Laut Angaben der königlichen Berater bestand die Prüfung darin „In den Obskuren Stunden seinen Geist zu öffnen und den Wald in seine Seele blicken lassen."
Auf Deutsch: Eine Übernachtung im Herz des Waldes.
Mabel bereitete sich mit nicht vorhandener Vorfreude auf eine erneute Nacht auf Berk vor. Trina und ein paar andere Heiler malten Spiralen auf ihre Stirn, mit einer Paste die nach Erde, Gras und Blumen roch. Die gesamte Kobold-Bevölkerung ging zurück zu ihrem Heim und dann sollten sie warten.
Und warten. Und warten. Und warten.
Selbst im Winter, wenn es schneller dunkel wird kamen die Stunden bis zum Sonnenuntergang wie Ewigkeiten vor. Mabel war hin-und her gerissen zwischen dem Wunsch ein Gespräch mit Dipper anzufangen nur um der Stille zu entkommen und ihm stumm zu verfluchen.
Stille, dachte sie, habe ich endgültig satt.
Selbst wenn ihr Gegenüber sie praktisch gesehen betrogen hat.
„Das hast du mit Absicht gemacht." Sagte Mabel.
Der Menschenjunge saß am anderen Ende der Lichtung, und wachte auf aus was auch immer für einen Tagtraum er gerade hatte und stieß ein „Was" heraus. Wut fing langsam an in ihr zu köcheln. „Das. Hast. Du. Mit. Absicht. Gemacht!"
„Du hast das Ding so gemacht, das es nach einiger Zeit kaputt geht. Du hast ein Versprechen gegeben was du nicht einhalten wolltest. Du wolltest das ich beim Absturz sterbe ohne das du dir die Hände schmutzig machen musst. Du bist nicht nur ein Versprechen-Brechender Mensch, du bist ein feiger, ehrenloser, schwacher versprechen-brechender Mensch der sich einbildet ein Monsterjäger zu sein!"
Sie wird es tuen. Sie wird es definitiv tuen. Es wäre so einfach ihn jetzt auf der Stelle zu zerfleischen. Zu verbrennen. Ihren Flug und ihr Leben zu rächen. Sie könnte es tuen. Er ist jetzt hilflos, allein. Schutzlos. Ängstlich.
Er ist ihr ganz hilflos ausgesetzt.
Sie könnte ihr Spiegelbild in seinen Augen sehen. Sie machte ihn Angst, und diese andere, komische, traurige Emotion, die sie nicht deuten kann.
Dieser blick kam ihr jetzt aber bekannt vor.
Sie hat denselben Blick wenn ihre Beute an dem Tag wieder knapp geworden ist. Wenn der einäugige König sie daran erinnerte, was mit den Monstern passierte die ihren Pflichten ihm gegenüber nicht nachkommen.
Denselben Blick, aber ohne Furcht hatte sie auf vor Candy gehabt, als sie aus Versehen eine ihrer Lieblingsmuscheln zerbrach.
Hatte Dipper Schuldgefühle?
Er hatte Schuldgefühle.
„Warum hast du mich nicht sofort getötet?" Ihre Wut verließ ihre Stimme noch nicht.
„Ich..." Dipper stockte. „Ich wollte nicht."
„Du wolltest nicht?"
„Ich wollte nicht."
„Dann warum hast du auf mich geschossen?"
.... Er schien seine nächsten Worte vorsichtig zu wählen. „Ich wusste gar nicht das du sooo..."
Mabel war nicht bewusst, dass er fast Menschlich gesagt hat.
„Ich wusste gar nicht, das Monster Angst haben können." Gab er zu.
Der Nachtschatten dachte kurz nach. „Hättest du es getan, wenn ich keine Angst hätte?"
Der Mensch dachte kurz nach. „Ich weiß es nicht."
Es ist mittlerweile Dunkel geworden. Dipper lag auf dem Rücken wehrend Mabel ihre Schnauze unterm Flügel verdeckte. Mabel hatte es sich angewöhnt, ihre innere Flamme nachts aufzuheizen, um nicht zu erfrieren. „Wünsch dir was."
Unwillig hob sie ihren Kopf aus der Deckung. „Wie bitte?"
Dipper sah sie etwas perplex an. „Da ist eine Sternschnuppe gefallen. Wenn du eine siehst, kannst du dir was wünschen." Jetzt war Mabel verwirrt.
„Sternschnuppen sind die Tränen der Geisterkönigin, die um ihre Kinder weint die nicht zu ihr kommen können." Wusste er das nicht?
Dipper schüttelte den Kopf. „Sternschnuppen sind ein Segen vom Gott des Himmels und des Wetters."
Die Kinder sahen sich missmutig an.
„Ich nehme an, Monster haben eine völlig andere Entstehungsgeschichte." Merkte Dipper peinlich professionell an.
„Hätte ich mir bei euch auch denken können." Murrte Mabel.
Nein, ich will nicht dass es wieder still wird. Mabel spürte, wie Neugier in ihrem Gehirn erblühte.
„Hast du dir was gewünscht?" Es gab noch ein Tausend andere Fragen die ihr in der Kehle brannten, doch wollte sich nicht mit ihm streiten.
„Ja."
„Was denn?"
„Man darf seinen Wunsch nie laut aussprechen, sonst geht er nicht in Erfüllung."
Darauf rollte Mabel nur die Augen. „Du willst ihn mir bloß nicht erzählen."
„Weil er sonst nicht in Erfüllung geht!"
„Warum?"
Dipper schwieg. „Keine Ahnung. Mein Groß-Onkel hat das mir Mal erzählt, als ich kleiner war."
Der Nachtschatten grinste hämisch. „Du warst Mal kleiner?" Dipper legte dramatisch seine Hand aufs Herz. „Wie wagst du es? Ich bin fast ein Teenager!" Beiden entkam ein kleines Lachen.
Es war nicht viel, aber Mabel kam sich etwas leichter.
„Hast du Eltern?" Purzelte es aus ihr heraus. „Du hast deine Groß-Onkel erwähnt, Wie ist es, Eltern zu haben?"
Dipper sah sie etwas verwundert an. „Nein. Ich wurde von meinen Gronkeln groß gezogen, ich kann mich nicht an ihre Gesichter erinnern, aber Gronkel Ford meinte ich sehe aus wie mein Vater als er jünger war." ... „Warum fragst du?"
„Ich, hmm. Die Monster haben mein Ei zwischen dem Treibholz gefunden." Gab sie zu.
„Ich weiß nicht, ob meine Eltern am Leben sind oder nicht. Ich weiß nicht wie ich aussehen werde wenn ich groß bin."
„Du kannst NOCH größer werden?"
„HEY! Das weiß ich ja nicht!"
Sie boxte ihn sanft in die Schulter und merkte erst jetzt, wie müde sie wird. Und wie lauf Dippers Zähne klapperten. Sie rollte sich um, sodass ihre Seite ihn vom Wind versteckte und breitete ihren rechten Flügel über ihm aus.
„Danke."
„Mir ging nur dein Geklapper auf die Nerven." „Guaahh, Gute Nacht Mabel"
„Nacht."
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Wie man (NICHT) einen Drachen tötet
FantasiaDipper sollte einen Drachen töten. Er sollte seinen Onkel stolz machen. Er sollte der nächste Held seines Stammes werden. Er sollte ein Monstertöter werden. Stattdessen verbringt er seine Zeit damit sich mit diesem Drachen zu unterhalten, mit ih...