Ruhm oder Tod Teil 1

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Norbert Nordwest galt als der furchtloseste Krieger seiner Zeit. Legenden und Balladen wurden von seinen Heldentaten erfasst. Davon, wie er einen Seeriesen mit bloßen Händen erlegte, wie er einem Höllenhund die Augen ausquetschte und eine Horde an Hummelbären einhändig abwerte, während er sein Erstgeborenes in der anderen hielt.

Doch trauriger Weise handelt die berühmteste seiner Legenden über seine Niederlage.

Einer schicksalhaften Nacht drang ein böser Geist in die Hütte der Nachbarn. Norbert war schon alt, aber er hatte noch den Willen und Lebensgeister, seine Mitmenschen zu beschützen.

Norbert rannte in das Haus, es gab Brüllen, Schreien, unheilvolles Leuchten drang aus den Fenstern, und als er das Gebäude verließ, wurde er Grau. Ausdruckslos. Sein Haar wurde komplett weiß und er konnte kaum ein vollständiges Wort sagen.

Er wurde Wahnsinnig vor Schreck.

Diese Geschichte wurde Pazifica seit ihrer Krabbelzeit wieder und wieder wiederholt. „Norbert hat Schande über unseren Klan gebracht, und die Pflicht der nächsten Generation ist es, diese Schande zu tilgen. Das ist deine Pflicht, Pazifica."

Und Pazifica Nordwest nahm ihre Pflicht sehr ernst. Sie trainierte Tag, Nacht, und sogar vor dem Frühstück und vor dem Schlafengehen. Der Pfad des Monsterschlachters lag vor ihr, und nichts würde sich ihr in den Weg stellen.

Doch Dipper hatte eine nervige Gewohnheit entwickelt da zu sein, wo man ihn am wenigstens haben möchte.

Das Thema des Unterrichts war Aufmerksames Beobachten des Feindes und schnelles Denken. „Ein Kopf des Schädelschnappers würgt ätzende Säure, der andere sprüht funken und zündet sie an. Aber! Eine nasse Fresse kann kein Feuer spucken. Eure Aufgabe ist es herauszufinden, welche davon was kotzt und diese neutralisierten. Viel Glück."

Die Tore knarrten als sie sich öffneten. Wie das Knurren eines gewaltigen, furchteinflößenden Tieres, doch Pazifica würde sich nicht einschüchtern lassen. Sie brauchte kein Glück. Wie hatte Geschick und Können.

Eine Weile regte sich nichts. Nur vier kleine, vier punkte reflektierten das Licht aus der Dunkelheit. Sie flackerten böse, als das Biest seine potentielle Mahlzeit bemerkte.

Es sprang aus der Zelle wie ein Jagdhund, der eine frische Fährte gewittert hat. Pazifica mochte die Schädelschnapper an wenigsten, sie waren so schleimig und ekelig, wie zweiköpfige Ahle auf Beinen. Sie waren widerlich sogar für Monster. Windkatzen putzen zumindest ihre Federn, aber Pazifica hatte keine Wahl jetzt. Sie musste für ihr Dorf kämpfen. (und die Ehre ihrer Familie natürlich! Nicht über die Familie vergessen!)

Es wartete, die Köpfe drehten sich langsam in verschiedene Richtungen. Es suchte sich sein erstes Opfer aus. Wendy entschied sich, diese Entscheidung für den Schädelschnapper zu machen. Sie rannte direkt auf den linken Kopf zu, den Eimer über den Kopf haltend, zum Angriff bereit.

Das Monster verpasste ihr eine Kopfnuss.

Es schlug Wendys Kampfschrei aus den Lungen, sie schlug mit dem Rücken gegen die Wand auf, der Eimer gleich hinterher.

Robbie und Gideon brüllten los und griffen von zwei Seiten an, Gideon wurde vom rechten Kopf nach links befördert und Robbie von linken nach rechts.

Soos machte ein paar zögerliche Schritte in Richtung Schädelschnapper, änderte aber schlagartig seine Meinung und rannte davon.

Versager. Pazifica stellte sich in die Kampfposition. Eimer bereit. Denen werde ich es zeigen. Sie war bereit. Sie-

HALT!"

Sie überraschte sich selbst, als sie gehorchte, und der Schädelschnapper auch.

Dipper stand zwischen ihr und dem Monster. Die Hände ausgestreckt wie ein Streitschlichter. Sein Gesicht blickte grimmig und ernst. Oder zumindest wollte er so aussehen. Er tat einen Schritt nach vorn.

Das Monster tat einen Schritt zurück.

Es zischte, zickte und knurrte, wich aber trotzdem von diesem mageren Jungen in einer viel zu großen Weste weg. Es hatte Angst.

„Zurück. Zurück! Ich will mich nicht wiederhohlen. So ist's gut. Braaav!"

Dipper drängte es zurück in sein Gehege, und verschloss mühevoll das Tor. Pazifica musste sich das noch mal durch den Kopf gehen lassen. Dipper hatte einen Schädelschnapper zurück in sein Gehege verscheucht.

Er drehte sich zu seiner Klasse rüber, und sofort stand vor ihnen wieder der kleinlaute, kleinwüchsige Dorftrottel der nicht mal ein richtiges Schwert halten kann. Soos ließ seinen Eimer fallen.

„War das alles für heute? Ich wollte nur... ich habe... ich muss was erledigen!" Er stammelte noch irgendwas Unverständliches bevor er davonrannte. Alle anderen starrten ihn hinterher mit offenen Mündern.

Seit dem her wurde es schlimmer.

Er wusste auf einmal, von wo er sich am besten bei den Windkatzen anschleichen kann.

Er wusste auf einmal einen Handgriff, bei dem ein Hummelbär so zahm wird wie eine Hauskatze.

Bei einem Klassenausflug ins freie Meer hatte er einen Seeriesen in die Flucht geschlagen.

Dipper der Nutzlose von Tannenstein der I. wurde auf einmal die Nummer 1 auf der Arena.

Das ganze Dorf feierte seine spontane Verbesserung, sein besonderer Umgang mit Monstern, aber das ist doch absurd!

„Lass nicht zu, dass Eifersucht deinen Verstand benebelt. Du hast immer noch unseren Ruf zu retten." Hatte Vater gesagt.

Eifersucht? Eifersucht!? Es liegt definitiv nicht an Eifersucht! Sie konnte doch nicht die einzige sein, die das verdächtig findet?

Wie man (NICHT) einen Drachen tötetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt