Kapitel 2: Böse Aussichten

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Nachdem Frau Schöllner jedem einen Stundenplan ausgeteilt und sie mit den Schülern alles Besprochen hatte, klingelte es auch schon zur kleinen Pause. Alle holten ihre Brotzeit Dosen aus den Schulranzen und die ersten Gespräche wurden eröffnet. Russland hingegen starrte nur die Wand an. Scheinbar war es das schönste, was er seit Jahren gesehen hatte. ,,Hey''. Jemand mit starken Akzent stubste ihn plötzlich mit seinen Ellenbogen an. Der Russe schaute überrascht zu seiner Linken. Michail hatte ihn angesprochen. Was er wohl wollte? ,,Wie heißt du?'', erkundigte sich Michail neugierig, wobei er sich ein wenig vorbeugte und ein leichtes Lächeln trug.
Und dies war die unspektakulärste Frage, die er seit Jahren gehört hatte, dennoch antwortete Russland ihm kurz und knackig:,, Maxim''. Vielleicht hatte das Land seinen zweiten Namen ein wenig zu uninteressiert ausgesprochen, denn so, als hätte Michail nie etwas gehört, setzte er sich wieder normal hin und schaute zur anderen Sitzreihe hinüber. Jedoch war es Russland auch schlicht egal. Er kam alleine sehr gut zu- ,,Also bist du ein Russe?'', ertönte Michail's Stimme. ,,Ja'', gab der Russe erneut kurz und sparend von sich, als er doch ein wenig Intresse an dem Gespräch bekam. ,,Du bist auch einer, oder?''. ,,Naja... schon'', murmelte sein Sitznachbar nervös. ,,Is was?'', fragte Russland ihn verblüfft. ,,Ich habe gehört, die Leute hier mögen keine Russen...'', erzählte Michail und rieb sich mit seiner Hand ungewiss am Nacken. Da kam Russland auf einem Schlag eine Person in den Kopf, die er bis zu diesem Zeitpunkt total vergessen hatte. Simon. Der Russe schaute geschwind im Klassenzimmer umher, als er den Typen entdeckt hatte. Jetzt verstand er, wieso Michail so nervös war. Simon war ein deutscher, schlanker, aber dennoch starker Bursche, den man eigentlich als Rassisten bezeichnen kann. Er mobbt eigentlich jeden Ausländer, der ihm in die Quere kommt. Außer Russland. Weil, wie ich euch schon im Prolog erzählt habe, hat Russland einem Jungen einen Backenzahn ausgeschlagen. Und ja, das war Simon. Und seid diesem Vorfall ließ Simon den Russen in Ruhe. Zum Glück. Er wendete sich wieder seinem Sitznachbarn zu. Er verspürte starkes Mitleid mit ihm. Von irgendwelchen Vollidioten gemobbt zu werden hat keiner Verdient. Michail schaute wieder zur anderen Sitzreihe hinüber, während Russland sich verzweifelt darüber den Kopf zerbrach, wie sein ,,Gleichgestellter'' nicht gleich am ersten Schultag weinend nach Hause kommt.

Die Zeit verging schließlich wieder einmal viel zu schnell und Russland hatte noch nicht einmal einen Bissen von seinem Essen genommen. Als er das prompt nachholen wollte und seinen Schulranzen öffnete, bemerkte er erschrocken, dass er nicht einmal einen Krümmel dabei hatte. Mit einem genervten Stöhnen knallte der Russe seinen Kopf auf den Tisch. Matt schaute er nach vorne, seinen Kopf mit seiner Hand abstützend, als ihm Michail plötzlich zwei Apfelspalten hin hielt. Er hatte zwar wieder seinen ausdruckslosen Blick aufgezogen, aber in seinen Augen konnte man irgendwie >>Freundschafts Anfrage<< erkennen. Überrascht, das Mal jemand so nett zu ihm war, bemerkte Russland jedoch diese Nachricht nicht und nahm bedankend die Stücke an.
Während er in Seelenruhe die Äpfel verspeiste, erzählte Frau Schöllner etwas vorne am Pult. Doch so bald der letzte Bissen hinunter geschluckt war, versank das Land in seinen Gedanken. Die Freundlichkeit, die Russland von Michail abbekommen hatte, lag ihm sehr am Herzen. Jedoch wunderte er sich schnell darüber, dass er so angetan von sowas war. Auf jeden Fall wollte er sich jetzt noch mehr dafür einsetzen, dass Michail von Simon und seiner dazugehörigen Gruppe in Ruhe gelassen wurde.
Jedoch schob sich ein anderes Ereignis zwischen das Vorhaben.

In der großen Pause irrte Russland regelrecht umher, um eine Stelle zu finden, wo er in Ruhe umher dösen konnte und ihn keiner störte. Da er jedoch keine Lust hatte, das die Pause gleich wieder aus war, wenn er dieses Plätzchen gefunden hatte, setzte er sich auf eine Bank, die jedoch nicht dem entsprach, was sich das Land vorgestellt hatte. Kleine Kinder rannten an ihm vorbei, laut kreischend und sahen aus, als würden sie niemals irgendwelche Probleme gehabt haben. Davon abgesehen hatte er als Land ganz viele Probleme. Es wären, wenn Russland so darüber nachdachte, viel weniger, wenn sie gleich auf eine Schule gegangen wären, die für Country's geschaffen wurde. ,,Ich wusste, dass ich dich hier irgendwo finden würde''. Die unbekannte, aber dennoch vertraute Stimme scheuchte Russland aus seinen Gedanken und er blickte gelassen zu der Person hinüber. Es war ein anderer Jugendlicher, der ihm jedoch sehr Erinnerungslos vorkam. Doch da erkannte der Russe seinen Klassenkameraden wieder. Es war China, oder besser gesagt Juan Cha. Mit einem Freundschaftliches High-Five begrüßten sich die beiden, denn für etwas komplexeres hatten sie keine Lust und alle beide würden es nach kurzer Zeit wieder vergessen. Gelassen ließ sich der Chinese ebenfalls auf der Bank nieder und starrte auf etwas, scheinbar interessantes, als China seinen Blick wieder abwendete. Er faltete nervös die Hände, was Russland sehr auffiel. ,,Ist irgendetwas?'', erkundigte sich das größere Land. ,,Nein, nein... Aber, ja, doch, ich hab da was im Gewissen, was ich dir sagen muss''. Russland spitze neugierig die Ohren. ,,Hast du eigentlich gemerkt, dass die Ukraine in letzter Zeit ganz schön viel mit Kanada abhängt?'', erzählte China geschwind und schaute seinen Freund ernst an. Zuerst meinte das andere Land, dass China das als Spaß meinte, jedoch war dieser Gedanke völlig falsch. ,,Dein ernst?''. ,,Jep, das ist mir schon letzten Freitag aufgefallen, als wir auf einer Übernachtungyparty von Japan waren''. Bei dem Abteil mit Japan wurde der Chinese leicht rot, während Russland nur total Verwirrt war. ,,Es gab eine Übernachtungsparty?!'', fragte das Land ungläubig. Nun sah China ihn Verwirrt an, als er seine Hand in sein Gesicht klatschte. ,,Ach ja, du warst gar nicht Eingeladen!'', lachte China seinen Freund aus. Dieser aber hatte ein genau passendes Gegenangebot. ,,Mhm'', murmelte er, während er seine Beine überkreuzte:,, Wie war's denn mit Japan so?''. Auf einen Schlag verging China sein Lachen und er lief erneut Rot an. Russland stand enttäuscht auf und rieb sich seine Hände am Gesicht. ,,Seit wann bist du in Japan verliebt?! Vor gefühlt drei Wochen wart ihr noch Feinde!'', baggerte der Russe ihn an. ,,Naja... Wir waren eigentlich noch nie so richtige Feinde...'', murmelte China verlegen. Das größere Land kam sich gerade total veräppelt vor. ,,Seit wann? Seid wann bist du ihn sie verliebt?'', scheuchte Russland China. Dieser zögerte kurz, als er offenbarte:,, Seit... seit der 7. Klasse...''. ,,Ach, komm! Das ist doch nicht dein Ernst, oder?! Komm mir jetzt ja nicht mit irgend welchen dummen Ausreden daher!''. ,,Du bist nur Neidisch!'', feuerte der Chinese plötzlich zurück, stand auf und näherte sich dem gleich großen Jungen. Augen um Auge. ,,Weil ich die ganzen Weiber abbekomme und du sehr wahrscheinlich alleine nach Hause gehen darfst, oder?''. Russland sprodelte vor Wut. ,,Nein! Eben nicht! Is' ja nicht so, dass ich von dir höre, dass meine Schwester mit einem Westland zusammen kommen wird und du mir seit drei scheiß Jahren verschweigst, dass du in Japan verliebt bist! Und überhaupt, ich geh jeden Tag mit meinen Geschwistern nach Ha-''. ,,He, meine Herren! Sprecht bitte in einem anderen Ton oder gleich gar nicht! Hier sind Kinder unterwegs!'', unterbrach ein Lehrer die beiden aus dem Nichts. Als Russland ihm jedoch trotzen wollte, wich er plötzlich erschrocken zurück, als er sah, dass es ihr Sportlehrer Herr Schultes war. Der stämmige Lehrer schaute die beiden genervt an. Russland drehte sich geschwind wieder zu China, als er bemerkte, dass dieser schon längst die Biege gemacht hatte...

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