Als Naoki auf den Hof hinaustrat, kam ihr sofort ein starker Wind entgegen und ließ sie nach oben sehen.
Dort war Shao. Seine minzfarbenen Schuppen schimmerten im Licht und Naoki staunte über seine Größe. Sie hatte angenommen, dass er kleiner war, aber da er einen großen Korb tragen musste, hatte er sich dafür entschieden, so groß wie möglich zu werden.
In seinen Krallen hielt er einen riesigen Korb aus Holz.
Naoki runzelte die Stirn, weil sie an dem Korb, der teilweise auch mit Flechtwerk gebaut war, etwas erkannte. Sie brauchte einen Augenblick, um zu bemerken, dass es eine Hand war, die durch das Flechtwerk gebrochen kam. Die Hand war kaum noch als solche zu erkennen, da die Haut abfiel und nur noch Knochen zu sehen waren.
Naoki schnappte nach Luft und ekliger, beißender Gestank füllte ihre Lunge, was für einen Moment dafür sorgte, dass ihr richtig schlecht wurde. Sie schwankte, während sie ihre Stimme suchte. „Nicht absetzen", brachte sie hervor, doch da war es schon zu spät.
Der Korb landete am Boden und in dem Moment brach der Untote heraus.
Mit weit aufgerissenen Maul rannte er direkt auf Naoki zu.
Diese erstarrte. Seolan packte sie und riss sie zur Seite. Die Zähne des Wesens streiften seinen Arm und hinterließen eine blutige Spur.
Nur wenig später erfüllte Feuer den Hof. Reolan spie es in dem Moment, in dem er erkannte, welches Ziel der Infizierte hatte. Das konnte er nicht zulassen.
Seolan schirmte Naoki mit ihren Körper ab, während Feuer sie einnahm. Er spürte an seinem Rücken ein Kratzen und dann erklangen Schreie. Der Geruch von verbranntem, vergammelten Fleisch wurde stärker und Naoki spürte, dass ihr Sichtfeld langsam schwarz wurde.
Neben dem, was um sie herum geschah, spürte sie, dass etwas aus dem Boden zu ihr vordrang. Etwas Kaltes, Dunkles.
Panisch stieß sie es zurück und krallte sich an Seolan, um ihre Verbindung zum Boden zu trennen.
Das Feuer ließ nach und Seolan sackte mit Naoki zusammen auf den Boden. „Alles in Ordnung?", fragte Reolan, der auf sie zugeeilt kam. Dann fluchte er. „Seolan, dein Rücken", brachte er hervor, als er erkannte, dass dieser bis auf die Schuppen zerkratzt war. Selbst diese hatte es erwischt und eine lag am Boden.
„Es geht", knirschte Seolan, der plötzlich von heftigen Schmerzen heimgesucht wurden. Instinktiv warf er Naoki von sich und in Seolans Richtung, bevor er sich vor Schmerzen krümmte. Seine Schuppen traten hervor und sein Körper begann, sich in den eines Drachen zu verwandeln, ohne, dass er es verhindern konnte.
Naoki krallte sich an Reolan fest, während sie zusah, wie Seolan sich in einen Drachen verwandelte.
„Irgendwas stimmt hier nicht", brachte Reolan hervor, der Naoki hinter sich schob und sich dann ebenfalls verwandelte.
Naoki stolperte rückwärts, während sie über die Asche kroch, die sie an ihren ersten Tag auf diesem Kontinent erinnerte.
Angst machte sich in ihr breit. Was geschah hier? Warum drehte Seolan so durch?
„Er ist infiziert", brachte Naoki hervor, die nicht glauben konnte, dass es so schnell ging.
„Bleib hinter mir", knurrte Reolan, doch Seolan griff nicht an. Stattdessen hob er ab und über seinen Körper zogen sich schwarze Streifen, die sich extrem schnell ausbreiteten.
„Wir müssen ihm helfen", rief Naoki, die sich aufrappelte und auf Reolan zulief. Ohne zu fragen, kletterte sie auf seinen Rücken. „Ich weiß, dass ich ihn heilen kann", sagte sie und hielt sich fest, als Reolan abhob.
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Die Drachen von Askan
FantasíaNaoki muss aus ihrer alten Heimat fliehen und durch ein Portal landet sie auf einem Kontinent, den bisher noch nie jemand ihrer Gegend betreten hat. Askan. Dort steht sie dem Drachen Seolan gegenüber, der sie töten will, es sich dann doch anders übe...