Krallen und Messer Teil 2

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Die Bäume hier könnten gerne auch weniger dicht wachsen. Dachte ein sehr ungeduldiger Junge. Der Rabenwald war bekannt für vieles. Dafür dass dort das Fetteste Wild lebt. Das viele ihn betreten haben und wenige es zurückschafften, und das er verflucht sein soll.

Doch Dipper glaubte nicht an Flüche, und möge der Wald auch noch so sehr versuchen ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Kein Wind kräuselte die Bäume, keine Vögel sangen, die Stille lag drüber wie eine dicke Decke, die versuchte alles unter sich zu ersticken.

Er hielt in den Händen seine krakelige Kopie von Onkel Fords Karte, die dieser vor vielen Jahren gezeichnet hat. Ford war bislang am tiefsten in den Wald eingedrungen und hat ihn kartographiert. Dipper hoffte innerlich, dass der Nachtschatten nicht allzu weit vom bekannten Bereich gefallen war. Er hatte besagten Bereich schon fast vollständig abgesucht, doch hier is nichts! Nichts ist in diesem verdammten Wald außer Bäume! Sehr viele grüne Bäume! Das Sonnenlicht welches durch die Baumkronen viel war grün. Sogar die Felsen die ab und zu auftauchten waren mit grünem Moos bewachsen! Alles war viel zu grün! Frustriert markierte er sein Notizbuch mit einem weiteren X.

Manche Menschen verlieren ihr Messer, manche ihre Schuhe, aber ich! Ich verliere eine ganze Bestie! Wütend auf sich selbst kritzelte er seine Karte so voll dass man überhaupt nicht mehr erkennen konnte um was es sich eigentlich handelt. Er zerriss das Papier und schlug auf einen Ast, der ihm im Weg stand. Der Ast schlug zurück, mitten in sein Auge. Heute war der Tag wenn Dipper herausfand das sogar eine Pflanze mehr Kraft in sich hatte als er. Die Götter scheinen mich zu hassen. Gerade als er dem Baum einen bösen Blick zuwerfen wollte, stutzte er.

Der Baum lag am Boden. Nicht etwa von einem Holzfäller umfällt, das wäre ein sehr gewöhnlicher Anblick. Der war durchgeknackst, als ob ein Riese auf ihn draufgetreten hat.

Dipper schluckte schwer. Schweiß bildete sich auf seiner Stirn. Das musste es sein. Langsam schlich er sich in die Richtung in der der Baum durchgebrochen ist und krabbelte einen kleinen Hügel hoch. Sofort duckte er sich hinter ihm. Da war ein großer, schwarzer Flügel. Vorsichtig lugte Dipper wieder hinaus. Es regte sich nicht, aber es schien zu atmen. Oder eher gesagt sie.

Woher auch immer er wusste, dass es eine Sie war. Sie sah aus wie ein geschupptes, geflügeltes, übergefüttertes Kaninchen. Außergewöhnlich, aber nicht furchteinflößend. Das soll das schrecklichste Biest des Archipels? Und noch diese unangenehm menschlichen Augen.

Sie waren grell orange, sie hatten Schlitz-Pupillen, aber sie beinhalteten sie viel Furcht und Panik, wie Dipper es noch nie gesehen hatte. Nur gespürt.

Ich kann das tuen. Ich werde ihr das Herz rausschneiden und Ford auf einem Teller bringen. Ich bin ein Monstertöter. Monster töten liegt mit im Blut. Ich bin ein Krieger. Ein Monstertöter! Ich bin ein Monstertöter! Ich bin ein Monstertöter! Ich bin ein Monstertöter! Ich bin ein Monstertöter!

Dipper zog ein Messer aus seiner inneren Westentasche und hob es hoch über seinem Kopf. Sein schuppiges Gegenüber entließ ein unterdrücktes Schluchzten. Dippers Arme zitterten, wovor, wusste er selbst nicht. Er würde sie jetzt töten. Während sie womöglich verletzt auf den Boden liegt und sich nicht mal währen kann.

Wenn sie sich währen könnte, dann wärst du schon tot! Sagte ein trotziger Gedanke in seinem Kopf.

Aber ich kann das einfach nicht! Was habe ich überhaupt gedacht!?! Ich kann nicht mal eine Spinne von meinem Fenster verscheuchen, geschweige denn etwas töten! Oder jemanden! Ich bin ein klein geratenes, verängstigtes Kind, und sie ist zu groß gewachsenes verängstigtes Kind!

Wie man (NICHT) einen Drachen tötetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt