Kapitel 9

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Die unsichtbaren Autos entpuppten sich als gar nicht so unsichtbar, als Dom Brian, Roman, Han und mich auf einen ganz speziellen Ausflug mitnahm, um diese besagten Autos ausfindig zu machen.

Keine Stunde später standen wir an einer roten Ampel nebeneinander, die Strassen waren leer und es wehte ein warmer Wind. „Ziemlich lange her, das ich so eine Karre fahren durfte", bemerkte Brian und betrachtete das Lenkrad des Polizeiautos. „Das erste Mal, das ich in so einer Karre vorne sitze", erwiderte Dom und warf Brian einen belustigten Blick zu. Ich musste leicht schmunzeln. „Das nennst du also unsichtbar, Dom?", kicherte ich und schaute zu Dom, der links zu mir stand. An Doms linker Seite war Brian.

Zwei weiterer Wagen fuhr zu meiner rechten auf. Roman blickte angefressen in unsere Richtung, während Han nur belustigt zu uns schaute. „Rom, wieso hat das so lange gedauert?", fragte Brian lachend und lehnte sich etwas vor, um einen besseren Blick auf Roman zu erhaschen.

„Ich hab schon gedacht, du kommst mit Chrom-Spinner-Felgen an oder sowas", machte Brian weiter, als keine Reaktion von Roman kam. Kichernd lehnte ich mich tiefer in den Stoffsitz zurück. Roman lachte, während er seinen Blick nach vorne richtete und dann verstummte. „Wirklich witzig."

Ich wette 100 Tausend, dass ich euch alle in der nächsten Viertelmeile abhänge", verkündete Roman daraufhin, während Brian immer noch über seinen vorherigen Witz lachte. „Als ob du Vogel 100 Riesen hättest", meinte ich daraufhin und blickte zu Roman, der bereits in meine Richtung schaute. Mein Herz setzte einen Schlag aus. „Wenn wir den Job durchziehen, habe ich sie."

Ich liess meinen Blick wieder nach vorne schweifen und versuchte dabei das aufkommende zittern zu ignorieren.

Die nächsten zwei Ampeln. 100 Tausend."

Ein kleines Grinsen huschte über meine Lippen. Ich war Kaliforniens beste Rennfahrerin. Die Jungs hatten keine Chance gegen mich und ein wenig mehr Geld auf einem privaten Konto, unter einem falschen Namen, waren definitiv etwas, was ich gut gebrauchen konnte.

„Wenn wir den Job nicht durchziehen, sind wir vermutlich sowieso tot. Machen wir eine Million draus", meinte Han nur und schmunzelt dabei leicht. Ich musste kichern. „Gefällt mir!", sagte ich und grinste breit. „1 Million Dollar, eine Viertelmeile", stieg auch Brian in das Geschäft mit ein. Dom grinste die ganze Zeit über nur mit seinem typischen Grinsen. Das er mit dabei war, war uns allen nur zu gut klar. Und ich war mir sicher, er dachte, dass er gewinnen würde.

„Also gut", verkündete Han und drückte provokant aufs Gas. Die Vorfreude wurde bei uns allen grösser und ich begann schon unruhig auf meinem Sitz herum zu rutschen. Das Adrenalin nahm bei mir Platz ein und ich spürte, wie mein Herz schneller pumpte. Dieses Gefühl hatte ich schon lange nicht mehr verspürt und nun merkte ich, wie sehr mir das gefehlt hatte. Die schnellen Autos, das schnelle Geld, das schnelle Leben. Das war meine Welt.

„Man lebt nur einmal. Also los gehts", sprach Roman und drückte ebenfalls auf das Gaspedal. „Was sagst du, Dom?", wollte Brian wissen und blickte zu seinem Bruder. Auch wenn wir alle seine Antwort wussten, wollte Brian es unbedingt nochmals von ihm hören.
Quatschen wir oder fahren wir ein Rennen?", war nur seine Antwort darauf. „Verarsch mich nicht wieder", meinte Brian daraufhin in meine Richtung. Ich musste lachen. „Das wirst du wohl nie vergessen."

Die Motors heulten auf, jeder provozierte den anderen und drückte auf sein Gaspedal. In jedem Moment würde die Ampel vor uns auf grün schalten und die nächsten 10 Sekunden würden mir gehören. Mein Herzschlag überschlug sich fast vor Freude. Diese Viertelmeilen, diese 10 Sekunden, waren einfach alles für mich. In dieser Zeit konnte ich meiner grauenhaften Welt entfliehen, den Wind in meinen Haaren spüren und frei sein. Endlich frei sein.

Kurz bevor die Ampel auf grün leuchtet, hatte Roman schon mit den Rennen begonnen und die Sirenen eingeschaltet. Auf den gleichen Schlag fuhren auch wir dann los. Das Roman bescheisen würde, war uns allen klar, damit hatten wir gerechnet. Doch so einfach würde ich es ihm nicht machen und lange würde er den Vorsprung nicht halten können. Ich schaltete einen Gang runter und drückte aufs Gas und fuhr ihm im nächsten Moment schon dicht auf. „Typisch Roman", kicherte ich vor mich hin, während ich versuchte ihn zu überholen. Dabei bemerkte ich, das Dom und Brian mir bereits am Arsch hingen, was mich nur noch mehr zum lachen brachte. Ich konnte dieses Rennen locker gewinnen und das wussten sie ganz genau.

Während ich es schaffte Roman zu überholen, schoss plötzlich Dom links an mir vorbei. Ich beschleunigte erneut den Wagen. Im Rückspiegel konnte ich sehen, das auch Brian und Han Roman überholt hatten und er nun das Schlusslicht bildete. Uh, sein Ego kratze jetzt bestimmt sehr.

Erneut schaltete ich einen Gang runter, beschleunigte den Wagen und schaltete im richtigen Moment wieder hoch und kam so an Dom vorbei, der nur frech in meine Richtung grinste. Er wusste, er hatte keine Chance. Doch Brian schien das nicht zu gefallen, dass er am verlieren war, den er war ziemlich nahe an mich dran. Lange musste ich nicht mehr durchhalten, ich sah die Ampel, die unsere Ziellinie darstellen sollte schon vor mir.

Ich schaute rechts von mir. Brian befand sich in meinem sogenannten Totenwinkel und schien sich wirklich Mühe zu geben. Einen Moment hielt ich kurz inne und nahm dann schlussendlich meinen Fuss vom Gas, was dazu führte, das ich an Geschwindigkeit verlor, aber nur so wenig, dass es gar nicht auffallen würde, dass ich Brian mit Absicht gewinnen liess. Als er dann knapp vor mir an der Ziellinie ankam, konnte ich seine Freude schon fast bis über ganz Rio hören.

Lachend hielt ich meinen Wagen an, während die anderen das selbe taten. Brian stieg aus seinem geklautem Auto und führte einen kleine Siegestanz auf, welchen wir nur mit einem Lachen kommentierten. Die andere warfen mir wissende Blicke zu, was ich nur mit einem Schulterzucken abtat.

So unauffällig war ich wohl doch nicht vom Gas, wenn die anderen, es bemerkt hatten. Nun hoffte ich einfach darauf, dass Brian dies in seiner Freude nicht auffallen würde. Das würde nur unnötig sein Ego kränken und das wollte ich definitiv nicht. Mit einem Baby auf dem Weg, auf der Flucht vor dem Staat und dem Gesetzt, brauchte er und Mia das Geld mehr, als ich es jemals gebraucht hätte.

Und wenn Brian glücklich war, dann war ich das auch.

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