Kapitel 13

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Als Reolan zum Landen ansetzte, erkannte Naoki nach und nach schwache Feuerscheine am Boden. Er landete eine gute Meile von der Ansammlung entfernt, doch man erwartete sie schon.

Überrascht bemerkte Naoki die kleine Gruppe an Menschen, die unweit der Landestelle standen. Um sie herum waren Fackeln aufgestellt und sie selbst wärmten sich an einem Lagerfeuer.

Als Naoki abstieg, bemerkte sie die ängstlichen Blicke, bevor sich eine Frau unter ihnen erhob und mutig, aber ehrerbietig auf sie zulief. Ein kalter Schauer rann über Naokis Rücken und ließ sie frösteln. Irgendwas Dunkles, Kaltes lag in der Luft und es befand sich direkt vor ihr. Wenn sie das richtig spürte, dann ging diese furchterregende Macht von den Menschen aus. Es fühlte sich an, als würden die kalten Hände des Todes nach ihr greifen und es roch unangenehm. Wie vergorene Milch.

„Eure Hoheit", grüßte die Frau und verneigte sich vor Reolan.

Drachen waren schon seit jeher die Götter von Askan gewesen und hatten damit einen hohen Stellenwert. Jeder wusste, dass ihr König mit den Drachen in Verbindung stand und somit war das Erscheinen dieser majestätischen Tiere durchaus verbreitet. Auch, wenn die Drachen nicht oft Dörfer direkt aufsuchten.

Dass sie begrüßt wurden, verunsicherte Naoki ein wenig. Gerade, weil die späte Abendstunde dafür eher ungeeignet war. Die Dunkelheit machte ihr zu schaffen, sodass sie die Frau nur schwer erkennen konnte.

Was von Reolan durchaus so beabsichtigt war. Ihm war bewusst, dass Naoki womöglich panische Angst bekommen würde, würde sie sehen, was im Moment die Dunkelheit verbarg.

Es gab einen guten Grund, warum diese Menschen außerhalb der Dorfmauern lebten. Sie alle waren, mehr oder weniger, infiziert.

Die Frau, die sich vor ihnen verneigte und gesprochen hatte, war aktuell diejenige unter ihnen, die am meisten menschlich war. „Mein Name ist Tarane und ich spreche für meine Leute", stellte sie sich vor.

Unschlüssig, was sie tun sollte, knickste Naoki leicht. „Ich heiße Naoki", stellte sie sich vor, bevor sie fragend zu Reolan blickte. Warum hatte dieser sie hierhergebracht?

„Ich möchte, dass du sie untersuchst", erwiderte Reolan auf ihren fragenden Blick.

„Was?", fragte Naoki irritiert nach. Ihr war nicht bewusst, dass nur sie den Drachen hören konnte, weshalb sie auch nicht verstand, warum Tarane plötzlich zögerlich und ängstlich wurde. Für sie hatte der Drache lediglich einen Brummlaut von sich gegeben.

„Sie sind krank. Bitte untersuche sie. Aber ... komm ihnen nicht zu nah", bat Reolan, der sich schlecht fühlte, sie so zu überfordern. Allerdings schätzte er Naoki so ein, dass sie in einer solchen Situation nicht einfach ablehnen konnte.

Naoki atmete tief durch, bevor sie Tarane ein Lächeln schenkte. „Wie es scheint, bin ich für heute euere Heilerin", sagte sie und machte sich keine großen Gedanken darum, was genau Reolan hier vorhatte. Er hatte sie gebeten, diese Leute zu heilen. Also würde sie genau das tun.

Tarane lächelte zögerlich. „Das wäre uns eine Ehre", sagte sie, wobei sie einen Schritt zurückging, als Naoki einen auf sie zumachte.

Das veranlasste Naoki dazu, zu Reolan zu schauen, doch dieser regte sich nicht.

„Du musst schon stehenbleiben. Ich muss wenigstens sehen, was genau ich zu behandeln habe", bemerkte Naoki, was Tarane dazu veranlasste zu Reolan zu blicken und dann wieder zu ihr.

„Ich bin mit dem faulenden Tod infiziert, Lady", sagte Tarane unsicher. Sie hatte angenommen, dass die Frau wusste, worum es ging. Allerdings wirkte Naoki auf Tarane eher unbedarft und weniger wie eine erfahrene Heilerin.

Die Drachen von AskanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt