Kapitel 13

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Mads

(Eine Woche später)

Levis Familie war wundervoll. Seine Eltern fragten mich jeden Morgen, ob ich etwas brauchte. Abbe besorgte mir ein Gedichtband auf dem Markt, Smilla umarmte mich andauernd und Levi... Levi!

Er überschüttete mich mit Küssen und Umarmungen. Doch leider fast nie ungestört, da Smilla an mir klebte. Aber mich störte das nicht. Sie war süß und fand es toll, dass ihr Bruder jemanden zum Knutschen gefunden hatte. Und ich lernte etwas Neues über Levi: Sein bester Freund hieß Gael und die beiden spielten ihrem Rudel gerne verrückte Streiche. Am Tag zuvor hatten sie heimlich mit einer Stecknadel einen Zettel auf Noahs Rücken gepinnt, auf welchem „Küss mich, ich bin dein Schmusehündchen" stand. Es dauerte ein paar Stunden, bis Noah den Streich bemerkte.

Ich mochte Gael. Er war ein freundlicher, lustiger Junge mit grauen Augen, blonden, kurzen Haaren und braunen Wolfohren. Levi nannte ihn gerne seinen ‚besten Komplizen'.

Noah war ein guter Freund. Als er hörte, dass ich gerne zeichnete und sang, brachte er mir Stifte, Papier und ein Buch mit einfachen Kinderliedern. Er bot mir sogar an, mit mir das Lesen zu üben.

In einer Woche sollte ich anfangen hier die Rudelschule zu besuchen. Doch sie gaben mir Zeit, um mich einzugewöhnen.

Doch ab und zu fühlte ich mich einsam. Ich vermisste meine Eltern und Emmie. Besonders Emmie.

Sie hatte mich nicht besucht. Vielleicht war es noch zu früh? Konnte sie sich nicht davonschleichen? Ich hatte mich bislang nicht aus dem Dorf gewagt, da ich fürchtete, dass mein altes Rudel mich gegen meinen Willen zurückzerren könnte. Daher konnte ich nicht nachsehen, ob sie vielleicht in der Schlucht auf mich wartete.

Ich machte gerade einen Spaziergang durch das Dorf, als ein vertrauter Geruch in meine Nase kroch, wie ein lästiges Insekt. Adahlia. Sie war vor dem Dorf.

Skeptisch folgte ich dem Geruch, bis ich sie sah. Auch Balder hatte sie bemerkt und stand als Wolf knurrend vor unserem Dorf. Er warf mir einen kurzen Blick zu, dann stellte er sich an meine Seite, während ich auf meine Lieblingsschwester zuging.

„Was willst du?", fragte ich zur Begrüßung.

„Nach dir sehen." Sie lächelte unschuldig. „Unsere Eltern behaupten stur, sie wären von den Wölfen dieses Rudels überwältigt worden. Ich glaube ihnen nicht, aber ich kann es nicht beweisen. Ich habe nichts gesehen! Dennoch habe ich mein Misstrauen Alpha Alva gegenüber erwähnt. Doch sie glaubt ihnen. Sie sagte, solange ich es nicht beweisen kann, würde sie nichts unternehmen. Freut dich das? Vielleicht sollte ich dich mitnehmen, damit du Alva meinen Verdacht bestätigen kannst?"

„Wie geht es Emmie?", fragte ich stattdessen. Balder knurrte und zeigte seine Zähne.

„Emmie? Oh! Das dürfte dich interessieren!" Nun grinste sie. Es war ein grausiges Grinsen.

„Natürlich interessiert es mich, wie es meiner besten Freundin geht!"

„Sie ist fort. Und es ist deine Schuld." Adahlia zwinkerte mir zu.

„Was? Fort?" Mir wurde eiskalt. „Was ist passiert?"

„Die Soldaten kamen und forderten unsere Omegawölfe. Dich. Doch wir hatten keine, damit war die Vereinbarung vorerst hinfällig. Sie haben Emmie mitgenommen, um sie auf dem Markt zu verkaufen. Emmie und noch zwei andere, ältere Wölfe, die es nicht hätte treffen dürfen. Das ist deine Schuld. Allein deine. Du hast Emmie zu den Hexen geschickt. Du hast sie verurteilt! Aber ich sollte dir danken. Nun ist sie Einar nicht mehr im weg. Wir werden eines Tages ein gutes Team sein. Ich konnte ihn schon immer besser leiden als deine nervige Freundin."

„Hey! Du! Verschwinde!" Levi und Noah kamen auf uns zu gerannt und stellten sich vor mich.

Adahlia sah sie neugierig an. „Und? Habt ihr beide schon mit meinem Bruder... Er ist ein Omega. Es würde mich nicht wundern, wenn ihr seine peinliche Schwäche ausnutzt", säuselte sie. „Taugt er etwas? Als Matratze?"

Noah knurrte. „Verschwinde! Du irre Psychopathin! Oder wir greifen an, und das würde sehr schlecht für dich enden!"

„Na gut. Viel Spaß mit meinem Brüderchen! Für irgendetwas muss er ja gut sein, sonst hättet ihr ihn nicht gewollt." Lachend eilte sie davon.

Matratze? Mir wurde schlecht. Emmie! Nein! Du hast es versprochen! Emmie war fort. Für immer. Und es war meine Schuld.

„Emmie wurde von den Soldaten mitgenommen", murmelte ich. Tränen kullerten meine Wangen herunter. „Sie wurde mitgenommen, weil ich geflohen bin!"

Levi küsste meine Wange und zog mich an sich. „Du kannst nichts dafür. Das ist nicht wahr. Die Königin und ihre Soldaten tun das. Nicht du!"

„Levi hat recht. Komm. Wir bringen dich nach Hause und dann gibt es eine Tasse heiße Schokolade." Noah seufzte traurig. „Ich kann es nicht fassen, dass deine Schwester so etwas furchtbares über dich gesagt hat. Du bist kein Omega mehr, Mads. Und du bist sicher bei uns."

Balder schnaubte zustimmend.

Abends lagen Levi und ich gemeinsam auf meinem Bett. Ich kuschelte mich an ihn und genoss die Wärme und den Geruch seines Köpers. Es hatte etwas gedauert, bis ich mich beruhigt hatte.

Bitter summte ich die Melodie meines Schimpfwörterlieds. Levi schmunzelte.

„Du hast eine bezaubernde Stimme", murmelte er. „Du solltest Sänger werden."

„Ich weiß nicht", murmelte ich und hörte auf zu summen.

„Nein, bitte!" Er küsste meine Locken. „Hör nicht auf. Es klingt so schön!"

„Ich liebe dich auch!", sagte ich schmunzelnd und rollte mich auf ihn. „Aber jetzt würde ich gerne etwas anderes machen."

„Und was?" Levis Wangen wurden langsam rot und seine Wolfohren zuckten aufgeregt.

„Dich küssen!", flüsterte ich ihm ins Ohr, bevor unsere Lippen aufeinandertrafen.


(c: sasi)


WOLF - Die zwei Rudel. (BL)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt