𝟝. 𝔹𝕝𝕦𝕞𝕖𝕟𝕝𝕒𝕕𝕖𝕟

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Als ich am Mittwoch nach dem Umzug früh aufstand, entschied ich, einen Spaziergang zu unternehmen. Draußen lief ich dem Idioten über den Weg, der sich auf sein Fahrrad setzte. Die Wut, die ich bisher unterdrückt hatte, entflammte wieder.

Ich holte mein Fahrrad aus der Scheune, die sich meine Familie und die Turners teilten, stieg auf und radelte dem Idioten hinterher. Er fuhr in eine kleine Nachbarstadt und nutzte Gassen und leere Straßen, was darauf hindeutete, dass er oft hierherfuhr.

Als ich ihm in eine Gasse und wieder auf eine vollere Straße folgen wollte, parkte ein violettes Auto dort ein und versperrte nicht nur die Ausfahrt, sondern auch die Sicht. Ich musste umkehren und einen anderen Weg suchen. Da ich zur Schule und zu sonstigen Treffen immer in die andere Richtung fuhr, kannte ich diese Stadt und die Umgebung in der Nähe nicht.

Was machte Toni hier? Ich erinnerte mich, dass July mal erwähnt hatte, dass Toni in einem Laden arbeitete, also fragte ich eine Passantin, ob es hier ein paar Läden gab.

»Hier gibt es sehr viele Läden. Dort hinten ist die Einkaufsstraße mit Klamottenläden und Drogeriemärkten. Der Blumenladen und das Häuschen sind eine Straße weiter.«

Ich bedankte mich bei ihr und folgte ihrer Anweisung, als sie mir den Weg beschrieb. In der Einkaufsstraße betrat ich jeden einzelnen Laden und hielt nach Toni Ausschau. Meine Wut steigerte sich. Er war schuld, dass wir so spontan umziehen mussten. Ich wollte ihn anschnauzen, meine Wut an ihm auslassen, bevor ich ihm möglicherweise verzieh. Zumindest für diese Sache verzieh. Seine anderen Taten konnte ich ihm noch nicht vergeben. Am Ende der vollen Einkaufsstraße fuhr ich wütend herum. Ich hatte in jeden einzelnen Laden nachgeschaut. Wo war dieser Idiot?

Ich schob mein Fahrrad um die Ecke, wo ich eine Bank entdeckt hatte und spürte einen Tropfen Wasser, der auf meine Hand tropfte. Ein Blick nach oben zeigte, dass die Wolken sich grau verfärbt und zusammengezogen hatten. Sie verdüsterten den Himmel. Ich drehte mein Fahrrad, um nach Hause zu fahren, bevor es schüttete, da fiel mein Blick auf das Schaufenster des Blumenladens. Toni befand sich in dem Laden und wechselte gerade die Rosen, die in einer hellblauen hohen Vase standen.

Ich stellte mir vor, wie Toni seine Eltern rief und sich bei ihnen über uns beschwerte und sie bat, etwas dagegen zu unternehmen, die anschließend beschlossen, uns aus unserer Wohnung rauszuschmeißen.

Knurrend lehnte ich mein Fahrrad an die Bank und stürmte in den Laden. Bunte Blumen umgaben mich. Rosenranken mit spitzen Stacheln bedeckten einen Teil der rechten Wand. Daneben waren die verschiedensten und wunderschönsten Blumen ausgestellt. Die Theke befand sich gegenüber der Tür. Dahinter stand Toni mit einem grimmigen Gesichtsausdruck.

»Was machst du hier?«, blaffte er mich an.

»Ich habe dich gesucht.«

»Bist du mir gefolgt oder hat July dir gesagt, wo ich bin?«, fragte Toni.

Beides. »Ich bin dir gefolgt. Aber darum geht es nicht. Du bist schuld!«

»Woran bin ich schuld?«, fragte Toni genervt.

»An unserem Umzug.«

»Euer Vermieter ist schuld.«

»Zufälligerweise ist unser Vermieter der beste Freund deines Vaters. Und du hast ihm bestimmt eingeflüstert, er soll was unternehmen. Ich weiß, wie sehr du uns hasst. Du wolltest uns weghaben.«

Meine Stimme klang zwar leise, dafür aber gefährlich.

»Michi, lass das. Wir haben nichts damit zu tun.«

»Ach wirklich? Du beißt dir in die Wange. Das tust du immer, wenn du lügst.« Meine Stimme wurde lauter.

»Ich habe wegen etwas anderem gelogen«, verteidigte sich Toni.

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