Abschiede

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„Zauberstab?"

„Hab ich!"

„Genug Umhänge?"

„Klar!"

„Deine Schuhe hast du auch nicht wieder vergessen?"

„Remus, ich bin nicht diejenige, die gleich für ein halbes Jahr weg sein wird, ich hab nur für ein paar Tage packen müssen", erinnerte Phillis ihren Mann amüsiert, „Was ist mit dir? Hast du alles?"

Gerade betraten sie zusammen den Bahnhof King's Cross in London. Phillis hatte nur einen Rucksack mit den wichtigsten Gegenständen dabei – am Nachmittag hatte sie ein wichtiges Spiel mit den Holyhead Harpies gegen die Caerphilly Catapults (kein besonders aufregendes oder gutes Team, aber Phillis nahm jedes Spiel ernst) und sie würde gleich weiterreisen müssen, sobald Remus mit dem Hogwarts Express in Richtung Schottland verschwunden war. Gwenog, die Kapitänin des Teams, würde Phillis wahrscheinlich köpfen, wenn sie auch nur eine Minute zu spät kommen würde.

Dafür hatte Phillis auch schon ihren Reisebesen dabei, den sie viel lieber nutzte, als zu apparieren. Die Muggel am Bahnhof musterten Phillis zwar verwirrt, vermutlich dachten die aber, dass Phillis eine Putzfrau war.

Remus sah ziemlich fertig aus. In der Nacht zuvor war Vollmond gewesen und die Folgen davon waren am Tag danach immer zu sehen. Er war erschöpft, vermutlich tat ihm sein ganzer Körper weh (obwohl Phillis ihn (so weit wie möglich – Remus hatte darauf bestanden, dass sie ihre Kräfte für das Spiel später brauchen würde) geheilt hatte) und nach solchen Nächten fühlte Remus sich immer ein wenig verletzlich und angreifbar, was ihn unterm Tag nervös machte. Phillis hatte bisher immer darauf geachtet, in seiner Nähe zu bleiben in der Hoffnung, dass er das Gefühl haben würde, bei ihr sicher zu sein.

Dieses Mal aber würden sich ihre Wege genau an so einem Tag trennen und Phillis war schon kurz davor gewesen, Gwenog zu sagen, dass eine der Ersatz-Jägerinnen statt ihr spielen sollte, aber Remus hatte das abgelehnt. Er hatte ihr sogar gesagt, dass er sie persönlich aus dem Zug treten würde, wenn sie auch nur auf die Idee käme, ihn auf seiner Reise zu begleiten.

Sie hatten darüber letzte Woche lange diskutiert und letztendlich hatte Phillis nachgegeben – es war Remus' Entscheidung, sie sollte das akzeptieren.

Das hinderte sie aber nicht daran, Remus bis zum letzten Moment zu bemuttern.

Sie trug seinen verzauberten Koffer (sie hatte ihn tatsächlich mit den Worten Professor R. J. Lupin gravieren lassen) und hatte einen Arm um seine Schultern geschlungen, um ihn ein wenig zu stützen.

„Ich denke schon", antwortete Remus, „Es ist schon eine Weile her, seit ich das letzte Mal meinen Koffer für Hogwarts hab packen müssen..."

„Ich hoffe, du hast die Stinkbomben zu Hause gelassen", warnte Phillis ihn gespielt streng, „wenn ich höre, dass du irgendwelchen Unsinn angestellt hast, schicke ich dir einen Heuler!"

Remus begann verschmitzt zu grinsen. „Jetzt habe ich das Bedürfnis, etwas anzustellen, nur um zu sehen, ob du es durchziehst."

„Ha!", machte Phillis. Sie gingen die Treppen zum Bahnsteig hoch und obwohl Phillis ihren Besen, Remus' Koffer, ihren eigenen Rucksack und (zum Teil) Remus trug, sprang sie schon beinahe voll Energie hoch und wurde nur von Remus ein wenig zurückgehalten, der so aussah, als würde ihm jeder Schritt nach oben schmerzen. Wahrscheinlich war das auch so und er verbarg den größten Teil vor Phillis, damit sie sich keine Sorgen machte. Ohne viel Erfolg – Phillis durchschaute ihn immer.

Sie traten beide ohne Probleme durch die Mauer, die zum Bahnsteig 9¾ führte und sofort fühlte Phillis sich wieder wie eine Schülerin.

Sie waren viel zu früh, aber trotzdem waren schon ein paar erste Schüler mit ihren Familien am Bahnsteig. Die knallrote Dampflok stand auch schon bereit und als Phillis sie sah, erkannte sie, wie unendlich froh sie war, dass sie nicht da einsteigen und nach Hogwarts fahren musste.

Achilles | Remus Lupin [3]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt