝐚𝐦 𝐈? Sie wurde verletzt und gebrochen, doch nun weiß sie, wer sie ist. Aber ist die Wahrheit über die Herrkunft gleichbedeutend mit dem Wissen einen Teil von sich selbst dabei verloren zu haben? Sie ist...