Der Wald Teil 1

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„In den heutigen Unterricht geht es um Angriff. Genauer gesagt Geschwindigkeit und Reaktionszeit. Die Windkatze ist flink und hinterlistig. Ihr müsst also flinker und hinterlistiger sein."

Die Wildkatze fauchte Stan empört an. Als wollte sie sagen „Komm doch selbst hier runter du alter Mann!" Speziell für den Unterricht wurden in der Arena Trennwände aufgestellt, für die Katz war es ein Weg über die Kinder hinweg zu springen, für die Kinder war es ein Weg sich zu verstecken.

„Ich bezweifle stark an euren Lernmethoden Herr Tannenstein." Meldete sich Soos, wofür er bestraft wurde als die Windkatze ihn entdeckte. Gideon schaffte es noch gerade rechtzeitig den anderen Jungen in einen anderen Gang zu ziehen.

Anders als der Name es vermuten könnte, war die Windkatze keine Katze, sondern ein prächtiger, riesiger Vogel. Den Namen haben sie von ihrer unglaublichen Mobilität, und weil sie sich wie Katzen anhören.

Als ein Prachtexemplar konnte man die aus der Schule nicht bezeichnen. Sie war dürr mit Sandfarbenem, dreckigem und verfilztem Federn. Trockener Schlafsand klebte in verkrusteten Ebenen um ihre Augen. Offensichtlich sieht sie heute das Erste Mal seit einer langen Zeit wieder die Sonne.

Dippers Gehirn spielte den Eintrag in das Buch der Monster automatisch ab.

Flinke Raubvögel mit metallharten Flügeln, die sie wie Pfeile abschießen. Sucht euch Deckung. Beim Schießen bedecken sie ihre Brust und Bauch, lassen ihren Rücken aber frei. Die Schultern sind noch geschützt durch eine Mähne aus harten Federn, aber ihr habt Zugang auf ihr Kreuz. Schießt dort hin und habt keine Gnade, die Windkatze hat es auch nicht.

Sein Herzschlag war wie üblich hastig und laut, doch es übertönte nicht das scharb scharb scharb dass die ungepflegten Krallen am Holz hinterließen.

Deckung hatten sie ja genug. Aber keine Bögen. „Pfeile sind teuer und sind sehr aufwändig bei der Produktion. Ich möchte dass ihr mit eurem Kampfstil kreativ und effektiv werdet." Mit anderen Worten ich wollte nicht extra bezahlen.

Die Klasse schlich sich durch die Labyrinthartigen Gänge so leise es ging. Alle versuchten sich an das Tier anzuschleichen. Dipper tat nur so. „Psst. Hier drüben." Wisperte Jemand. Es war Pazifica. Zu sagen dass er nicht erfreut war sie zu sehen wäre eine Untertreibung, doch er wollte auch nicht alleine gegen das Monster anstehen. Wiederwillig schlich er sich zu ihr und Gideon näher ran. Jetzt zu meckern wäre dumm.

„Wir müssen irgendwie von hinten kommen." Sagte Paz. Die Jungs nickten und das Trio rollte schnell zur nächstbesten Deckung. Das heißt, Gideon und Pazifica rollten zur nächstbesten Deckung. Dipper blieb unbeholfen am Boden liegen.

Wie bin ich noch am Leben?

Hastig stellte er sich wieder auf bevor eine Reihe an spitzen, metallischen Federn sich in das Holz bohrte, wo er gerade noch war.

„Verstreut euch!" Schrie Stan von oben, und das musste er nicht zweimal sagen.

Die Katze fixierte sich an Pazifica, mit furchteinflößender Geschwindigkeit holte es mit seiner Kralle nach ihr aus. Im letzten Moment fiel Pazifica auf die Knie und schlitterte aus der Reichweite des Monsters. An der Ecke stieß die Blondine sich mit dem Schild von der Wand ab, die Sekunden später von einem blutdurstigen Flauschball umgeworfen wurde. Das Biest hatte genug mit seiner Beute gespielt, es brauchte kein Spielplatz mehr.

Jetzt wo so gut wie die Hälfte der Versteckmöglichkeiten verschwunden war schien Dippers Gehirn wieder die Kontrolle über seinen Körper zu verlieren. Wo hinrennen? Wo sich verstecken? Wer wird ihn jetzt retten? Verstecken wo? Verstecken flüchte verstecken flüchten verstecken flüchten verstecken-

Er war so verstrickt in seine Panik dass er das Mädchen nicht bemerkte was auf ihn drauf flog.

„DIPPER!" Paz rannte so schnell sie konnte weg von der Wildkatze, stieß ihre Axt aber aus Versehen in Dippers Schild und fiel auf ihn drauf. „Aww, Liebe auf dem Schlachtfeld." Hänselte Wendy. „Sie hat aber einen fahlen Geschmack." Machte Robbie eine lästige Bemerkung

„Pazifica, geh runter! Bitte!" Verwirrt und überfordert raunte Dipper ihr zu. Er konnte jeden einzelnen Sommersprossen an ihrem Gesicht zählen, und es gefiel ihm nicht.

„Lass dein Schild los!" „Dann geh runter!" „Erst wenn du dein Schild loslässt!" „Aber ich brauche mein Schild!" „Und ich brauche meine Axt!"

Die Windkatze kam näher und näher. Paz entschied sich nicht länger argumentieren zu wollen. Sie tritt Dipper ins Gesicht und zerrte die Axt samt Schild aus seinem Griff.

Die Windkatze stieß ein schrilles, blut-in-den-adern-gefrierendes Heulen aus als Pazifica die Schild-Axt ihr ins Gesicht bretterte. Mit Holzsplittern in der Schnauze und neuerrungener Ehrfurcht vor dem kleinen Wesen trottete sie davon. Diese Beute war es nicht wert ihre Nase aufzukratzen.

Dipper machte die Anstalt sich davon zu robben, doch er spürte förmlich Pazificas wütenden Blick aus seinem Nacken. „Ist das etwa ein Witz für dich? Der Krieg unserer Eltern wird bald unser sein, entscheide dich auf welcher Seite du stehst."

Auf Welcher Seite er steht.

Auf Welcher Seite er steht.

Auf Welcher Seite er steht.

Seite.

Wie man (NICHT) einen Drachen tötetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt