Eigentlich war es ein ganz typischer Samstagmorgen. Wir standen auf und gingen zusammen duschen, bevor ich den Tisch fürs gemeinsame Frühstück deckte. Wir genossen in Ruhe ein paar Tassen Kaffee und lauschten der Stille. Na gut, ich hielt es nicht besonders lang aus, bevor ich Minho mit all meinen Gedanken vollbrabbelte. Irgendwann lies der Gedanke nicht los, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Er hatte mir im Vergleich zu sonst noch nicht einmal gesagt, dass mein endloses Erzählen am Morgen echt anstrengend war und seine Antworten waren immer ziemlich knapp. Ständig schaute er auf sein Handy, das er in den meisten Fällen dann in seine Hose steckte, anstatt es auf dem Tisch liegen zu lassen. Etwas bedrückt fragte ich ihn irgendwann, ob alles in Ordnung ist und er versicherte mir, dass er nur von etwas total gestresst war, wollte mir aber einfach nicht verraten, von was. Er meinte, ich solle das mal schön seine Sorge sein lassen. Ich schrieb Ahri eine Nachricht, was mich bedrückte und sie versuchte mich zu beruhigen. Ich fragte sie, ob irgendwas in der Firma los war, was ihm Sorgen bereitete, aber ihr fiel nichts ein, was es hätte sein können. Minho gesellte sich zu mir ins Wohnzimmer, wo ich gerade auf dem Sofa saß und auf meiner Konsole wild ein paar Knöpfe drückte. "Was willst du heute Abend essen?", fragte er mich und ich schlug ihm vor, dass wir mal selbst Burger machen könnten. Über meine simplen Vorlieben musste er leise lachen, dann sagte er mir, dass er kurz in die Firma müsse und im Anschluss gleich einkaufen wollte. Völlig selbstverständlich stand ich auf und wollte mich umziehen, da sagte er mir, dass er es schöner fänd, wenn ich hier warten würde und schon mal alles aufräumte. Irgendwas stimmte ganz und gar nicht. Normalerweise freute er sich immer, wenn ich mitkam. Okay, nun machte ich mir ernsthaft Sorgen.
"Ahri, hier läuft irgendwas nicht richtig.", sagte ich meiner Freundin, als sie ans Handy ging. "Wieso? Was ist denn genau passiert?", fragte sie. Ich erklärte ihr, dass Minho sich den ganzen Morgen schon so komisch verhalten hatte und dass er mich nicht mit in die Firma nehmen wollte. "Ob er wen umbringen und mich nicht mit reinziehen will?" - "Wenn sie die Leichen finden, werden wir es wissen. Im Büro laufen seit einiger Zeit Wetten, wo er wen vergraben hat.", antwortete sie zynisch. Sie war mir echt keine große Hilfe. "Ji, er wird seine Gründe dafür haben und vermutlich wird sich das Ganze in ein paar Tagen als harmlos herausstellen.", versuchte sie mich aufzumuntern. Wir quatschten noch ein wenig, dann legten wir auf und ich lies mich in die vielen weichen Kissen auf dem Sofa fallen. Was konnte es sein, was ihn so beschäftigte? Vielleicht steckte er ja wirklich in Schwierigkeiten. Auch beim Aufräumen und Putzen konnte ich mich nicht von meinen Gedanken lösen. Ich wollte für Minho da sein, wenn es zur Abwechslung mal ihm schlecht ging, aber ich konnte nicht für ihn da sein, wenn ich nicht wusste, was mit ihm los war! Mittlerweile war ich selbst total angespannt und hätte vor Wut platzen können, als ich den Verschluss meines Halsbands einfach nicht zu bekam. Ich atmete ein paar mal ein und aus, legte mir das Halsband in den Nacken, sodass ich im Spiegel sehen konnte, was ich tat. Geht doch! Kurz danach steigerte ich mich wieder in meine Wut, als ich einen meiner Ringe nicht finden konnte. "Verdammte Scheiße, das kann doch nicht wahr sein!", schrie ich, trat wütend gegen den Unterschrank und fragte mich, ob Frauen sich genauso fühlten, wenn sie ihre Tage hatten. Ich kuschelte mich wieder auf unser gemütliches Sofa und nahm meine Konsole. Automatisch schaute ich auf die Uhr, um zu überprüfen, wie lange ich noch spielen durfte.
Nachdem ich Minho im Flur kniend begrüßt hatte, räumte ich den Einkauf ein. Er sagte: "Mittlerweile freue ich mich schon so richtig auf die Burger!", was ich mit einem kurzen Lächeln abnickte. "Minho, ich mache mir echt Gedanken, was ist denn passiert?", gestand ich ihm. "Es ist nichts passiert, worum du dir Sorgen machen musst. Ich musste etwas wahnsinnig Wichtiges klären und nun ist es erledigt.", sagte er und zog mich vom Kühlschrank weg, um mich zu umarmen. Es schien tatsächlich so, als hätte sich seine Laune etwas gebessert. "Weißt du eigentlich, dass in der Firma Wetten laufen, wo du Leichen vergraben hast?", informierte ich ihn und er sagte lachend, dass das nie jemand rausfinden würde. "Kannst du mir nicht einfach sagen, was passiert ist? Ich kann sonst wieder nicht schlafen.", jammerte ich. Seine Antwort machte es wenigstens etwas besser: "Ji, gestern ist einfach etwas schief gelaufen, um das ich mich eben kümmern musste. Ich verspreche dir, dass du davon erfährst, aber erst, wenn alles geklärt ist.". Ich lies ihn vorerst in Ruhe. Da ich so ordentlich aufgeräumt hatte, erlaubte mir Minho, mir ein neues Spiel für meine Switch auszusuchen und verlängerte sogar meine Videospiele-Zeit. Während ich das neue Spiel anfing, lag er neben mir auf dem Sofa, meinen Kopf legte ich auf seinem Bauch ab. Er strich durch mein Haar und genoss es, dass ich endlich meine Klappe hielt. Ich bekam eine Nachricht von Ahri: "Und? Hast du was rausfinden können??" - "Nicht wirlich, aber er ist zumindest besser drauf.". Es folgten viele bunte Sticker von ihr und ich schickte als Antwort einfach nur noch einen Einhorn-Smiley. Während ich mit Ahri schrieb, fiel mir ein, dass ich ihn noch auf das Thema Eifersucht ansprechen wollte. War das jetzt echt der richtige Zeitpunkt? Wohl eher nicht, denn ich war einfach nur froh, dass er gerade wieder normal wirkte. Unwichtig war es mir aber nicht, also überwand ich mich. "Macht es dir etwas aus, dass ich mit Ahri ständig zusammensitze und so viel mit ihr schreibe?", kam es ungewollt leise aus mir heraus. Er schob sich auf dem Sofa nach oben, sodass mein Kopf nun auf seinen Schoß rutschte. "Meinst du wegen gestern? Ji, ich habe da bloß einen Spaß gemacht. Ich freue mich unglaublich doll für dich, dass du eine Freundin gefunden hast. Ich selbst mag Ahri auch unfassbar gern und ich wette, dass wir selbst befreundet wären, wenn ich nicht ihr Chef wär. Du brauchst dir also keine Gedanken machen! Abgesehen davon kette ich dich einfach irgendwo fest, wenn es mir zu blöd wird.". Ja, das war nun wirklich eine Antwort, die mir versicherte, dass er wieder ganz der Alte war.
Wir saßen beim Abendessen und ich freute mich riesig über die mit Liebe zubereiteten Burger. Als ich genüsslich abbiss, stellte mir Minho eine Frage, wegen der ich mich fast verschluckte: "Willst du Kinder haben?". Das kam plötzlich. Ich klopfte mir ein paar mal mit der Faust auf die Brust, sodass das Essen in meinem Mund in die richtige Röhre rutschte, schluckte es runter und räusperte mich. "Naja, ich mag Kinder, aber ich weiß nicht, ob ich ein guter Vater wäre. Sind wir mal ehrlich, ich habe so viele Macken, dass ich mich eigentlich selbst noch wie ein Kind verhalte.", gestand ich ihm und fragte, wie er auf das Thema kommt. "Meine Eltern möchten dich doch unbedingt kennenlernen und ich wollte die Fronten klären, bevor meine Mutter uns damit nervt, wann wir endlich ein Kind adoptieren.", sagte er und biss in seinen Burger. Ich liebe Kinder, gar keine Frage. Aber war ich in der Lage, mich so um es zu kümmern, dass es glücklich war? Ich schaffte es gerade mal halbwegs, allein in einen Laden reinzugehen, wie sollte ich es aber schaffen, mit meinem Kind auf einen Spielplatz zu gehen, der voller Fremder war. Arztbesuche, Elterngespräche, die vielen Kontrollen und Gespräche vor der Adoption... Würde mein Kind vielleicht sogar dafür ausgelacht werden, dass es zwei Väter hat? Die Gesellschaft war zwar allgemein offener geworden, aber noch immer gab es zu viele Menschen, die einen für schlechter hielten, weil man eine andere Sexualität hatte. Ich fragte Minho, wie seine Meinung ist und er sagte zögernd: "Eigentlich war ich immer fest davon überzeugt, dass ich keine Kinder will, aber seitdem ich dich habe, ist der Wunsch irgendwie doch ziemlich groß geworden. Ich habe bloß Angst, dass ich wegen meiner Arbeit nicht genug Zeit habe.". Sofort fielen mir die endlosen Stunden ein, die ich als Kind allein verbrachte. So oft hatte ich allein essen müssen. Niemand war da, der mit mir spielte oder mir zum Einschlafen eine Geschichte vorlas. Keiner war da, um mich zu trösten, wenn ich mir das Knie aufgeschlagen hatte. Das war etwas, was ich keinem Kind antun wollte. Würde es bei uns anders sein? Immerhin könnte ich zuhause bleiben und mich um das Kind kümmern. Aber es ist doch wichtig, dass beide Elternteile Zeit mit dem Kind verbringen. Und was wäre, wenn Minho irgendwann doch die Nase voll hatte, sich durchgehend um mich kümmern zu müssen und mich verlies. Nicht, dass ich mir ernsthaft Gedanken darum machte, aber trotz allem konnte man so etwas ja nie komplett ausschließen. Oder noch schlimmer: Was, wenn Minho stirbt?! Oh nein, das war etwas, worum ich mir bisher noch nie Gedanken gemacht hatte. Jetzt traf es mich, wie ein Schlag ins Gesicht. Ein Leben ohne diesen Mann an meiner Seite? Wie sollte ich das jemals schaffen? Tränen stiegen in meine Augen und ich fragte mit zitternder Stimme: "Sag mir bitte nicht, dass du beim Arzt warst und eine schlechte Diagnose bekommen hast.". "Was? Nein, ich bin kerngesund! Du bist in deinen Gedanken schon wieder ganz woanders gelandet, Ji!", sagte er und ich war erleichtert, dass ich so falsch lag. Ich beruhigte mich schnell, nachdem ich diesen Gedanken ganz tief in mir vergrub und kam zum ursprünglichen Thema zurück: "Was wäre, wenn du für ein paar Jahre einiges an Aufgaben an andere Leute abtrittst? Dann wärst du immer noch der Chef, hättest aber zumindest Nachmittags Zeit, dich mit um das Kind zu kümmern. Du musst ja nicht 24/7 zuhause sein, aber wenigstens ein paar Tage in der Woche, wäre schon schön.". Er nickte und gab mir zu verstehen, dass das wohl die beste Lösung war. Sein Blick sprach Bände. Ich wusste genau, dass es ihm schwer fiel, Aufgaben abzugeben. "Wärst du denn dolle traurig, wenn du keine Kinder hättest?", fragte ich vorsichtig und er antwortete mir, während er mich direkt mit seinen dunklen Augen ansah: "Naja, zur Zeit fehlt es mir nicht, aber wer weiß, wie es in ein paar Jahren aussieht. Ich will nicht irgendwann morgens aufwachen und mir denken 'hättest du doch bloß'. Und ich glaube fest daran, dass ein Kind unser Leben bereichern würde.". Diese weiche Seite an ihm kam nur seltenst zum Vorschein. Immer dann, wenn ihn wirklich etwas beschäftigte. In meinem Kopf spielten sich auf einmal so viele Bilder ab, wie Minho mit einem Kind auf dem Arm durch die Gegend lief. Mit seiner liebevollen Art würde er es bestimmt jedes mal schaffen, das Kind zu beruhigen. Er würde sich so liebevoll um es kümmern und es vor allem Bösen auf dieser Welt beschützen. Niemals würde er zulassen, dass diesem kleinen Wesen etwas passiert. Nun stellte ich mir vor, wie auch ich ein Kind im Arm halten würde. Ich würde immer für es da sein. Würde es in den Arm nehmen, wenn es mich brauchte. Ich würde mir all seine Sorgen anhören und es trösten, wenn etwas passiert war. "Minho, ich will ein Kind mit dir großziehen.", sagte ich noch halb in Gedanken versunken, da sprang er von seinem Stuhl auf, zog mich fest an sich und ich hörte ein leises Schluchzen von ihm.___________________________________________________________________
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"Be a good boy." - Minsung -
Fanfic"Da stand ich nun vor seinem riesigen Bett und überdachte all meine bisherigen Lebensentscheidungen. Vor mir lagen ein schwarzes Top, ein sehr kurzer schwarzer Faltenrock, kniehohe Strümpfe mit Spitzenrand und ein Haarreif mit einer überdimensional...