Aushohlen, Werfen, raushohlen, Aushohlen werfen, raushohlen.
Die drei Bewegungen waren schon so tief in Pazificas Verstand eingebrannt dass sie nicht Mal darüber nachdenken muss, ihr Körper tat das schon ganz allein. Axtwurf-Training war so selbstverständlich für sie wie Atmen.
Aushohlen, Werfen, raushohlen, Aushohlen werfen, raushohlen.
Solange, bis der Schweiß in Strömen fließt.
Aushohlen, Werfen, raushohlen, Aushohlen werfen, raushohlen.
Solange, bis die Sonne untergegangen ist. Früher würden ihre Eltern sie nicht reinlassen.
Wenn alles, was von der Sonne übrig war nur noch ein streifen Orange am Himmel war, erst dann erlaubte Pazifica sich eine Pause.
Es wird sich alles lohnen, redete sie sich ein, es wird sich lohnen, wenn ich eine legendäre Kriegerin bin und es Dipper ins Gesicht geschmiert habe wo sein Platz ist. Und wenn meine Eltern endlich stolz auf mich sind natürlich.
Sie plumpste schlapp auf den Boden, ein und ausatmen, ein und ausatmen. Sie kam sich vor wie ein Fisch im Netz, der gerade aus dem Wasser gezogen wurde.
Sie musste sich dazu zwingen, wieder aufzustehen und zu ihrem Haus zu laufen. Die Axt wurde elanlos am Boden hinterhergeschliffen.
So sollte man eigentlich mit keinem Werkzeug oder Waffe umgehen, aber ihre Schultern taten weh.
Ich werde die Axt einfach wieder auf die Schulter nehmen, sobald ich das Dorf erreicht habe. Was meine Eltern nicht sehen, ist nicht geschehen.
Normalerweise würde sie noch ein wenig den Himmel beobachten, eine milde Ablenkung von dem Loch in ihrem Bauch, dass mit jedem Schritt immer größer und lehr erschien, aber sie konnte nicht mal gerade aus gucken. Also musste sie mit dem Schatten der Wolken sich zufrieden geben.
Warte, das war viel zu schnell für eine Wolke.
Schmerzvoll befahl Pazifica ihren Halsmuskeln den Kopf anzuheben, da sah sie es. Ein massiver, geflügelter Schatten glitt über ihr hinweg.
Es bewegte sich auf das Dorf zu!
Wie auf Knopfdruck richtete Pazifica Nordwest sich auf und sprintete auf ihr Dorf zu. Alle vorherigen Gedanken abschalten und sich auf eine Sache konzentrieren: Das Dorf beschützen.
So schnell hatte das Mädchen wohl noch nie gerannt, doch der Schatten war schneller. Zu langsam. Zu langsam zu langsam sei schneller.
Sie konnte ihn nicht einholen, nur zusehen, wie es von Dippers Haus aus wieder in den Himmel stieg.
Pazifica nahm einen Zahn zu, trat die Tür ein, stürmte die Treppe hoch und trat noch eine Tür ein.
„DIPPER!"
Sie wurde von einem dunklen Raum empfangen. Ist er noch da? Ist er immer noch...?
Sie suchte nach eine Kerze oder einer Laterne, aber jemand fand eine vor ihr. Dippers Gesicht sah aus, als wäre er um einige Jahrhunderte gealtert. Zuerst dachte Pazifica er wäre verflucht worden, aber das waren nur seine Augenringe.
„Pazifica? Was machst du hier?" Murmelte er. Sie packte ihn am Arm. „Wie was mach ich hier? Was macht das MONSTER hier was durch das Fenster reingekrabbelt kommt? Bist du verletzt? Was ist passiert?"
Dipper blinzelte sie nur verdutzt an. Was auch immer er für Gedanken hatte, sie brauchten eine ganz schöne Weile um durch seinen Kopf zu wandern. „Ein Monster? Nein, nein nein nein. Nein. Nee. Deine Augen haben dir sicherlich einen Streich gespielt. Oder du selbst willst mir einen Streich spielen. Was weiß ich, ich will schlafen gehen.
Pazifica? Einen Streich spielen? Das ist doch absurd! Nicht Mal ihre Augen würden ihr einen Streich spielen!
„Hmpf! Ich wollte dir übrigens das Leben retten, falls du das nicht bemerkt hast."
„Wow, tausend dankt, meine Retterin. Falls noch irgendwelche imaginären Wesen aufkreuzen sollten, sage ich dir bescheid."
Es legte sich wieder ins Bett, deckte sich zu und drehte sich von ihr weg.
Die Frechheit. Die Frechheit!
Sie boxte ihn in die Rippen, aber er grunzte nur zur Antwort. Wenn er nicht so laut schnarchen würde, konnte man ihn mit einer Leiche verwechseln.
Pazifica boxte ihn noch fünf Mal bevor sie aufgab. Sie schloss das Fenster und verließ das Haus.
Dieser undankbare, unerzogene, respektlose, süße, freche, nervige, hochnäsige, besserwisserige, abgrundtief abstoßende Giftzwerg!
Ihr Zorn gab Pazifica genug Elan, um den ganzen weg bis zu ihrer Hütte zu stürmen, aber als das Haus ihrer Eltern in Sichtweite kam, wurde ihre Wut mit einer Lähmung erlöscht, die aus dem Abgrund in ihrem Magen kam.
Die Lähmung hatte ihren Kopf erreicht, als sie durch die Tür trag.
Pazifica konnte gerade noch wahrnehmen wie ihr Vater „Du bist zu spät. Sieh mir ins Gesicht, wenn ich mit dir Spreche." Sagte.
Den Blick auf den Boden zu richten ist ein Zeichen der Schwäche, Pazifica wusste es ganz genau. Aber ihren Eltern in die Augen zu sehen ist genauso wie bei einem Hund, sie werden es als eine Herausforderung ansehen.
Sie hob ihren Kopf.
Es waren keine Augen, die ihr entgegen starrten. Es war ein glühendes Licht, aber nicht etwa das Licht der Sonne oder eines gemütlichen Kamin-Feuers. Nein, dieses Licht fraß sich durch ihre Kleidung, durch ihre Haut, sie konnte sich nicht vor diesem Licht verstecken. Zu lügen währe zwecklos.
„Ich habe gesehen, wie ein Monster sich in das Haus des Häuptlings eingeschlichen hat. Es ist entflohen, als ich reinkam, und Dipper sagte aber, ich habe mir das nur eingebildet, aber ich weiß was ich gesehen habe, ich-"
„Sprich die Wahrheit! Wo ist der Monsterkopf? Willst du uns sagen, du bist aus Panik in ein Haus gerannt, und da war nichts?"
„Nein, da war etwas, ich-"
„Du solltest die Erinnerung an Norbert Nordwest von der Erde tilgen, nicht in seine Fußstampfen treten. Wo führen seine Fußstampfen hin, Pazifica?"
Er trat langsam vor ihr und nahm ihren Kopf in die Hand, damit sie ja nicht nach unten blickt. „Wohin!?"
„Ins Exil."
Er ließ sie los. „Es heißt in das Exil. Nun geh schlafen, du hast morgen Schule."
Sie tat wie gehorchen, schlaf hörte sich gerade perfekt an.
(A/N: Ursprünglicher weise sollten Teil 3 und 4 ein einziges Kapitel sein, wurde aber aus Zeitgründen entzwei geteilt. Normalerweise mache ich sowas nicht, aber etwas Kritik, woran ich mich verbessern könnte würde mir sehr viel bedeuten. Ich danke vielmals und bleibt gesund und munter,
-LT)
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Wie man (NICHT) einen Drachen tötet
FantasíaDipper sollte einen Drachen töten. Er sollte seinen Onkel stolz machen. Er sollte der nächste Held seines Stammes werden. Er sollte ein Monstertöter werden. Stattdessen verbringt er seine Zeit damit sich mit diesem Drachen zu unterhalten, mit ih...