Furchteinflößender Alpha

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Meine Schulter tut verdammt weh und meine Augenlieder sind so schwer, dass ich sie nicht öffnen kann. Was ist passiert? Ich versuche meine Augen zu öffnen, als eine tiefe Stimme an mein Ohr dringt. »Warum wachst du denn nicht auf? Du kannst nicht sterben, wenn ich dich doch gerade erst gefunden habe.« Die Stimme ist wie Balsam für meine Seele doch mich schmerzt die tiefe Trauer, die in den Worten mitschwingt. Mit diesem neuen Ansporn schaffe ich es meine Augen unter großer Anstrengung langsam zu öffnen. Was habe ich bitte getan? Ich hatte noch nie solche Probleme damit einfach nur meine Augen zu öffnen! Und ich bin in meiner Wolfsgestalt!

Als ich es dann endlich geschafft habe und mit geöffneten Augen da liege, muss ich mir erst mal einen Überblick verschaffen. Ich liege, soweit ich es erkennen kann, in einem relativ kleinen Raum, der weiße Wände hat und nicht wirklich eine Einrichtung besitzt. Wo bitte bin ich hier? Oh Gott, da waren doch diese Wölfe und dann wurde ich ohnmächtig, was werden die mit mir machen?! Mein Blick fällt auf einen großen, muskulösen, jungen Mann. In seinen Augen kann ich Besorgnis erkennen, doch er hat so eine mächtige Ausstrahlung, dass ich sofort Angst vor ihm habe, er ist ganz klar ein Alpha. Er hat schwarze Haare, und ein kantiges, aber dennoch sehr attraktives Gesicht. Sein eng anliegendes Oberteil, das seinen kräftigen Oberkörper betont, ist schwarz, genau wie die Hose die er trägt, vermute ich zumindest, da es etwas kompliziert ist Farben zu erkennen wenn man nur schwarz weiß sieht. Alles in allem ist er echt furchteinflößend.

Mir entkommt ein leises winseln, und als sich dann auch noch die intensiven Augen des Mannes auf mich richten, beginne ich zu zittern. Der Alpha sieht erleichtert und erfreut aus als er sieht, dass ich wach bin, aber dann wandelt sich sein Gesichtsausdruck wieder in Sorge um. »Hey kleiner, was ist denn los?«, fragt er mich und kommt auf mich zu. Seine Stimme klingt unglaublich sanft, was mich etwas beruhigt, aber trotzdem habe ich noch ein wenig Angst vor ihm. Als der Mann neben mir zum Stehen kommt und sich zu mir runterbeugt ignoriere ich den Schmerz in meiner Schulter und richte mich schnell auf. Flink springe ich von dem kleinen Bett runter, nicht ohne einen kleinen Schmerzenslaut von mir zu geben, da die plötzliche Bewegung einen Schmerzensstich durch meine Schulter schießen lässt, und verziehe mich in eine Ecke des Raumes.

»Du brauchst keine Angst vor mir haben, ich tue dir nichts.« Der Alpha sieht von meiner ängstlichen Reaktion ein wenig verletzt aus. Er kommt einige Schritte auf mich zu und geht dann, noch ein paar Meter von mir entfernt, in die Hocke. Er streckt seine Hand nach mir aus und sagt sanft: »Süßer, komm her.« Und irgendwie, ohne dass ich es erklären kann, fühle ich mich von ihm angezogen. *Geh zu ihm du Vollpfosten! Er ist unser Mate!* Meldet sich mein innerer Wolf Cookie. Er heißt eigentlich Ruf, aber wir fanden den Namen unpassenden, deswegen heißt er jetzt Cookie. Warte Mal... Cookie?! Mein Wolf hat sich schon seit längerem nicht mehr bei mir gemeldet. Wenn ich ein Mensch gewesen wäre hätte ich jetzt wahrscheinlich vor Freude geweint. *Du bist wirklich wieder da Cookie?*, frage ich nochmal nach. *Ja. Kannst du bitte zu ihm gehen?*, winselt mein Wolf.

Ich setzte mich also zögernd in Bewegung, bin aber trotzdem in Alarmbereitschaft. Nicht mehr weit von dem Alpha entfernt strecke ich meinen Kopf nach vorne und schnuppere vorsichtig an seiner Hand. Als ich vorsichtig meinen Blick hebe und den Mann vor mir ansehe, bemerke ich, dass er mich anlächelt. Plötzlich fühle ich eine Berührung an meinem Kopf und zucke zusammen, bleibe aber stehen, da die Berührung sanft ist, vielleicht sogar ein wenig unsicher, und es fühlt sich unglaublich gut an. Ich gebe einen genussvollen Laut von mir und strecke mich der Hand entgegen. »Wenn du näher zu mir kommst kann ich dich besser erreichen.«, meint der Mann und setzt sich im Schneidersitz auf dem Boden. Immer noch vorsichtig komme ich näher zu ihm ran. Er legt wieder seine Hand in mein Fell und krault mich hinter den Ohren. Mich hat noch nie jemand so berührt. Von dieser Zärtlichkeit überwältigt lasse ich mich auf den Boden nieder um meinen Kopf auf seine Beine zu legen.

Scheiße! Ein kleines Winseln entkommt mir. Meine Schulter habe ich ja völlig vergessen! Mein Gefährte stößt einen Fluch aus. »Ich werde den Rudelarzt holen, aber es wäre gut wenn du dich davor zurückverwandelst, so kann er deine Wunde besser versorgen.« Ich nicke langsam, doch dann kommt mir ein Gedanke: Wenn ich mich jetzt verwandle, dann sieht er mich nackt und ich könnte mich dann nicht mal anziehen! Also schüttle ich hektisch den Kopf. Mein Mate sieht überrascht aus. »Wieso denn nicht?«, fragt er. So und jetzt muss ich ihm in meiner Wolfsgestalt irgendwie verständlich machen was mein Problem ist.

Ich rutsche vorsichtig näher an den Alpha heran, darauf bedacht meine Schulter so wenig wie möglich zu belasten, dann drücke ich meine Schnauze gegen seine Seite, beiße in sein Oberteil und ziehe leicht daran. Der Blick meines Gefährten ist zuerst verwirrt, doch dann lacht er leise auf. »Du brauchst also Klamotten, ja?«, fragt er nach. Ich nicke heftig. »Okay kleiner, ich bringe dir schnell was von mir, das du anziehen kannst.«, erklärt er, streicht mir noch einmal über den Kopf, dann steht er auf und verlässt den Raum.

Jetzt bin ich also wieder allein. Hektisch sehe ich mich um, um die beste Möglichkeit zu finden mich verwandeln zu können, ohne dass er mich Nackt sieht. Ich bezweifle ja, dass er den Raum verlässt, das Problem ist, dass es in diesem Zimmer nichts gibt, außer einem Stuhl und dem Bett, in dem ich aufgewacht bin. Na klar, das Bett! Ich kann mich unter der Decke verwandeln. Ich gehe zum Bett und bleibe unschlüssig davor stehen. Und wie soll ich da jetzt mit meiner Verletzung hochkommen?

Bevor ich noch irgendwelche Dummheiten anstellen kann geht die Türe auf und mein Mate betritt den Raum. Als er mich vor dem Bett stehen sieht schließt er schnell die Tür und kommt auf mich zu. »Oh nein, du wirst ganz sicher nicht auf das Bett springen, klar?«, ermahnt er mich. »Ich werde dich hoch heben.« Durch seine laute, bestimmende Stimme erschrecke ich mich und mache mich sofort noch kleiner als ich es eh schon bin.





Der Omega-WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt