~ Zwei Tage später
Der große Thronsaal war überfüllt mit Leuten.
Diener und Berater wuselten hektisch zwischen Generälen und Adligen herum und niemand schien wirklich seine Aufgabe zu kennen.
Die Wand, die ich vor einigen Tagen zerstört hatte, war mit einem weinroten Banner abgedeckt worden und viele Blicke blieben nur kurz an der Stelle hängen, ehe sie mich sahen und sich schnell verbeugten.
Die Genugtuung war noch immer da und die Generäle beäugten mich kritisch, doch ich sah ihre Furcht hinter dem Schleier.
Gut. Sollten sie mich fürchten.
Ich hatte Zander damit allein gelassen, die Anhörung vorzubereiten und bereute dies sogleich, als ich das Chaos sah, welches nun hier herrschte.
Die drei Fremden waren immer noch im Kerker und würden erst um Punkt zwölf Uhr in den Saal geführt werden.
Ich war nach dem geheimen Besuch nicht mehr bei Lucien gewesen und hatte nur innerlich hoffen können, dass sie mich nicht verrieten.
Jetzt stand ich in der Mitte des Thronsaals und versuchte das Durcheinander irgendwie zu koordinieren. Eine echte Herausforderung.
Zander war noch nicht aufgetaucht und auch Wrod ließ auf sich warten.
Es hatte eine Krisensitzung vor einem Tag gegeben, bei der alle Generäle, Berater, Befehlshaber und Majestäten dabei gewesen waren.
Wir hatten über das weitere Vorgehen und die mögliche Strafe der drei Eindringlinge gesprochen.
Dabei herausgekommen war jedoch nicht viel.
Ich musste also auf das Urteil nach diesem Prozess warten, denn wirkliche Entscheidungsgewalt hatte ich nicht. Es war Zanders Königreich, also auch seine alleinige Entscheidung, was mit Lucien und seinen Leuten passieren würde.
"Eure Majestät!!!"
Eine zierliche Dienerin rannte auf mich zu und blieb dann vor mir stehen, verbeugte sich tief.
"Ein...ein...Brief für euch", brachte sie schüchtern hervor.
"Von wem?"
"Ich weiß es nicht. Er wurde mir soeben von Eurer Leibgarde überbracht und mir wurde gesagt, ich solle ihn Euch so schnell, wie möglich bringen."
Seltsam.
Ein Brief ohne Absender. Zögernd nahm ich ihn an mich und die Frau verbeugte sich erneut hastig. Dann war sie auch schon wieder verschwunden.
Ich betrachtete den Brief misstrauisch.
Er hatte kein Siegel oder irgendeine Beschriftung, außer meinem Namen in krakeligen Großbuchstaben auf der Vorderseite.
Außerdem sah er schon ziemlich alt aus, das Papier war bräunlich verfärbt und an vielen Stellen eingerissen.
Ich öffnete ihn vorsichtig und wollte gerade anfangen zu lesen, da ertönten die Fanfaren und kündigten den Beginn des Prozesses an.
Ich schob den Zettel zurück in den Umschlag und steckte ihn unter mein Kleid. Dann schritt ich nach vorne und stellte mich neben Zanders Thron.
Ich würde ihn später lesen. Hoffentlich war es nichts allzu wichtiges, doch es musste einfach warten, denn da kam der König mit wehendem Umhang in den Saal gerauscht und wurde von allen bejubelt. Er lächelte sanft und nickte mir kurz zu, ehe er sich auf seinem Thron niederließ.
Zander atmete einmal tief durch und rief dann:
"Bringt die Gefangenen."
Die Doppeltür flog auf und die Fremden wurden hereingeführt, flankiert von acht Wachen.
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Who am I? | Teil 2
Fantasy𝐃𝐞𝐫 𝐳𝐰𝐞𝐢𝐭𝐞 𝐓𝐞𝐢𝐥 𝐯𝐨𝐧 𝐖𝐡𝐨 𝐚𝐦 𝐈? Sie wurde verletzt und gebrochen, doch nun weiß sie, wer sie ist. Aber ist die Wahrheit über die Herrkunft gleichbedeutend mit dem Wissen einen Teil von sich selbst dabei verloren zu haben? Sie ist...