Das irische Nationalteam

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Sie hätte jemanden nach ihrem Zimmer fragen können, aber nachdem sie ihren ersten Beobachtungsgang hinter sich gebracht hatte, sehnte sie sich nach ihrem ersten Kaffee am Tag.

Wage konnte sie sich vorstellen, wie Remus ihr tadelnd sagte, sie sollte auch noch etwas Festes essen.

Sie fragte also nicht nach ihrem Zimmer, sondern nach der Cafeteria und wurde da unter Jubelschreien begrüßt – das restliche irische Team war ebenfalls angekommen und hatte sich an einem Tisch versammelt.

„Da ist sie ja!", rief Ulicia Moran, ebenfalls eine Jägerin und nur ein oder zwei Jahre jünger als Phillis, mit dunkler Haut und zimtfarbenen Haaren.

„Wir haben uns schon gedacht, du wärst entführt worden!", fügte Finbar Quigley hinzu. Finbar war einer der Treiber und hatte eine eher ungewöhnliche Statur für diese Position. Er war sehr dürr, dafür aber großgewachsen – ein wenig wie Remus, fand Phillis. Seine Armmuskeln und Schultern waren aber sehr definiert und er war einer der besten Treiber, die Phillis je gesehen hatte. Nicht einmal Sirius oder Marlene hätten es mit ihm aufnehmen können, aber Finbar hatte auch einige Stunden mehr trainiert als ihre ehemaligen Teammitglieder aus Hogwarts.

„Fehlalarm", meinte Phillis grinsend und stellte ihren Besen an einer Wand ab, bevor sie sich als erstes an dem großen Buffett bediente, das man nur für die Hausbewohner vorbereitet hatte. Selbst für die Tatsache, dass sie als Sportler sehr viel zu sich nehmen konnten, war es viel zu viel.

Als erste suchte Phillis den Kaffee – es gab drei Kannen davon, die immer magisch erhitzt wurden. Sie machte sich nicht einmal die Mühe, mehrmals aufzustehen, schnappte sich einfach eine Tasse, Löffel und den Zucker, bevor sie mit der ganzen Kanne zum Tisch ihres Teams ging.

„Warst du schon beim Feld?", fragte sie Cian Ryan, der Hüter des Teams. Bekannt geworden war Cian unter seinem nun-Dead-Name und Phillis wollte nicht sagen, dass ihr Einfluss und ihre Freunde ihn ein wenig offener mit seinem Geschlecht gemacht hatten, aber niemanden waren die Einflüsse entgangen, die Phillis mit den Jahren auf ihn gehabt hatte. Geoutet hatte er sich erst vor einem Jahr und vorerst war die ganze Zauberer-Welt vehement dagegen gewesen, seine neue Identität zu akzeptieren, aber als Team (und Mobbing-ähnlichem Verhalten einer Menge Leute gegenüber, besonders Journalisten) war es ihnen gelungen, dass er nun nirgendwo mehr misgegendert wurde.

Er schwor darauf, dass er sich selbst nach Phillis benannt hatte – genau genommen der Farbe ihrer Augen.

Seine Haare waren raspelkurz und seine Fingernägel schwarz lackiert und was ihm an Muskulatur fehlte, machte er durch Technik wett.

„Wir müssen heute Abend sehen, welche Seite wir bespielen", warnte Phillis sie, „Das Stadion ist von Osten nach Westen gerichtet, die Sonne könnte uns Schwierigkeiten bereiten, wenn das Spiel lange dauert. Dafür können wir vielleicht auf nur wenig Wind hoffen, wenn das Wetter in den nächsten vierundzwanzig Stunden nicht umschwingt – auch eine Möglichkeit, auf die wir uns einstellen müssen, wir sind ziemlich nahe an der Küste."

„Und das alles noch vor ihrem ersten Kaffee", murmelte Kevina Mullet und trank selbst einen Schluck von ihrem Tee, während Phillis sich in ihre Tasse eine Menge Kaffee schüttete, eilig viel zu viel Zucker hineinrührte, das Getränk in einem Zug leerte und sich sofort nachschenkte. Kevina war die dritte Jägerin des Teams und als Phillis Kapitänin geworden war, war kurze Zeit ein wenig Feindschaft zwischen den beiden gewesen. Kevina spielte schon länger als Phillis und war auch schon länger bei den Iren gewesen, aber nach ein paar Trainingseinheiten im Phillis-Stil hatte sich jegliche dicke Luft wieder gelegt. Es hatte Phillis an die Zeit in Hogwarts erinnert, als James ihre Führungsqualität hinterfragt hatte. Er hatte nie lange genug Zeit gehabt, um selbst ein Anführer zu werden, außer natürlich für seine Freunde.

Achilles | Remus Lupin [3]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt