Erwin ging nicht auf meinen Spruch ein, was ich schon beinahe ein wenig enttäuschend fand.
„Wir müssen reden.", gab er nur knapp von sich und ich zog überrascht meine Augenbrauen nach oben.
„Zum Reden brauchen Sie eine halbe Armee?", fragte ich mit einem ironischen Unterton und deutete mit einem Kopfnicken zu den Bäumen.
„Natürlich hast du sie bemerkt.", nuschelte er leise und es erschlich sich ein Lächeln auf seinen Lippen. Ich konnte mir nicht erklären, was es zu bedeuten hatte, doch es erschien, als würde er sich darüber freuen, dass ich die Soldaten im Baum bemerkt hatte.
„Sie trampeln lauter als ein Haufen Pferde.", kommentierte ich, doch noch immer war ich irritiert über seine Reaktion. Er sollte sich ernsthaft über die Ausbildung seiner Soldaten machen, statt sich darüber zu freuen, dass sie so leicht zu entdecken waren.
„Gut zu wissen.", meinte er noch. Er setzte sich auf einen Baumstamm, der vermutlich zum Holzhacken gedacht war, während der Rest drumherum stand.
„Setzen Sie sich ruhig.", bemerkte ich ironisch sein Verhalten.
„Ich hoffe Sie erwarten nicht noch einen Tee. Wir sind heute erst eingezogen, da drin herrscht noch ein wenig Chaos.", entschuldigte ich mich spielerisch, doch wieder ignorierte er diese Bemerkungen lediglich.
„Wir haben gesehen, wie du diese Titanen getötet hast. Du hast eine militärische Ausbildung genossen, oder?"
„Zum Glück nicht bei euch, sonst wäre ich vermutlich tot."
„Du hattest mehr Glück als Verstand.", gab nun Levi von sich.
„Die meisten deiner Schritte waren unbedacht und es gab mehrere Momente, wo du nur knapp mit dem Leben davongekommen bist."
„Aber ich bin entkommen.", zwinkerte ich ihm zu und für einen kleinen Moment fühlte ich mich wie Captain Jack Sparrow, was mich zum Grinsen brachte.
„Wo hast du das gelernt?", fragte Erwin wieder. Ich konnte ihm schlecht sagen, dass ich in einer Spezialeinheit der Bundeswehr in Deutschland arbeitete. Er würde nichts verstehen und ich wusste nicht, inwieweit sie bereits wussten, dass es außerhalb dieser Insel noch weitere Kontinente und Menschen gab und ganz sicher wollte ich nicht die gesamte Nacht hier sitzen und es ihnen erklären.
„Können wir den Smalltalk überspringen und Sie kommen gleich zu dem Punkt, an dem Sie mir sagen, was Sie von mir wollen?"
„Wir wollen euch in unserer Einheit."
„Abgelehnt. Gehen Sie wieder?"
„Nein. Du hast unsere Leute verletzt und sogar getötet. Wir könnten euch als Strafgefangene aufnehmen und der Militärpolizei übergeben. Diese sind bei der Tötung von Soldaten nicht zimperlich und es gibt die sofortige Todesstrafe für Soldatenmord."
„Klingt verlockend.", meinte ich ironisch.
„Außerdem haben Sie es gerade gesagt, ich habe ihre Leute verprügelt und getötet. Sicherlich werden Sie uns herzlich in ihrer Mitte empfangen."
„Wir verstehen, dass ihr euch bedrängt gefühlt habt und dass ihr aus Notwehr gehandelt habt. Es wird nicht einfach sein, euch das Vertrauen der Soldaten zu gewinnen, doch sie werden den Nutzen, denn du hast, anerkennen."Genervt rieb ich mir meine Stirn. Sie hatten sich den denkbar ungünstigsten Zeitpunkt dafür ausgesucht und sie wussten das. Ich hatte keine Kraft zu kämpfen, doch ich wusste nichts über sie. Ich konnte mich nicht auf das verlassen, was ich aus dem Anime und Manga kannte.
„Dann werden Sie uns wohl mitnehmen müssen.", eröffnete ich ihm meine Entscheidung und kaum hatte ich das ausgesprochen, als ich das Klirren in den Bäumen hörte, was mir signalisierte, dass sich ca. ein dutzend Soldaten zum Kampf bereit machten.
Ich sah Erwin stur in die Augen und auch sein Blick war auf mich fixiert, als ich weitersprach:
„Die optimale Lösung wäre, dass Sie uns einfach in Ruhe lassen. Verschwinden Sie. Wir werden uns der Mauer nie wieder nähern. Sie werden uns nie wieder zu Gesicht bekommen.
Wenn Sie uns gefangen nehmen, und das werde ich Ihnen versprechen, werde ich so viele Menschen wie möglich mit in den Tod reißen. Ob Mann oder Frau. Ob Soldat oder Zivilist. Ob Jung oder Alt. Sie alle werden sterben und Sie werden die Schuld jedes einzelnen Toten auf Ihren Schultern tragen."„So wie du es bei Sasha getan hast?", meldete sich dieses Mal Hanji zu Wort und ich sah zu ihr rüber und biss die Zähne zusammen.
Ich hatte die Drohung ausgesprochen, in der Hoffnung, dass sie uns in ruhe lassen würden, doch natürlich hatten sie gesehen, wie ich nicht im Stande war sie zu töten, auch wenn sie Caro in Gefangenschaft gehalten hatte.
Mein Blick glitt ins Feuer und ich knirschte vor Wut mit den Zähnen.
Erwin schien zu bemerken, dass ich mit mir hagerte, also fing er an zu reden:
„Für mich sieht die optimale Lösung so aus: Ihr kommt mit zum Stützpunkt des Aufklärungstrupps außerhalb der Mauern, dort bleibt ihr mit einigen Außerwählten Soldaten, bis ich alles im Hauptquartier geregelt habe. In der Zeit werden wir sehen, was ihr draufhabt. Ihr seid geschützt, habt etwas zu Essen und ein Bett zum Schlafen."
„Das klingt gar nicht schlecht, oder?"
Es war Caros Stimme und ich drehte mich zu ihr um. Ich hatte sie nicht gehört, doch sie stand an der Tür und sah zu mir runter. Sie kam zu mir und setzte sich neben mich.
„Denk dran...", fing sie an und ich merkte, wie erschöpft sie aussah.
„...Wir sind seit drei Tagen auf der Flucht, wir hatten nichts zu Essen und du hast ständig für uns Beide gekämpft. Ich bin müde und ich weiß, dass du es auch bist. So haben wir die Möglichkeit in Sicherheit zu sein. Du musst das nicht alleine machen."
Auch wenn sie es nicht aussprach, wusste ich, dass sie es nur aus Sorge um mich annehmen wollte. Sie wollte nicht, dass ich die Verantwortung für uns beide übernahm und möglicherweise dabei umkam. Sie wollte, dass wir in Sicherheit waren und wenn ich darüber nachdachte, ließ mir Erwin sowieso keine Wahl.
Ich konnte nicht kämpfen und er würde uns nicht fliehen lassen.Ich starrte immer noch Caro an, als ich zu Erwin sprach:
„Wie sind eure ärztliche Ausstattungen?"
Er schien etwas über die Frage überrascht, doch er antwortete darauf:
„Für alles akute haben wir Hanji, sie könnte sich nun auch deine Verletzungen ansehen. Im Hauptquartier gibt es Ärzte und Krankenschwestern."
Ich sah wieder zu Erwin und auch, wenn ich keine andere Wahl hatte, fragte ich:
„Wie sind eure Bedingungen?"
„Ihr werdet Teil des Aufklärungstrupps-"
„Nein.", widersprach ich sofort.
„Ich werde Teil. Sie übernimmt eine andere Aufgabe."
Erwins Blick wanderte sofort zu Caro, doch dieses Mal war es wieder Levi, der sich zu Wort meldete.
„Wir haben Ausbilder, die selbst jemanden wie sie-"„Nein!"
Ich ließ ihn nicht ausreden und ich merkte an seinem Blick, wie sehr es ihm missfiel, dass ich ihn unterbrochen hatte, doch das war mir in diesem Moment egal.
Erwin sah noch einen Moment zwischen uns hin und her, ehe er schließlich nickte.
„Wir werden sie in die Küche einteilen, doch offiziell werde ich euch beide als Teil des Aufklärungstrupps beim Rat melden."
Ich hörte noch die anderen Bedingen, in dem es hieß, dass ich die mir höher gestellten Soldaten auch als diese ansehe und mich ihnen nicht widersetze. Dass wir jegliche Information, die dem Aufklärungstrupp behilflich sein würde, sofort mitteilen musste und eine Selbstauskunft über uns.
Caro und ich sahen uns einen Moment an. Sie nickte ganz sachte und ich seufzte ergeben. Dann sah ich wieder zu Erwin.
„Wir nehmen an.", sprach ich und es fühlte sich an, als sei es ein Todesurteil.„Dann heiße ich euch herzlich im Aufklärungstrupp willkommen...!"

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Soldier _Levi x Reader_
Fiksyen PeminatAls erfahrene Soldatin der neuen Welt tauchst du in der Welt von Attack on Titan auf. Doch es ist nicht so, wie du sie aus den Mangas kennst und du musst jeden deiner Schritte genau überlegen, um in dieser Welt zu überleben.