𝟛𝟞. 𝔾𝕖𝕗𝕒𝕙𝕣 𝕒𝕦𝕗 𝕕𝕖𝕞 𝔻𝕒𝕔𝕙𝕓𝕠𝕕𝕖𝕟

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»Glaubst du, dass du vielleicht lesbisch bist?«, fragte ich Maike. »Oder bi? Oder pansexuell?«

»Michi, du bist aufgewühlt, kann das sein?«

Ich schüttelte den Kopf, dann nickte ich und gleich darauf drehte ich meinen Kopf wieder von der einen Seite zur anderen.

»Okay, ich mach dir erst mal deinen geliebten Tee.« Maike stand auf, strich mir durch die Locken und kletterte aus meinem Zimmer. Mit einer Tasse Tee kam sie zurück.

»Danke Maike, wie nett von dir«, sagte sie, als ich mich nicht bedankte.

»Danke Maike«, meinte ich etwas zu spät.

»Du hast mich das bestimmt gefragt, weil du deine eigene Sexualität in Frage stellst, stimmts?«

»Warum kennst du mich so gut, May? Kann ich keine Geheimnisse vor dir haben?«

»Nein, das funktioniert bei mir nicht.«

»Also, was denkst du? Weißt du, welche Sexualität deine beschreibt?«

»Ich habe schon einmal darüber nachgedacht«, begann Maike. Sie kuschelte sich an mich.

»Und?«, drängte ich.

»Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich mich nicht labeln muss. Es bringt mir nichts. Es hilft mir nicht weiter und ich weiß es sowieso noch nicht. Ich glaube, irgendwann wir eine Person kommen, in die ich mich verliebe und gut ist.«

»Interessanter Standpunkt. Aber es würde doch anderen bestimmt helfen, wenn sie wüssten, auf was du stehst.«

»Denen würde ich einfach die Wahrheit sagen.«

»Ich weiß nicht, ob ich diese Unwissenheit mag. Da fühle ich mich ein bisschen unsicher.«

»Denk am besten einfach nicht darüber nach.« Für einen Moment war in meinem Gehirn alles wie eingeschlafen, im nächsten schlug ein Blitz ein und mir kam eine Erkenntnis. Natürlich. Wie hatte ich es solange nicht bemerken können?

»Ich bin schwul«, sagte ich plötzlich. »Ich bin schwul.«

»Hat es sich richtig angefühlt?«, fragte Maike neugierig.

»Ja, verdammt richtig. Ich glaube, ich bin wirklich schwul.« Ich wiederholte diese drei Wörter einige Male. »Deshalb also!«, rief ich aus und schlug mit meiner Hand gegen meine Stirn.

»Was denn?« Maike stupste mich an.

»Deshalb hatte ich immer so ein komisches Gefühl bei Amy. Ich glaube, ich war nie richtig in sie verliebt. Vielleicht habe ich selbst nur von mir erwartet, mit ihr zusammenzukommen, weil ich dachte, dass es passt. Wir waren ein Mädchen und ein Junge und sie sah gut aus und ich mochte ihren Charakter. Also habe ich angenommen, sie sei perfekt, um mit mir eine Beziehung zu führen. Das war sie aber nicht. Ich war nicht in sie verliebt, weil ich auf Jungs stehe!«, erklärte ich Maike.

»Ich bin stolz auf dich, dass du es selbst endlich gecheckt hast.«

»Wie meinst du das?«, fragte ich.

»Ich habe es vermutet und July auch. Deshalb haben wir manchmal solche Andeutungen gemacht.« Mein Mund öffnete sich erstaunt. Ich erinnerte mich daran, dass Maike und manchmal auch July, mysteriöses Zeug gelabert hatten, als würde ich nicht auf Amy stehen, sondern auf eine andere Person.

»Was denkst du, wie Mom und Dad reagieren werden?«, fragte ich und trank einen Schluck Apfeltee.

»Keine Ahnung. Sie werden dich bestimmt trotzdem lieben und es wird sich nicht viel verändern, das denke ich. Sicher bin ich mir aber nicht.«

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