Te Åstranjes - Die Anderen

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Zander kam auf einer braunen Stute angeritten und hinter ihm an die 200 Mann, Galdjaner und Mantori.

Er hatte seine langen Haaren zu einem Knoten gebunden und seine Augenklappe trug das Wappen Galdjas. Außerdem glitzerte sein ausladend besticktes Gewand gold-rot und ich sah sofort, dass dieser Aufzug übertrieben war. Zander hatte sich extra herausgeputzt, doch ich bezweifelte, dass diese Fremden deshalb kapitulieren würden, nur weil der König dieses Landes in den protzigsten Klamotten vor ihnen stand.

Oder ich fühlte mich einfach ein wenig zu schlicht in meinem schwarzen Mantel und dem lockeren Kleid darunter.

Aber gerade darum ging es hier.

Schlichtheit. Das Überraschungsmoment. Und ja, vielleicht sogar ein Hinterhalt.

Ich betrachtete ihn kalt.

"Der Plan? Dein Auftritt war zwar auffällig, aber keiner der Soldaten hat seinen Posten. Ich dachte, ihr hättet das geregelt. Und wo sind die 50 von der Westküste?", fing ich an und wollte ihm gerade auch noch einen Vortrag über seinen eigenen Aufzug halten, doch Wrod ergriff sanft das Wort.

"Revon, mach mal halblang. Es wird alles gut", meinte sie, doch ich ignorierte die Göttin und pfiff meine Männer zu mir. Drei Dutzend machten sich auf den Weg an den Strand und die anderen postierten sich am Rand des Waldes und in den Ausläufern.

Zander gab seinen Soldaten den Befehl, die Mantori zu unterstützen.

Die Männer liefen an mir vorbei und verschwanden zwischen den Bäumen, ein kleinerer Trupp umstellte den Weg zu den Klippen.

Der Rest wartete noch. Wir konnten schließlich nicht alle im Wald oder am Strand postieren.

Zander war inzwischen zu mir gestoßen und lächelte unbeschwert.

"Wir kriegen das hin. Du und ich."

"Als ob es schwierig wäre, falls das nicht doch nur ein dummer Scherz ist", erwiderte ich, ohne ihn anzusehen.

"Das denkst du immer noch?", fragte Zander ein wenig ungläubig.

"Ich bin nicht so naiv, wie du", schoss ich gereizter zurück, als gewollt. Unter der gleichgültigen Fassade floss Nervosität in meinen Adern.

Er seufzte nur und stieg von seinem Pferd, dann richtete er sich an die verbliebenen Soldaten:

"Männer! Alle verteilen sich um die Küste herum, ungefähr eine Meile. Es gibt nur einen guten Punkt zum Anlegen, wenn sie etwas von ihrem Handwerk verstehen, wovon ich definitiv ausgehe."

Zander, Wrod und ich würden unten an der Küste warten, bis sie angelegt hatten, wer auch immer SIE waren.

Wrod schien ruhig, doch ich spürte ihre Anspannung. Sie kannte diese Menschen besser, als wir. Oder zumindest hatte sie sie früher gekannt.

Als wir uns den kleinen Weg hinunter zum Strand bahnten, sah ich bereits das große Schiff, welches beunruhigend nah an der Küste war und mein Herz machte ungewollt einen Satz.

Es war unglaublich riesig. Ich kannte nur die kleinen Boote der Fischer und selbst die besten unter ihnen waren im Vergleich dazu ein Witz.

Zanders Lippen umspielte ein leichtes Lächeln und seine Hände knibbelten aufgeregt an den Knöpfen seiner Ärmel.

Er machte sich keine Sorgen. Er war einfach nur erwartungsfroh, was mich leicht den Kopf schütteln ließ.

Ich wusste nicht genau, was ich fühlte.

War es Unbehagen?

Angst?

Oder einfach Neugier?

"Wenn ich schätzen dürfte, sind sie in zwanzig Minuten am günstigsten Anlegepunkt. Von dort werden sie mit einem kleinen Boot an Land fahren", verkündete Wrod und brach so das Schweigen.

Who am I? | Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt