Kapitel 31: Walls

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Louis pov.

Im ersten Moment spüre ich nichts. Ich fühle mich nur taub, leer.

„Was?", meine Stimme ist nur ein tonloser Hauch.
Ich habe Niall genau verstanden, doch mein Kopf will das Ausmaß seiner Worte noch nicht einsehen. Ich habe mich verhört.
Ich muss mich verhört haben.
Ich muss einfach.

„Es tut mir so leid, Lou.", sagt Niall leise und eindeutig.
Der Schmerz trifft mich wie ein erneuter Schlag in die Magengrube.
Als würde mein Körper erneut von Tritten getroffen werden.
Als würde mein Herz herausgerissen.
Harry ist gegangen.
„Louis?", fragt Niall leise, doch ich höre ihn kaum.

Vor einigen Monaten dachte ich, ich hätte die schlimmsten Schmerzen in meinem Leben bereits bestanden.
Ich habe mich von mir aus von Harry getrennt.
Es hat sich angefühlt als würde ich mein Herz selbst in Fetzen reißen.
Es hat sich angefühlt als würde ich daran zu Grunde gehen.
Doch ich bin aufgestanden. Ich habe weitergemacht, auch wenn es weh tat.
Dann ist Mom gestorben. Und danach Fizzy.
Wieder dachte ich, ich würde den Schmerz nicht aushalten.
Einfach unter der Trauer zusammenbreche. Doch trotzdem habe ich es wieder geschafft, mich aufzuraffen.
Sie hätten nicht gewollt das ich mich verliere. Lediglich das ich mich an sie erinnere.
Und genau das habe ich getan.

In den letzten Monaten habe ich mich so... sicher gefühlt.
Als hätte ich den schmerzhaften Teil endlich hinter mir.
Ich habe schon drei Mal das Gefühl gehabt das ich mehr nicht verkraften könnte, und ich bin trotzdem stark geblieben. Ein weiteres Mal würde ich es nicht aushalten, und mit Harry hatte ich das Gefühl das es niemals wieder dazu kommen würde.
Das alles gut werden würde, solange wir zusammen sind.

Die Enttäuschung trifft mich bitter wie ein Stich im Herzen, bei der Erkenntnis das ich mich wieder getäuscht habe.
Es ist nicht vorbei. Es ist nichts gut. Harry ist weg, und ich bin allein.

Nothing wakes you up like waking up alone

Das, was mir den größten Stich versetzt, ist das Harry noch nicht einmal mit mir darüber gesprochen hat. Das ich nicht weiß, wieso es so gekommen ist.
Ich kenne ihn so gut, dass mir tausend Gründe einfallen könnten warum er gegangen ist.

Doch in diesem Moment kann ich nicht rational denken.
Vielleicht hat er einfach eine Gelegenheit gesehen, sich aus dem Staub zu machen, und sie ergriffen.
Obwohl ich eigentlich wissen sollte, dass Harry so etwas niemals tun würde, kann ich nichts anderes denken.
In meiner Brust klafft ein riesiges, dunkles Loch, und ich weiß nicht ob es jemals heilen wird.
Ob der Schmerz jemals wieder aufhören wird.

Die nächsten Tage vergehen ohne das ich irgendetwas spüre.
Nichts scheint mehr wirklich zu zählen. Fast fühle ich mich in die Schwärze zurückversetzt, als ich bewusstlos war.
Niall, Jess und ihre Freundin, meine Familie und aus irgendeinem Grund sogar Liam besuchen mich fast täglich, doch ich bin zu müde um es zu hinterfragen.

Ich nehme alles einfach wortlos hin. Warte darauf, dass die Leere in mir sich füllt.
Ich warte auf einen Anruf, der niemals kommen wird.

Alles zieht wie ein eintöniges Band an mir vorbei.
Untersuchungen, Besuche, Interviewanfragen durch Jess, Niall und Liam, die versuche mich zu motivieren. Oder mich allein zum Sprechen zu bewegen.
Ich sage nur das nötigste, nichts scheint von dem Schmerz und der Leere abzulenken.

All die Mauern, die ich der Außenwelt gegenüber aufgebaut hatte und die nur Harry zerbrechen konnte, scheinen aus dem Nichts heraus wieder aufzutauchen.
Ich kapsele mich ab von der Außenwelt, lasse nichts mehr an mich heran.
Mir ist klar, das ich damit die Menschen verletze, die ich liebe, doch ich weiß nicht was ich anderes tun soll.
Was ich überhaupt noch tun soll.

Mistaken (Larry Stylinson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt