Eine chaotische Beziehung

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Natürlich lachte Phillis ihn aus, als er ihr von seinem kleinen Problem mit den älteren Schülerinnen erzählte, die irgendwie beschlossen hatten, dass er attraktiv genug war, um Opfer ihrer Hingabe zu werden.

Aber Remus fühlte sich überhaupt nicht bloßgestellt oder unwohl, als Phillis so schallend lachte, dass einige Schüler, die wie auch Remus und Phillis ein wenig früh unterwegs zum Frühstück waren, ihr hinterherblickten. Ganz im Gegenteil – Phillis darüber lachen zu hören war vielleicht genau das gewesen, was er gebraucht hatte, um diese lächerliche und harmlose Situation aufzulockern und nicht mehr zu seiner Sorge zu machen. Es war erfrischend.

Aber Phillis hörte nicht auf zu lachen und Remus wurde bewusst, dass sie ihn noch immer auslachte.

Phillis' Lachen war ansteckend und auch in sein Gesicht schlich sich ein breites Grinsen, während sich zugleich eine Röte in seinem Gesicht ausbreitete.

„Du kannst jetzt wieder aufhören, darüber zu lachen", beschwerte Remus sich und verdrehte die Augen. „Das ist wirklich ein Problem!"

„Aber es ist zu gut!", lachte Phillis noch immer und wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel.

„Ich wollte deinen Rat dazu hören, Phil!", erinnerte Remus sie trotzig.

Das machte es wohl nicht besser, denn Phillis brach wieder in schallendes Gelächter aus und musste dieses Mal stehenbleiben und stützte sich mit den Händen auf ihren Knien ab.

Die Heiler hatten ihr geraten, die Schlinge an ihrem Arm noch ein paar Tage länger zu tragen, aber wer Phillis kannte, der wusste ganz genau, dass es schon ein Wunder gewesen war, dass sie sie überhaupt jemals getragen hatte. Nun hing die Schlinge nutzlos einfach um ihren Hals. Morgen, da war Remus sich sicher – würde Phillis vergessen, sie anzuziehen und übermorgen – das stand fest – würde Phillis die Schlinge schon verloren haben. Durch eine Mischung aus Nektar, Ambrosia und einem kurzen Abstecher bei Madam Pomfrey – der Heilerin Remus' Vertrauens – war auch Phillis' Bein wieder vollständig geheilt und die Krankenschwester hatte Phillis dafür getadelt, dass sie so rücksichtslos mit ihrem Körper umging, wenn sie diesen doch brauchte, um ihren Beruf und ihre Leidenschaft auszuführen.

Remus war überrascht, dass Madam Pomfrey sich überhaupt die Mühe gemacht hatte, Phillis diesen Vortrag zu halten, immerhin hatte sie sie schon als Teenagerin kennengelernt, als Phillis sich genauso wenig darum gekümmert hatte, ob sie sich verletzte und wie sie danach mit dieser Verletzung umging.

„Ich reiche die Scheidung ein", warnte Remus sie – das sagte er häufiger. Natürlich tat er das nie – würde er nie.

„Okay, okay!" Phillis holte tief Luft, um sich wieder zu beruhigen, aber sie grinste noch immer breit. „Tut mir leid – bestimmt ist es überhaupt nicht witzig."

„Es ist einfach nur..." Remus suchte nach einem Wort, das diese armen Schülerinnen nicht verletzte oder beleidigte. Es gelang ihm nicht. „...erbärmlich..."

„Du verbringst zu viel Zeit mit Houdini", tadelte Phillis ihn. „Das hat er auch gesagt, als er dasselbe Problem gehabt hat!"

„Hat er?", fragte Remus nach – das hatte er nicht gewusst, aber obwohl er – wahrscheinlich gezwungen durch Phillis und ihrer nahen Beziehung, sowie der engen Beziehung zwischen ihr und Houdini – tatsächlich schon mehr Zeit mit Houdini verbracht hatte, als er sich damals vor zwölf Jahren hätte denken können.

Ach, Houdini – Remus war sich bewusst, dass James ihn auslachen würde, wenn er ihm heute erzählen würde, dass Houdini nun einer seiner besten Freunde war.

Phillis und Houdini waren beste Freunde, das stand außer Zweifel. Sie hatten eine ähnliche Verbindung, wie damals James und er (wobei Remus vermied, an diesen Vergleich zu denken, immerhin hatte er James letztendlich verraten...). Einfach zwei Menschen, die sich auf einer Ebene verstanden, wie es sonst niemand tat.

Achilles | Remus Lupin [3]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt