Kapitel 10

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Levi

Noah holte Levi nach der Schule ab, um gemeinsam zu jagen. Levi vermutete, dass Noah sicherstellen wollte, dass Levi keinerlei Zeit hatte irgendeinen Unsinn anzustellen. Wie zum Beispiel nachts die Tür eines besonders grantigen Rudelmitglieds rosa zu streichen, mit Herzen zu bemalen und mit ‚Mr. Lover-Lover' zu beschriften. Levi war sehr stolz auf sein Werk.

Noah war es auch gewesen, der eines seiner Treffen mit Mads verhindert hatte. Es war so furchtbar gewesen, Mads warten zu lassen. Levi hatte sofort gewusst, dass Mads der Wolf seines Lebens war. Seine Zukunft. Der einzig Richtige. Levis Nase hatte es gewusst. Es war liebe auf den ersten Blick. Oder, zweiten, da sie sich ja bereits als Kinder begegnet waren. Schon damals hatte ihm der Geruch des anderen Jungen gefallen.

Doch anstatt zu versuchen Mads zu treffen, musste er nun Jagen gehen. Ob es Mads gut ging? Levi hatte ihn treffen wollen, doch das andere Rudel hatte sich in der Schlucht versammelt. Wer es der Wettbewerb, von welchem Mads gesprochen hatte?

Doch obwohl Levi kein besonders guter Jäger war, blieb ihm nichts anderes übrig, als dem zukünftigen Alpha zu folgen, anstatt nach dem Wolf seines Herzens zu suchen. Es gab einen kleinen Wald in der Nähe ihres Rudels, welcher zu ihrem Gebiet gehörte. Noah gelang es, einen kleinen Hasen zu erbeuten, doch Levi musste sich mal wieder mit einer Maus begnügen. Er fing meistens Mäuse. Sein bester Freund und Komplize, Gael, zog ihn ständig damit auf. Mäuse-Levi. Sehr schmeichelhaft! Als Kind hatte Levi einmal einen Regenwurm erbeutet... Auch das war nicht gerade auf Beifall gestoßen und geschmeckt hatte der Wurm auch nicht.

Ein karger Wald zog sich durch das gesamte Gebirge. Dort, wo die Berge noch nicht ganz so hoch waren. Einige Rudel konnten Teile des Waldes als ihr eigenes Jagdgebiet sichern, so wie sein Rudel diesen. Nun, nachdem sie als Wölfe ihre Beute verspeist hatten und wieder ihre Kleidung trugen, war Noah der Meinung, dass es Zeit für eine Unterhaltung war.

„Marko hat auch andauernd irgendwelchen Unfug gemacht aber mit dir hat das Ganze ein neues Ausmaß genommen!" Noah lag im Moos und betrachtete die Baumwipfel. „Wegen ihm hatten wir auch andauernd Ärger. Und kaum war es ruhig geworden, beschließt du, in seine Fußstapfen zu treten. Manchmal bin ich froh, dass ihr zwei keine Chance hattet, euch zusammenzutun. Ihr hättet das Rudel zerstört! Ich vermisse diesen Dummkopf..."

„Ich trete in niemandes Fußstapfen", protestierte Levi. „Noah?"

„Ja?"

„Willst du Alpha des Rudels werden?"

Das brachte den älteren Wolf zum Lachen. „Ich wurde dazu geboren. Es geht nicht um das wollen. Es ist meine Pflicht, dass Rudel einmal zu Leiten und zu Schützen. Wenn Marko hier wäre, dann hätte ich vielleicht die Wahl. Aber ich denke nicht, dass er ein guter Alpha für das Rudel geworden wäre. Er hat zu viel Mist gebaut!" Noah stupste Levi lachend. „Du erinnerst mich an ihn."

„Ist das gut oder schlecht?" Levi lag auf dem Bauch und zupfte an dem trockenen Moos.

„Beides?" Nun rollte sich auch Noah auf den Bauch und sah ihn an. „Du treibst mich mit deinen Streichen in den Wahnsinn, aber ich denke, du würdest ein guter Betawolf für das Rudel sein. Was meinen kleinen Bruder betrifft: Ich hoffe Marko geht es gut und er beschützt Finn. Obwohl... Wenn beide noch am Leben sein sollten, dann tut er das sicher. Er hat Finn ständig vom Fenster aus beobachtet."

„Hat er das?" Davon hatte Levi noch nie gehört.

„Er hat. Wir haben alle vermutet, dass er sich in Finn verguckt hatte... Aber Levi, wo wir vom ‚Verguckt haben' sprechen. Mir ist letztens ein ungewohnter Geruch an der aufgefallen. Hast du dich mit einem Wolf von einem anderen Rudel getroffen?"

WOLF - Die zwei Rudel. (BL)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt