Hanji kam als erstes zu mir. Sie hatte einen Kasten in den Hand und lächelte mich an, als sie sich vor mich hockte.
„Ich werde grob deine Wunden versorgen."
Es war keine Frage, doch sie wartete, bis ich nickte. Sie nahm als erstes meine Hände, die aufgeschürft waren.
„Dass du damit überhaupt noch ein Schwert halten konntest grenzt an ein Wunder. Du musst eine unglaubliche Willenskraft haben."
„Ja.", bestätigte Caro neben mir.
„Sie ist der sturste Mensch, den ich kenne."
„Anscheinend nicht stur genug.", grummelte ich vor mich hin, während ich dabei zusah, wie Hanji einen Verband um meine Hände wickelte.
Manchmal verfluchte ich Caro. Sie war eine liebenswerte und zarte Frau und sie war so extrovertiert, dass es ihr nicht schwer fiel, dass alle Menschen um sie herum sie mochten.
Und sie wusste ganz genau, dass sie mein Schwachpunkt war, weswegen ich auch in diesem Punkt nicht nachgeben konnte und diesem bescheuerten Deal zugestimmt hatte.Ich sah nach oben, als ich sah, dass die Soldaten von den Bäumen runtergekommen waren und Anweisungen von Levi erhielten.
Ich erkannte Auruo, Eid, Petra, Gunther, Armin, Eren, Jean und Connie unter ihnen. Die älteren schickte Levi fort, während die jüngeren dablieben.
„Bei den restlichen Verletzungen kann ich erst einmal nichts machen.", teilte mir Hanji mit und wieder setzte sie ihr Lächeln auf.
Ich vermutete, dass Erwin ihr gesagt hatte, dass sie sich um mich kümmern sollte. Er wollte sich gut mit mir stellen, doch ich erkannte, dass ihr Lächeln nicht echt war.
Ich nickte und sie wollte bereits aufstehen, als ich sie noch etwas fragen musste, was mir auf der Seele brannte:
„Der Mann..."
Sie stoppte in ihrer Bewegung und hörte mir zu.
„...den ich erwischt und von der Mauer geschubst hatte. Lebt er?"
Dieses Mal setzte sie kein gezwungenes Lächeln auf, als sie mir antwortete:
„Er hat viel Blut verloren und ist noch nicht bei Bewusstsein, doch ich denke, dass er es überstehen wird. Petra hat ihn davor bewahrt auf den Boden zu knallen. Sonst wäre er tatsächlich gestorben."
„Gut.", antwortete ich ihr knapp. Auch wenn Erwin sagte, dass sie Verständnis für unsere Situation hatten, hasste ich es zu töten. In den Momenten dachte ich nicht darüber nach, da herrschte nur mein Wille zu überleben, doch ich bedauerte jeden Menschen, der das Leben durch meine Hände ließ.Ich erhob mich und ich sah, wie Connie und Armin automatisch zu ihren Waffen griffen, sie jedoch nicht zogen, da Levi eindringlich auf sie einredete.
Ich sah zu ihnen und spürte das Misstrauen, was ich definitiv verdient hatte. Ich wusste nicht, wie ich hier eine Zukunft haben sollte und ich hoffte einfach nur, dass wir bald einen Weg finden würden, in unsere Welt zurück zu kehren.Ich ging zu meinen Sachen. Sie waren immer noch feucht, doch da ich nicht die ganze Zeit über in Unterwäsche verbringen wollte, zog ich sie über.
Ich band gerade meine Stiefel zu, als ich merkte, wie Levi neben mir stehen blieb.
„Ich werde dich nicht aus den Augen lassen.", drohte er mir.
„Auch wenn Erwin es tut, ich werde euch nicht vertrauen."„Einverstanden.", gab ich gelassen von mir.
„Auch ich vertraue euch nicht."Ich sah nicht noch einmal zu ihm und ging direkt zu Caro. Wir liefen gemeinsam hinter Erwin her. Ich sah Caro an, dass sie sich einfach nur noch auf den Schlaf freute. Doch plötzlich fiel ihr etwas ein. Sie zuckte zusammen und schlug mir erschrocken auf die Schulter, damit ich ihr zuhörte.
„Bist du dumm?", zischte ich aufgebracht, doch sie ignorierte meine Frage, sondern sprach einfach viel zu laut und aufgeregt drauf los:
„Was machst du eigentlich, wenn wir reiten müssen?"
Ich verdrehte genervt die Augen, doch sie begann zu prusten und ich sah schon, wie ihr die Tränen in den Augen standen, weil sie versuchte, ihr Lachen zu unterdrücken.
„Gibt es damit ein Problem?", mischte sich Erwin nun ein, der natürlich alles von der Konversation mitbekommen hatte.
„Nein.", sagte ich, doch Caro begann laut los zu lachen. Ich hätte sie doch von dem Titanen fressen lassen sollen.„Wie machst du das dann?", fragte sie und versuchte sich wieder zusammenzureißen.
„Ich kriege das schon hin.", grummelte ich vor mich hin und als sie wieder einen Lachanfall erlitt, schlug ich ihr mit der Hand auf dem Hinterkopf.
Sie rieb sich die schmerzende Stelle, doch hielt endlich die Klappe.
Ich hasste reiten. Und ich hasste Pferde. Ich hielt sie für unberechenbar, denn meiner Erfahrung nach gab es zwei Dinge, vor der sich Pferde fürchteten:
Vor allem, was sich bewegte und vor allem, was sich nicht bewegte.
Man wusste nie, wann ein Pferd plötzlich wieder in Panik geriet, und damit konnte ich nicht umgehen. Ich hasste es einfach.
Sie erinnerten mich ein wenig an abnorme Titanen, wo ebenfalls nicht vorhersehbar war, was sie als nächstes taten.
Wir kamen an den Waldrand, wo die Pferde am Baum angebunden waren. Also Caro die Pferde sah, merkte ich, wie sich der nächste Lachanfall anbahnte, doch es reichte ein böser Blick von mir und sie blieb still.
Ich stellte erleichtert fest, dass einen Wagen gab, der von zwei Pferden gezogen wurde. Jeder der Soldaten setzte sich auf ein Pferd und wir, also Caro und ich, wurden mit Levi auf den Karren verfrachtet.
Levi saß uns gegenüber und ich spürte seinen Blick auf mir ruhen, doch ich ignorierte ihn. Ich setzte mich auf die Bank, lehnte meine Ellenbogen auf meine Knie und ließ meinen Kopf hängen.
„Ihr seid seit drei Tagen hier draußen unterwegs?", hörte ich Levi fragen und ich wusste nicht, wen von uns beiden er fragte, doch ich war froh, dass Caro es war, die antwortete:
„Ja."
„Wie konntet ihr das überleben?"
„Wir haben uns meistens nur nachts bewegt und uns tagsüber vor den Titanen versteckt. Seit gestern hatte uns aber einer verfolgt."
„Habt ihr ihn getötet?", hörte ich nun Hanji fragen, die neben dem Karren ritt.
„Erst heute.", antwortete ihr Caro.
„Wir hatten vorher nur eine Axt. Sie hat ihn immer wieder bewegungsunfähig gemacht, sodass wir uns einen Vorsprung verschaffen konnten, aber ihn zu töten ging erst in der Stadt."
„Sie hat mehrmals gegen den Titanen gekämpft, bevor sie ihn töten konnte?", hörte ich Hanji erstaunt rufen.
„Wie hat sie das geschafft?!"
Und bevor Caro wieder antworten konnte, meldete ich mich zu Wort.
„Wie er schon sagte..."
Ich hob meinen Kopf und deutete mit meiner Hand zu Levi.
„...mehr Glück als Verstand."
Ich schenkte Caro einen vielsagenden Blick und sie verstand sofort, dass es mir missfiel, dass sie soviel erzählt hatte, auch wenn es nichts relevantes war.
„Ihr seid sicherlich erschöpft.", hörte ich Erwin sagen, der ebenfalls bei uns ritt.
„Für heute werden wir uns nur noch in die Betten begeben und morgen wollen wir mehr von euch erfahren."
„Jawohl.", gab Caro von sich und ich merkte, wie begeistert sie davon war zum Aufklärungstrupp zu hören.
Ich spürte jedoch Levis Blick immer noch auf mir ruhen und ich wusste, dass ich auch diese Nacht kein Auge zumachen würde, weil ich mir nicht sicher war, ob er mich nicht doch im Schlaf umbrachte...
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So, letztes Kapitel für heute. Morgen gehts dann weiter ;)
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Soldier _Levi x Reader_
Fiksi PenggemarAls erfahrene Soldatin der neuen Welt tauchst du in der Welt von Attack on Titan auf. Doch es ist nicht so, wie du sie aus den Mangas kennst und du musst jeden deiner Schritte genau überlegen, um in dieser Welt zu überleben.