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Das Klingeln zu den nächsten zwei Stunden riss mich aus diesen Gedanken. „Was haben wir jetzt?", fragte ich Julie. „Mathe, glaube ich," vermutete sie. 'Neeeiiiinn, kein Mathe. Wir hätten doch schwänzen sollen.' 'Vielleicht haben wir ja doch kein Mathe'. Wir liefen zu unserem Klassenzimmer, wo unser Lehrer schon da war und etwas an die Tafel schreib. Gleichungen um genau zu sein. Wir hatten also doch Mathe. Die Langeweile kann beginnen!

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Von Langweile konnte bei mir dann doch nicht die Rede sein. Der Mathelehrer hatte mich voll auf dem Kicker. Zwei Gleichungen durfte ich an der Tafel vorrechnen, weil ich angeblich seinen Unterricht stören wurde. 'Ganz unschuldig warst du nicht'  'Ja schon, aber trotzdem übertreibt er'. Ich habe den vor mir sitzenden Jungen den Stuhl weggezogen und ihn wütend angeknurrt. Das war in meinen Augen aber völlig berechtigt, weil er mich und mein Rudel als 'komische Parasiten' bezeichnet hat. "Du solltest dich mehr zusammenreißen, Kara. Du kannst nicht gleich immer auf die anderen losgehen," meinte Julie, nachdem ich mich wieder setzen durfte. "Ich verteidige mein Rudel," wiedersprach ich ihr. "Du gehst aber zu weit! Du kannst nicht bei der kleinsten Bemerkung gegen das Rudel ausflippen. Wären wir noch auf der Menschenschule würdest du als Mobberin abgestempelt werden." Ich nahm mir Julie's Worte zu Herzen und überdachte mein Handeln. Tatsächlich habe ich wohl ein wenig über die Strenge geschlagen! Allerdings ist es nahezu schon ein Reflex. Mein Alphagen ist glaube ich ein bisschen zu sehr ausgeprägt, dadurch dass ich ein Elementwolf bin und aus einer Alphafamilie stamme. "Ich werde versuchen mich zu beherrschen," versprach ich Julie auch wenn ich jetzt schon wüsste, dass es nicht einfach werden würde. An dieser Stelle fehlt mir mein Mate. Er ist der einzige, der mich schnell beruhigen konnte, wenn ich zu impulsiv reagiere und mit dem Kopf durch die Wand will.

Zum Glück verlief die restliche Stunde ohne weitere Zwischenfälle. Als ich allerdings nach der Stunde mit Julie durch die Gänge lief, schnappte ich immer wieder Getuschel über mein Hybrid-Sein auf. Schmunzelnd lief ich aber einfach weiter. Am Treffpunkt von Noah's und meinem Rudel angekommen, warteten wir noch bis alle da waren, bevor wir los liefen. Natürlich als Wölfe mit Noah und mir an der Spitze. „Ich bewundere dich, Kara,“ platzte es auf einmal aus Noah heraus und unterbrach so die Stille zwischen uns. Perplex schaute ich ihn von der Seite her an. „Weshalb denn das?“ „Naja, du bist eine unglaubliche Alpha. Du bekommst alles unter einem Hut und hast für jedes Problem eine Lösung. Ich hingegen bring alles nur Durcheinander,“ erklärte er und wirkte ein wenig bedrückt. „Danke, aber perfekt bin ich auch nicht und du wirst trotzdem ein guter Alpha werden solange du dein Chaos kontrollierst,“ ermutigte ich ihn. „Was wenn alle das von einem erwarten, man aber weiß, dass man nie so sein wird?“ fragte er gequält. „Das klingt irgendwie gerade so, als wolltest du gar kein Alpha werden,“ vermutete ich und als er zustimmend nickte, bestätigte sich dieser Verdacht. „Weshalb denn das?“, forschte ich nach. „Du weißt ich nimm Sachen meist nicht so ernst sondern mit Humor. Ich spiele lieber mit den Welpen als irgendwelche Papierkram abzuarbeiten. Interessiere mich mehr für die Heilung als für die Politik,“ zählte er auf. „Ich/Du wäre/wärst eher eine Luna,“ sagten wir beide gleichzeitig.

„Hast du das schonmal Santo gesagt?“, fragte ich vorsichtig nach. „Bist du verrückt? Natürlich nicht! Er wäre dann doch total enttäuscht von mir.“ „Aber es würde dir helfen mit ihm darüber zu reden wie du dich fühlst. Außerdem hat er dann mehr Zeit Nori auf das Amt der Alpha vorzubereiten, als wenn du bei deiner Ernennung einen Rückzieher machst,“ appellierte ich an ihn. „Vielleicht hast du recht,“ gab er nach einiger Zeit zweilfend zu. „Natürlich, glaube mir es wird dir dann besser gehen.“ Ich spreche da ja aus eigener Erfahrung. Damals habe ich mich ja niemanden anvertraut, was für meinen Ausraster vor dem Fest geführt hat, wo ich meinem Vater alles an den Kopf geworfen habe. Apropos Vater: Weder er noch Mom haben sich seit unserer Abreise mal gemeldet. Irgendwie kränkt mich das schon. Vor allen von Mom versteh ich dieses Verhalten nicht, da sie ja immer so fürsorglich mi rgegenüber ist. 'Wir haben uns doch aber auch nicht gemeldet' 'Doch, ich habe Mum eine Nachricht geschrieben und auf diese habe ich keine Antwort bekommen.' 'Hmm, dann weiß ich es auch nicht'

An unserem Rudelhaus angekommen, verabschiedete ich mich von Noah, der mir nochmals für meinen Rat dankte. Dann begrüßte ich Nelly und ein paar weitere kurz und ging direkt in mein Büro. Dort suchte ich erstmal gefühlt Stunden nach dem Briefpapier. In Wahrheit waren es 10 Minuten bis ich es endlich fand. Nach einigen Überlegen wie ich den Brief anfangen soll, schrieb ich einfach drauf los:

Meine liebe Freundin Alara,

zu erst einmal, wie geht es dir? Seid ihr eigentlich damals noch länger im Schloss geblieben oder am selben Tag wie ich abgereist? Braucht ihr meine Hilfe noch bei der Sache mit den Flüchen oder habt ihr das doch so geregelt wie du es uns im Zimmer sagtest? Jedenfalls steht mein Angebot noch.

Ich könnte deine Hilfe auf jeden Fall bei einer... nennen wir es Klarstellung gebrauchen, wobei das eine ganz harmlose, witzige Geschichte ist. In der Schule halten mich viele jetzt für einen Hybrid. Einen Werwolf-Hexen Hybrid um genau zu sein. Sicherlich fragst du dich jetzt wie das passieren konnte. Nun: Ich war ein wenig zu unvorsichtig als ich mit Noah übers Gedanken leses geredet habe. An dieser Stelle kannst du dir denke ich eins und eins zusammenzählen und weißt bestimmt auch was mein Plan ist.

Jedenfalls würde ich mich sehr freuen, wenn du mir helfen könntest und mich in unserem bescheidenen Rudelhaus besuchen kommst.

Deine Freundin Kara

Zufrieden steckte ich den Brief in den Umschlag und verschloss ihn mit unserem königlichen Siegel. Als Adressat schrieb ich Prinzessin Alara und in die obere Ecke persönlich vertraulich! Dies tat ich eigentlich alles nur damit der Brief als wichtig abgestempelt wird und wirklich nur von Alara gelesen wird. Jetzt nur noch die Briefmarke drauf und fertig ist die Prinzessinnen Post. Mit dem Brief in der Hand verließ ich mein Büro und lief ins Wohnzimmer, wo die meisten waren. „Hat noch jemand ein Brief?“ Ein einheitliches „Nein, Alpha,“ war die Antwort. Ich nickte und ging aus dem Rudelhaus raus. Draußen verwandelte ich mich und rannte in einem Affenzahn zum nächsten Briefkasten, damit der Brief eventuell heute noch raus geht. Ich hatte Glück, der Briefkasten wird erst um 15:30 hier geleert. Gemächlich lief ich wieder zurück und ging in mein Zimmer. Nach diesem Schultag brauchte ich jetzt erstmal ein spannendes Buch.

Vertieft in meinem Buch las ich jetzt schon eine gute Stunde. Plötzlich platzte Jamie in mein Zimmer. „Kannst du nächstes mal bitte anklopfen,“ fuhr ich ihn an. Immerhin ist das mein privater Raum und was wäre, wenn ich mich gerade umgezogen hätte. Er verneigte sich kurz. „Verzeiht Alpha, aber ihr angeblicher Mate ist mit seinem Vater, dem Alpha des Black-Sky Rudels hier,“ erklärte er sein überstürztes eintreten.

Alpha PrincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt