Ich öffnete die Augen und blickte mich um. Ich befand
mich im Garten meiner Großeltern. Ich entdeckte den Kirschbaum, auf dem ich bis
zu meinem 11. Lebensjahr im Sommer kletterte und wo auch meine Schaukel von
einem dicken Ast herunterbaumelt. Auf der Veranda standen die zwei weißen
gepolsterten Plastikliegen, auf denen ich manchmal ein Buch las. Oft lag meine
Großmutter neben mir und wir lasen beide oder redeten viel. Wie sehr ich sie
doch vermisste! Sie starb vor knapp eineinhalb Jahr und ohne sie ist es schon
fast manchmal richtig langweilig. Sie war so eine witzige, verständnisvolle und
liebe Person und auch meine beste Freundin, abgesehen von meiner Mum.
Ich legte mich auf einen der Liegen und schloss einmal
kurz meine Augen. Als ich sie öffnete und mich kurz umblickte, entdeckte ich
meine Großmutter auf der Liege neben mir, so wie damals.
„Hey Mäuschen", begrüßte mich meine Oma.
„Hey Granny", grüßte ich sie zurück.
„Wie geht es dir, meine Liebe?", fragte sie.
„Ich vermisse dich schrecklich!", sagte ich einfach.
„Ach Liebes, ich dich auch. Aber wir müssen leider damit
klarkommen. So ist das nun mal. Ich weiß, die ersten Monate waren schwer, auch
für mich. Und ich habe dich richtig dolle lieb, meine Süße. Aber deswegen bin
ich gar nicht hier. Wie geht es dir?", wiederholte sie ihre Frage.
„Naja, ich weiß eigentlich nicht so richtig! Es ist
einfach der Job und Mum und Logan und die Angst vor der neuen Schule",
sprudelte es einfach nur so aus mir.
„Ich verstehe. Aber ich meinte: Wie geht es dir mit
deinem Leben?", fragte sie weiter nach.
„Ich weiß nicht. Ich denke es ist ganz okay", antwortete
ein wenig verwirrt über die Frage.
„Ganz okay? Was machst du denn noch so außer Arbeiten
oder halt Schule?", bohrte sie weiter und hob eine Augenbraue.
„Ehm... ich lese viel, höre Musik und unternehme manchmal
etwas mit Mum, wieso?", stellte ich ihr eine Gegenfrage.
„Also für mich klingt das ja schon ein wenig dafür, dass
du ein Teenager bist", sagte sie und schüttelte kaum merklich den Kopf und
ignorierte glatt meine Frage.
„Ja, was soll ich denn sonst machen?", fragte ich sie
immer noch leicht verwirrt.
„Selbst als ich noch lebte hast du nicht viel gemacht!
Das sollte sich doch ernsthaft ändern! Leb dein Leben! Mach verrückte Sachen
und probiere neue Dinge aus!", erklärte sie mir.
„Mhhh", gab ich nur als Antwort.
„Bitte probiere doch nur ein wenig einmal aus dir
herauszukommen! Ich möchte jetzt nicht damit andeuten, dass du Bungeejumping
von den Grand Canyons machen sollst oder einfach leichtsinnig durchs Leben zu
gehen, aber bitte versuch doch mal zu skaten oder sowas. Dir fallen doch
bestimmt Sachen ein, die du schon immer machen wolltest", meinte sie nur. Sie
stand auf und drückte mir einen Kuss auf die Wange und ging dann ins Haus. Ich
stand ebenfalls auf und betrat das Haus. Jedoch fand ich mich nicht im
Wohnzimmer meiner Großeltern wieder sondern um mich herum strahlte alles weiß.
Plötzlich schreckte ich aus meinem Traum. Ich blickte auf
die Uhr und stöhnte genervt auf. 4:57 Uhr. Jetzt würde ich gar nicht mehr schlafen
können! Also tapste ich barfuß die Treppen herunter und machte mir in der Küche
einen grünen Tee mit Honig. Als ich mein Lieblingsgetränk fertig zubereitet
habe, ging ich wieder leise die Treppen hoch in mein Zimmer und ich öffnete die
Tür zum Balkon. Ich setzte mich auf einen Stuhl und nippte vorsichtig an dem
heißen Tee. Ich betrachtete die Straße und dachte über den Traum nach. Hatte
die Traum-Granny Recht? Machte ich wirklich nicht viel mit meinem Leben? Und
dann fiel es mir wie Schuppen vor die Augen: natürlich hatte sie Recht! Ich
meine im Allgemeinen bestand mein Leben aus Schule, dem Job, Büchern, Musik und
meiner Mum. Ich erinnerte mich an einen sehr intelligenten Satz von irgendeinem
Star oder so: „You have the coice: to live or to exist!". Und diese Person hatte mit diesem Satz
verdammt Recht! Und jetzt sollte ich mich dafür entscheiden zu Leben!
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The Flower Girl
RomanceEigentlich läuft jede Liebesgeschichte so ab: Junge trifft Mädchen und verliebt sich unsterblich in sie. Es gibt ein Problem, doch am Ende sind alle glücklich. Die Geschichte von Hope und Logan ist aber ganz anders. Denn Hope und Logan müssen sich z...