Kapitel 8

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Nachdem ich mich noch ein wenig (wiederwillig) mit meinem Vater unterhalten hatte, hatte ich mich von ihm verabschiedet, wobei ich ihm fest versprechen musste, dass ich bei Abschluss dieses Auftrags direkt nach Hause kommen würde. Natürlich hatte ich eingewilligt, ich hatte ja auch keine andere Wahl.

Der Wunsch hier in Rio ein neues Leben zu beginnen, würde wohl für immer nur ein Wunsch bleiben, da mein Vater mich überall finden konnte, egal wo ich mich Versteckte. War das wirklich das, was ich wollte? Eine ewige Flucht vor meinem eigenen Vater?

Warum bist du noch auf?", hörte ich Brian fragen, als die Truppe wieder in die Lagerhalle eingetrudelt war. Sie alle lachten über den gemeinsamen Abend und machten sich darüber lustig, dass Hobbs und seine Kollegen wohl ziemlich dumm aus der Wäsche geschaut hatten. „Ich hab auf euch gewartet", sagte ich nur und schenkte der Gruppe ein kleines Lächeln. „Habt ihr den Peilsender an sein Auto angebracht?", fragte ich und Tej streckte nur seine beiden Daumen hoch.

„Wo ist Mia?", stellte Dom bereits die nächste Frage und liess seinen Blick über unser Versteck wandern. „Bereits in ihrem Bett", liess ich ihn wissen. Brian schenkte uns allen ein freundliches Lächeln, bevor er sich zu seiner Frau gesellte. Auch die anderen verteilen sich nach einer Weile alle zu ihren Schlafplätzen, sodass nur Tej und ich am Ende übrig blieben.

„Bist du noch nicht müde?", fragte ich ihn also, als er sich vor seinem kleinen Laptop setzte und begann darauf herum zu tippen. „Nein, nicht wirklich. Wie siehts bei dir aus?" Ich schüttelte bloss den Kopf. Heute würde ich ganz bestimmt kein Schlaf mehr bekommen, zu sehr machte mir die bevorstehende Zeit Angst und bereitete mir Kummer. Automatisch wanderte mein Blick in die Richtung, in die Roman vorher verschwunden war. „Ist alles okay bei dir?", wollte Tej wissen. Ich sah zu ihm rüber. Er hatte mittlerweile seinen Laptop zugeklappt und die Hände miteinander verschränkt. Abwartend blickte er zu mir.

„Ja", sagte ich, „es ist alles in Ordnung." Tej schien mir nicht zu glauben, den er zog eine Augenbraue in die Höhe und hatte dabei einen Blick aufgesetzt, der mir deutlich machte, dass ich ihm mehr darüber erzählen konnte. „Mein Vater hat mich gefunden", gab ich dann schliesslich zu und atmete tief durch. Ich kannte Tej nun eine Weile und wir beide waren enge Freunde, ich wusste also, dass ich mich ihm anvertrauen konnte.

Er stiess einen überraschten Laut aus. „Wie er hat dich gefunden!?"

Shh!", machte ich und blickte einmal kurz durch die Lagerhalle. Ich wollte jetzt nicht unbedingt, dass jeder in diesem Team Wind davon bekam, was bei mir Zuhause eigentlich lief. „Er hat mich gefunden, hier, in Rio. Wir haben vorher miteinander geredet", erklärte ich ihm und seufzte auf. Tej erhob sich von seinem Platz und setzte sich mir gegenüber. „Willst du mir davon erzählen?", fragte er vorsichtig nach.

Seufzend erzählte ich ihm über die Ereignisse der letzten paar Monate. Wie Roman und ich uns getrennt hatten, wie meine Eltern auf diese Heirat immer und immer mehr bestanden haben, wie ich nach Rio geflüchtet bin, über das Gespräch von Roman und meinem Vater liess ich ihn auch wissen. Ich redete über alles, was mir auf der Seele lag, vor allem aber sprach ich über Roman und wie sehr es mich verletzte, dass wir nicht zusammen sein konnten, weil er meinem Vater nicht Nobel und Reich genug war.

„Verdammt", stiess Tej aus, als ich mit meiner Erzählung endete und schloss mich gleich in seine Arme, da bei mir die Tränen einfach nicht aufhören wollten zu fliessen. „Es tut mir so leid, kleiner. Ich wünschte, ich könnte dir helfen." Ich schüttelte bloss den Kopf und versuchte ein aufmunterndes Lächeln aufzusetzen, als ich meine Tränen zu trocknen begann. „Ist schon gut, Tej. Irgendwie werde ich klar kommen, du kennst mich doch, ich komme immer klar."

Tej schüttelte bloss den Kopf. „Adria-", begann er, doch ich unterbracht ihn gleich: „Hast du Brian eigentlich endlich nach all diesen Jahren nach dieser einen da gefragt, die du so scharf findest?"

Mein Kumpel schaute mich nur stirnrunzelnd an, ehe er seufzte und auf meinen abrupten Themenwechsel einging. „Nein, komm schon, das ist doch auch wieder ein paar Jahre her. Sie kann sich bestimmt nicht mal mehr an mich erinnern!", lachte er.

„So lange ist ja deine Schwärmerei auch nicht wieder her. Sie ist doch die kleine Schwester meiner verstorbenen Freundin. Ich komm gerade aber einfach nicht auf ihren Namen! Gott, wie hiess sie noch mal? Annabel?"

Antonia", antwortete Tej wie aus der Pistole geschossen, was mich zum schmunzeln brachte. Klar, von wegen Jahre her.

Tej hatte Tony vor vielen Jahren kennen gelernt, als er mal mit Brian in ihrer Werkstatt gewesen war und seitdem nie aufgehört über sie zu reden. Er hatte sie öfters auf Rennstrecke im Publikum gesehen, aber sie niemals angesprochen. Brian und ich ärgerten ihn gerne über seinen heimlichen Schwarm und das er ein Angsthase war. „Du kleine Hexe wolltest mich nur testen", stellte mein Kumpel fest. Ich begann zu lachen, als ich sein empörtes Gesicht sah.

Langsam erhob ich mich von den Barhocker und blickte in seine Richtung, als ich rückwärts zu meinem Schlafplatz lief. „Solltest die kleine echt mal Ansprechen, langsam wird es gruselig."

„Du mich auch", gab Tej nur grinsend zurück, ehe er mir eine gute Nacht wünschte und sich dann auch in seine Räumlichkeiten begab.

———

Nochmal!", rief Rico und seufzend liess ich mich wieder in das innere des Autos zurück fallen. „Wenn nicht mal Adria das hinkriegt, sollten wir uns vielleicht mal etwas anderes überlegen", sagte Han, was mich dazu veranlasste, mich aus dem grauen Nissan zu erheben. „Dom das Zeitfenster ist zu klein. Die Kameras überlisten wir nur mit unsichtbaren Autos", redete Han weiter und blickte zum Alpha hin, der gerade an seinem Auto abseits von uns herum schraubte.

Dom fing plötzlich an zu lächeln. „Und ich weiss ganz genau wo wir sie herbekommen."

Verwirrt blickte ich zu Brian, der ebenfalls ein Fragezeichen auf seinem Gesicht hatte.

Roman lachte hinter uns leicht belustigt auf. „Und ihr alle sagt, das ich als Baby auf den Kopf gefallen bin. Unsichtbare Autos - also wirklich!"

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