overdose

103 8 8
                                    

TW: drug abuse

Ich weiß nicht, ob du das weißt, aber es tut weh.
Ich weiß wir kannten uns nicht richtig, aber jetzt tut es so unendlich weh.

Ich liege in meinem Bett, liege wieder wach, kann wieder nicht schlafen. Ich mache mir Musik an, liege regungslos da, kneife meine Augen zu. Irgendwann schlage ich die Bettdecke zurück, stehe auf. Ich schleiche zu meinem Kleiderschrank, ziehe unter meinem Shirts eine Tüte hervor, beginne mir einen zu bauen. Es ist lange her, dass ein Joint mich wirklich beruhigt hat, aber irgendwie machts das doch erträglicher. Ich öffne mein Fenster, setze mich auf die Fensterbank und zünde meinen Joint an. Es ist fast Vollmond, wahrscheinlich morgen. Um den Mond herum erkennt man ein paar Wolken, welche im hellen Mondlicht fast weißlich leuchten.

Ich weiß nicht, wie lange ich am Fenster sitze, ich habe schon unzählige Nächte so verbracht, geraucht, gefroren, gedacht. Zu viel gedacht. Wahrscheinlich. Denke ich.

"Hat jemand Feuer?" wie jeden Morgen stehen wir zu sechst hinter der Turnhalle und rauchen. Ich reiche Mattis mein Feuerzeug. "Digga, hast du überhaupt geschlafen?" fragt er mich dabei. Ich lache kurz auf. "Kann sein, weiß nicht" damit zünde ich mir meine Kippe an. Immerhin ist heute Freitag, nur fünf Stunden Schule und heute Abend Party.
"Kann ich nach der Schule mit zu irgendwem kommen?" frage ich in die Runde. "Klar, dann musst du nur mit einkaufen" bekomme ich von Sina als Antwort. Sie wohnt mit ihrem Freund in einer WG, die beiden haben noch einen Job und machen nebenbei ihr Abi. "Danke"

Ich bin wenig gesprächig, zumindest morgens, oder wenn ich müde bin, bin generell kaputt im Moment.

Sinas Freund nimmt uns nach der Schule mit, wir gehen zunächst einkaufen und kochen danach bei ihnen. Er muss am Nachmittag arbeiten, somit sind Sina und ich alleine.

"Silas? Magst du mal mit mir reden?" Ich antworte ihr zunächst nicht. "Elijah?" bohrt sie weiter. Ich gebe nur ein Brummen von mir, nicke leicht.

"Gib euch Zeit" dringt Sinas Stimme zu mir durch. Der Hebräer ist vor einem halben Jahr zu uns gezogen, wir hatten erst total viel Kontakt und dann hat er sich auf einmal distanziert. Aktuell hoffe ich, dass Mattis ihn heute Abend vielleicht mitbringt, die beiden haben noch ab und an Kontakt.

"Ich geh kurz raus" sage ich zu Sina, während auf dem Herd Gemüse kocht. Sie lässt das unkommentiert, hat irgendwann aufgegeben, mich dazu zu bringen, weniger zu rauchen. Ich nehme mir einen vorgebauten Joint aus meiner Schachtel, lehne mich ans Treppengeländer draußen. Ich zünde ihn an, der süße Geschmack des Cannabis zieht sich in meine Lunge. Ich weiß, dass es nicht besser wird. Nicht dadurch. Aber es wird ein klein wenig weniger schlimm. Etwas erträglicher.

Gute acht Minuten später betrete ich durch die angelehnte Tür wieder Sinas Wohnung. "Essen ist gleich fertig" höre ich es von ihr. Ich hab sie wirklich gern. Wir essen gemeinsam, führen dabei recht belanglosen Smalltalk.

Ich helfe ihr dabei, den Haushalt zu machen, bis wir schließlich beginnen können, uns für die Party fertig zu machen, Lennart würde uns dann abholen.

"Elijah. Kannst du mal mit mir reden bitte?" sage ich zu ihm. Bei dem Gedanken daran, wie ironisch es ist, dass gerade ich das jetzt sage, wo alle anderen das ständig von mir fordern, bringt mich fast schon zum schmunzeln. Der Hebräer sieht mich lange an.

"Ich kann das nicht" antwortet er, nach gefühlten Minuten die verstrichen sind. "Was hab ich falsch gemacht?" frage ich ihn. "Nichts. Garnichts" - "Was ist denn bitte passiert? Ich vermisse dich. Ich dachte wir werden Freunde" Meine Stimme ist flehend, irgendwie verzweifelt, am Ende leiser. 'Oder mehr' füge ich in meinem Kopf hinzu. Ich bin verzweifelt. Weiß nicht was ich machen soll. Er hat mich einmal geküsst. Nach einem Nachmittag bei ihm. Ich wollte erwiedern. Aber er hat abgebrochen. Dann hat er gemurmelt, dass das falsch ist und dass ich gehen müsse. Ich war aufgewühlt.

BoyxBoy Oneshots Trans* representationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt