Bonuskapitel Sammy

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Seit genau vier Tagen und sieben Stunden waren Toni und ich verlobt. Ich konnte es immer noch nicht glauben.

Gestern waren wir zurück nach Leipzig gefahren. Ich liebte es, zu Hause bei meinen Eltern zu sein, aber dort vermisste ich Toni zu sehr. Er wohnte zwar direkt nebenan und uns trennten keine fünf Minuten Laufweg, aber meistens verbrachten wir die Zeit mit unseren Familien und Freunden. Ich stand meinen Eltern, meiner Schwester und meinen Freunden zwar nah, aber sie waren nicht mein Safe Place. Deshalb freute ich mich umso mehr, wenn ich mein richtiges Zuhause betreten konnte.

Toni und ich wohnten zusammen in einer Wohnung in Leipzig. In der Nähe hatten wir Einkaufsläden, eine Bahnhaltestelle und einen Park.

Ich drehte mich in meinem Bett um und betrachtete Toni. Ich streckte meine Hand aus und fuhr ihm durch seine blonden Haare, die wild von seinem Kopf abstanden und berührte seine Sommersprossen. Plötzlich schlug Toni seine Augen auf und ich starrte in meinen persönlichen Himmel. Tonis Augen waren so schön, dass ich mich wirklich für ein paar Sekunden wie im Himmel fühlte.

»Hey, mein süßer Idiot«, flüsterte ich.

»Guten Morgen, Lustig«, sagte Toni mit rauer Stimme. Ich fiel beinahe um. Ich liebte diesen Moment am Morgen, wenn seine Stimme noch genau so klang, dass sie mir eine Gänsehaut bescherte.

Plötzlich sprang ein Wesen auf unser Bett und wir fuhren erschreckt auf. Sammy, der Golden Retriever von Tonis Familie, bellte uns einmal an und schaute uns dann mit seinen lieben Augen zuckersüß an. Da Tonis Eltern in den Urlaub fahren wollten, hatten wir angeboten, ihn für eine Woche zu uns zu nehmen.

»Dann wollen wir mal raus mit dem«, meinte ich, gab Toni einen Kuss auf die Wange und kroch aus dem Bett.

»Holen wir uns einen Hund?«, fragte Toni und stand ebenfalls auf. Er machte seinen Hundeblick.

»Erst mal schauen wir, ob wir eine Woche mit dem hier klarkommen«, sagte ich und strich durch Sammys weiches Fell.

»Okay.« Toni kniete sich vor Sammy hin. »Hey, Alter, hilfst du mir, Michi zu überzeugen? Sei ganz lieb und süß zu ihm.«

Ich kicherte. Wir machten uns fertig, ich teilte eine Banane mit ihm und dann legten wir Sammy die Leine an, packten Futter ein und liefen los.

Toni hielt den Hund fest, während ich abschloss und ihnen dann hinterhereilte. Meine Familie. Bald sogar offiziell. Ich nahm Tonis Hand und gemeinsam machten wir uns auf den Weg in den Park. Die Sonne schien, obwohl es noch bitterkalter Winter war.

»Hey, hast du Sonnencreme drauf?«, fragte ich Toni.

»Ähm, nein, vergessen.«

»Bleib stehen.« Ich trat auf die Leine, damit Sammy nicht zerrte und holte eine kleine Packung Sonnencreme aus meiner Tasche. Seit ein paar Wochen war ich sehr paranoid. Toni seufzte, als ich mit einer Hand sein Gesicht festhielt und mit der anderen Sonnencreme draufklatschte und dann verschmierte.

»Du bist überhaupt nicht weiß im Gesicht«, sagte ich grinsend und packte die Sonnencreme ein.

»Hey!«, rief Toni. »Verschmier die ordentlich!«

Ich war schon losgelaufen, doch Toni packte meinen Arm und zog mich zurück. Bevor ich reagieren konnte, umfasste er mein Gesicht mit seinen Händen und verteilte Sonnencreme darauf. Mit einem Augenrollen verschmierte ich die Sonnencreme nun ordentlich in seinem hübschen Gesicht, in seinem Nacken und auf seinen Armen.

»Jetzt können wir weitergehen«, sagte Toni. »Hast du die Leine?«

»Nein, du hast sie«, sagte ich und schaute auf seine leinenlose Hand. »Hattest. Toni? Wo ist der Hund?« Ich versuchte, meine Stimme ruhig zu halten.

𝔻𝔼ℝ 𝕀𝔻𝕀𝕆𝕋 𝕌ℕ𝔻 𝕀ℂℍWo Geschichten leben. Entdecke jetzt