Oliver Wood

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„Aber...", stammelte Remus und sah Professor McGonagall ungläubig an. „Aber... ich meine... ich..."

„Sie haben heute doch nichts anderes zu tun, oder?", erinnerte McGonagall ihn mit hochgezogener Augenbraue. „Ihre Arbeiten können Sie auch erledigen, während Sie Mr Wood beim Nachsitzen beaufsichtigen. Ich würde es natürlich selbst übernehmen, aber ich habe leider anderwärtig zu tun."

Remus war sich ziemlich sicher, wäre Phillis da gewesen, hätte sie ihm jetzt in die Seite gestupst und ihm zugeflüstert, dass sie log. McGonagall lächelte leicht. Remus brauchte Phillis gar nicht, um diese Lüge zu durchschauen.

„Ich habe nun schon fünfzehn Beschwerden von all seinen Professoren bekommen", erzählte McGonagall, „Mr Wood ist unpünktlich oder erscheint erst gar nicht zum Unterricht, er ist unaufmerksam und vergisst seine Hausaufgaben regelmäßig. Sie sind sein einziger Lehrer, von dem ich noch keine Beschwerde gehört habe, also habe ich mir gedacht, Sie haben bestimmt nichts dagegen, ihn zu überwachen, während er seine Strafe absitzt."

Remus öffnete schon den Mund, um dagegen zu sprechen, aber dann erinnerte er sich daran, dass er nun ein Professor war und man das nicht machte, wenn man Erwachsen war. Wenn man in der Umgebung von Phillis und Houdini richtig erwachsen geworden war, war es manchmal ein wenig schwer, zu erkennen, was die eigentlichen sozialen Normen für Erwachsene waren.

„Natürlich, Professor", nickte Remus geschlagen und seufzte.

Professor McGonagall nickte zufrieden. „Danke, Remus", sagte sie noch, bevor sie in ihrem Büro verschwand – wahrscheinlich, um das Spiel Irland gegen Liechtenstein im Radio zu verfolgen.

Remus wollte es sich eigentlich auch anhören – es war ein Sonntag, also standen auch keine Schulstunden an und nebenbei konnte er auch ein paar Aufsätze korrigieren, nun aber musste er Wood beaufsichtigen und Remus war sich sicher, dass McGonagall das absichtlich gemacht hatte.

Stattdessen durfte er nun also seinen Nachmittag im Keller verbringen, wo Wood alle Kessel säubern musste. Eigentlich die perfekte Aufgabe für Snape, immerhin war er offenbar sowieso allergisch gegen Sonnenlicht und verbrachte seine Freizeit bestimmt gerne in düsteren, feuchten Gewölben, aber nun hatte McGonagall diese Aufgabe an Remus übertragen.

Wäre er doch nur ein Arschloch gewesen und hätte Wood verpetzt, wie es alle anderen Lehrer auch gemacht hatten. Stattdessen hatte er ihn beschützt – einfach nur, weil ihn sein Verhalten an Phillis erinnert hatte.

Wood war schon im Keller, als Remus dort ankam, gebeugt über ein Buch über Quidditch, eine aufgeschlagene Zeitung mit dem schon älteren Artikel über den neuesten Sieg der Holyhead Harpies gegen die Kenmare Kestrels, gegen die sie natürlich haushoch gesiegt hatten.

Phillis hatte spontan jegliche Rekorde gebrochen und legendär gespielt, wie die Zeitung berichtet hatte, und ihre Leistung war mit dem Spiel gegen Spanien verglichen worden. Ihr Spielzug damals war von Bagman als „der Höhepunkt ihrer Karriere" bezeichnet worden, aber nach dieser neuen Einlage hatten die Journalisten vermutet, dass das erst der Anfang von einer neuen Renaissance der sowieso schon besten Spielerin der Welt gewesen war.

Phillis war einmal Kapitänin der Harpies gewesen, hatte diesen Posten aber zurückgelegt, um Kapitänin der Nationalmannschaft von Irland zu sein und seitdem war sie nur noch eine Jägerin unter der Führung von Kapitänin Gwenog Jones, aber scheinbar war sich jeder einig, dass Phillis weiterhin hätte Kapitänin bleiben sollen. Es war aber eine bewusste Entscheidung von Phillis gewesen – wenn sie so eine Aufgabe übernahm, steckte sie absolut jeden Funken Energie hinein und diese Stellung dann gleich zweimal mit derselben Leidenschaft und Effizienz zu übernehmen, schien ihr nicht genug zu sein.

Achilles | Remus Lupin [3]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt