Bananenbrot 2

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"Backen wir nachher ein Bananenbrot?" Bei seiner Frage muss ich an gestern Abend denken und beginne zu lächeln. "Gerne" antworte ich nur. Wir waren gerade im Wald spazieren. Fanni hat protestiert, als wir aufgestanden sind. Als er aufgestanden ist. Sie ist uns bis zum Waldrand gefolgt. Dann hat sie uns verlassen. Oder vielmehr ihn. Ich war ihr nach wie vor recht egal, denke ich.

Wir laufen nebeneinander, reden die ganze Zeit. Ich rede, er hört zu. Wenn wir uns nicht sehen konnten, nur schreiben, schreibt er meist mehr, längere Nachrichten als ich. Meine Mutter sagt, wenn ich seine Nachrichten lese, lächle ich. Grinse manchmal. Schmunzle manchmal.

Dafür rede ich eben mehr, wenn er hier ist, wenn wir uns sehen, nicht nur schreiben konnten.
Wir lachen viel unterwegs. Haben Spaß, laufen einander hinterher. Gaben uns sanfte Küsse. Es ist schön im Wald. Ich mag es hier. Mit ihm. Irgendwann bleibt er stehen.

Als wir kurz vor unserem Haus sind, läuft Fanni auf uns zu. Auf ihn. Sie maunzte uns vorwurfsvoll an. Ihn. Oder vielleicht doch mich, weil ich ihr ihn weggenommen habe. Für fast zwei Stunden. Weil sie nicht auf ihm liegen konnte. Für fast zwei Stunden.
Er beugt sich zu ihr runter, streichelt sie. Sanft. Sie streckt sich seiner Hand entgegen. Läuft nicht weg. Bei anderen Menschen würde sie weglaufen. Ich kann sie verstehen. Ich mochte seine Berührungen genauso sehr. Allen anderen gehe ich eher aus dem weg. Aber seine mochte ich genauso sehr wie sie. Vielleicht auch noch lieber. Ich frage mich, wer von uns beiden ihn mehr vermissen würde.

Ich mag es, ihm zuzuschauen. Er hat ein sanftes Lächeln auf den Lippen.
Ich bin mir sicher Fanni würde auch gerade lächeln, wenn sie könnte. Man hört sie schnurren.
Während ich den beiden zusehe, beginne auch ich zu lächeln.
Schließlich hebt er Fanni vorsichtig hoch, nimmt sie auf den Arm und sieht mich an. Dabei verstärkt sein Lächeln sich etwas. "Gehen wir rein?" - "Klar" antworte ich ihm. Ich hole meinen Schlüssel aus der Jackentasche und schließe die Haustür auf. Ich lasse ihm, mit Fanni auf dem Arm, den Vortritt. Ich gebe meinen Eltern Bescheid, dass wir wieder da sind und was wir vor haben.

Er geht schon vor in die Küche. Fanni hatte er herunter gelassen, als er sich die Vans auszog, dennoch folgt sie uns auf Schritt und Tritt. Ihm. Ich stelle meine Vans neben seine, gehe ihm dann hinterher.
Er steht gerade an der Spüle, wäscht sich die Hände. Manchmal fragte ich mich, wie ein Mensch bei allem, was er tat, so gut aussehen konnte.
Ich stelle mich hinter ihn, lege meine Hände auf seinen Schultern ab und gebe ihm einen sanften Kuss in den Nacken.

Er zieht seine Schultern nach oben. Im selben Moment frage ich mich, ob ich zu weit gegangen bin. "Tut mir leid" murmele ich sofort. Im selben Moment, wie er ein leises "Sorry" nuschelt. "Du brauchst dich nicht dafür zu entschuldigen" Ich wusste, dass er nicht gut mit Körperkontakt umgehen konnte. Er fühlte sich meist unwohl damit. Dennoch wollte ich ihn gerade unbedingt kurz küssen, hatte nicht nachgedacht. Hatte einen Fehler gemacht. Hätte das wissen müssen.

"Ist okay, alles in Ordnung. Ich hab mich nur erschrocken." Er dreht sich zu mir um, sieht mich an. Ich fühlte mich dennoch schlecht. Ich kenne seine Geschichte und habe trotzdem nicht nachgedacht. Wahrscheinlich um mir zu zeigen, dass wirklich alles in Ordnung war, legt er schließlich seine Hände um mich. Erst an meine Hüften. Dann macht er noch einen kleinen Schritt auf mich zu und legt seine Arme um mich. Als ich erst nicht wirklich reagiere, nimmt er meine Hände in seine und legt sie auf seine Schultern. "Du musst das nicht" sage ich nur. "Ich will das aber. Weil du es bist. Und niemand anderes. Dann ist es okay" Ich weiß darauf nichts zu erwiedern, also stehen wir einfach nur da. Stehen so da, bis er seinen Kopf auf meine Schulter legt. "Es ist nicht okay. Es ist schön" sagt er schließlich, lächelt mich an.

Ich merke nicht, wie ich die ganze Zeit lächle. Einfach nur weil er da ist. Wegen einer einfachen Umarmung. Nein. Einfach war sie nicht. Für ihn zumindest. Ich denke, es hat ihn Überwindung gekostet. Vielleicht auch nicht. Aber ich denke schon. Er hat mir schon oft geschrieben, wie überfordert und unwohl er sich mit direktem Körperkontakt fühlt.

BoyxBoy Oneshots Trans* representationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt