Negative Erinnerungen

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Ich öffne blinzelnd meine Augen. Die Sonne blendet mich, ich drehe mich murrend um und kuschle mich an die harte Wärmequelle neben mir. »Na Süßer, hast du gut geschlafen?« Neben mir ertönt eine tiefe Stimme. Ich zucke zusammen und schrecke zurück. Ich starre die Person, die mit mir in dem weichen, großen Bett liegt panisch an. Ein paar Sekunden später entspanne mich jedoch wieder als ich in ihr meinen Gefährten Trevor erkenne, doch die Erleichterung hält nicht lange an.

Mein Körper fängt an zu zittern. Die Ereignisse der letzten Tage und Stunden kommen mir wieder ins Gedächtnis. Die negativen Erinnerungen über die Flucht vor meinem alten Rudel überwiegen gegenüber der guten meinen Gefährten kennengelernt zu haben. Schließlich war der Start in meinem neuen Rudel auch nicht der Beste.

Auf einmal legen sich zwei starke Arme um mich und ziehen mich an eine muskulöse Brust. »Was ist denn los Dylan?«, fragt der Alpha besorgt. »I-ich habe mich nur wieder an a-alles erinnert was p-passiert ist.« Meine Stimme ist leise und zittrig, als ich antworte. »Du bist jetzt in Sicherheit Süßer. Nie wieder wir dir jemand wehtun, dafür werde ich sorgen«, versichert der Alpha mir sogleich. Ich nicke schwach und kuschle mich stärker an meinen Gefährten, er vermittelt mir ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit.

Trevor gibt mir einen Kuss auf den Kopf. »Sollen wir aufstehen oder willst du lieber noch liegenbleiben?«, fragt mein Trevor leise. Ich gebe nur ein brummendes Geräusch von mir und mache keine Anstalten mich zu bewegen. Trevors tiefes Lachen jagt mir einen Schauder über den Rücken. »Das heißt also wir schlafen noch ein wenig«, stellt er fest. Ein nicken ist meine einzige Antwort. Der Alpha schmiegt seine Wange an meinen Kopf und umschließt mich noch ein bisschen fester mit seinen Armen. Ich könnte schnurren so wohl fühle ich mich gerade. Die Erinnerung an mein altes Rudel und Derek sind schon wieder in Vergessenheit geraten. So sinke ich friedlich erneut in den Schlaf.

- - -

»Dylan wach auch, es ist schon fast zwölf Uhr«, redet ein tiefe Stimme auf mich ein, während ich an der Schulter gerüttelt werde. Ich schlage langsam meine Augen auf und sehe die Umrisse eines Gesichts, das über mir schwebt. Meine Augen haben sich noch nicht fokussiert. Dann realisiere ich was die Person gerade gesagt hat und schnelle in eine aufrechte Position. Ein scharfer Schmerz schießt durch meine Schulter, doch ich ignoriere ihn. »E-es ist schon fast M-mittag?!« Meine Stimme klingt panisch und ich beginne zu zittern.

»I-ich... e-es tut mir l-leid, ich... D-das Frühstück, i-ich habe das Frühstück n-nicht gemacht u-und das M-Mittagessen werde ich auch nicht mehr r-rechtzeitig fertig bekommen. E-er wird mich u-umbringen!«, mein Ausbruch wir gestoppt indem ich an eine muskulöse Brust gezogen werde. »Shhh, Süßer. Du bist in Sicherheit, du bist bei mir. Du musst dich nicht mehr um das Essen kümmern, es ist alles gut.« Durch die beruhigenden Worte komme ich wieder ein wenig zu Sinnen und nehme meine Umgebung wieder wahr. Ich befinde mich nicht in der kleinen Kammer, die in meinem alten Rudel mein Zimmer war, sondern in einem großen, hellen Raum. Ich sitze auf einem gemütlichen, weichen Bett und werde von Trevor, meinem Gefährten, im Arm gehalten.

»T-trevor...«, schluchze ich auf und vergrabe mein Gesicht an seiner Schulter. »Es ist alles gut mein Kleiner.« Mein Gefährte hebt mich sachte auf seinen Schoß. So kann ich mich noch besser an ihn kuscheln. Trevor hält mich fest mit seinen Armen umschlossen und streichelt beruhigend mit seinen großen Händen über meinen Rücken, bis ich aufgehört habe zu zittern.

Wie um mich von dem gerade eben Geschehenen abzulenken fragt er mich: »Wie hast du geschlafen?« »G-gut«, antworte ich kleinlaut, »U-und du?« »Ich habe sehr gut geschlafen mit meinem entzückenden Gefährten in meinen Armen.« Die Worte des Alphas lassen mein Gesicht heiß werden. Ich bin bestimmt rot wie eine Tomate, weswegen ich keine Anstalten mache mein Gesicht aus seiner Halsbeuge zu lösen.

Wir bleiben noch ein Weilchen so sitzen bis Trevor mich ein wenig von sich weg schiebt. »Na komm, du musst dich fertig machen. Ich bin eigentlich hoch gekommen, um dich aufzuwecken, damit du nicht auch noch das Mittagessen verpasst.« Er zeigt auf eine der Türen im Raum. »Dort ist das Badezimmer, ich habe dir schon eine frische Zahnbürste zum Waschbecken gelegt und Klamotten wirst du wohl wieder von mir ausleihen müssen.« Ich nicke und rutsche langsam von Trevors Schoß.

Mein Gefährte erhebt sich ebenfalls und geht auf den großen Wandschrank im Zimmer zu. Er öffnet eine Tür und holt einen Pullover und eine Boxershort heraus. »Wenn du eine Hose darunter tragen willst, dann musst du die von gestern anziehen, das war die einzige, die ich auf die Schnelle in so einer kleinen Größe auftreiben konnte. Wir werden wohl heute einkaufen gehen müssen.« Ich nicke, dann wird mir bewusst, dass ich kein Geld habe.

»I-ich habe aber kein G-geld«, sage ich niedergeschlagen und sehe zu Boden. Auf einmal legt sich eine Hand auf meinen Kopf und fährt mir durch die Haare. »Das ist kein Problem. Ich werde für dich bezahlen.« Ich setze gerade an um zu widersprechen, doch dann sehe ich Trevors Gesichtsausdruck, der sagt, dass er sich nicht umstimmen lassen wird. Als ich nichts erwidere nickt mein Gefährte zufrieden. »Gut, dann machen wir das so.« Er sieht sich in seinem Schlafzimmer um. »Wo habe ich gestern noch mal deine Hose hingelegt?«, murmelt er leise vor sich hin. Ich senke daraufhin meinen Blick und sehe meine Nackten Beine. Wann habe ich denn meine Hose ausgezogen? Ich bin gestern noch im Wohnzimmer eingeschlafen, richtig? Wahrscheinlich hat Trevor sie mir ausgezogen damit ich besser schlafen kann. Und immerhin ist Trevors Pulli so groß an mir, dass er leicht meinen Hintern bedeckt.

»I-ist schon in Ordnung, ich kann auch einfach nur den Pullover a-anziehen.«, gebe ich peinlich berührt von mir. »Bist du dir sicher? Ich will nicht dass du dich unwohl fühlst.«, meint Trevor ein wenig besorgt. Ich nicke. »J-ja ich bin mir sicher.« »Gut, dann ab ins Bad mit dir«, fordert mein Gefährte mich auf und wuschelt mir nochmal kurz durchs Haar. Ich schmiege mich kurz in seine Berührung und komme dann seiner Aufforderung nach. Ich gehe mit der Kleidung in den Armen in das Badezimmer und gehe zuerst auf die Toilette, dann putze ich mir die Zähne. Nachdem ich meinen Mund mit Wasser augespühlt und mein Gesicht an einem Handtuch abgetrocknet habe mache ich mich ans umziehen. Als erstes wechsle ich meine Unterhose, dann will ich das Oberteil wechseln, doch es geht nicht, der Schmerz, der durch meine Schulter zuckt lässt mich wimmern. Vielleicht sollte ich Trevor fragen ob er mir hilft.

Ich schließe also die Tür wieder auf und luge vorsichtig in das Schlafzimmer. »T-trevor?«, frage ich leise. Sein Blick schnellt zu mir. »K-könntest du mir wieder mit dem Pullover helfen?« »Natürlich, komm her.« Er winkt mich mit einer Hand zu sich. Ich verlasse das Badezimmer und gehe zu meinem Gefährten. Trevor hebt meinen unverletzten Arm an und befreit diesen als erstes auf dem Pullover, dann zieht er ihn mir über den Kopf, damit er meinen anderen Arm ausziehen kann, ohne ihn groß zu bewegen. Als mein Gefährte den Pulli achtlos zur Seite wirft und meinen Körper mustert, wird mir bewusst, dass ich nur in seinen, an mir weiten, Boxershorts vor ihm stehe.

Mein Gesicht wird heiß und ich senke beschämt den Blick. Deshalb zucke ich überrascht zusammen als er mit den Fingern leicht über den Verband streicht, natürlich dort wo ich unverletzt bin. Sofort zieht er seine Hand zurück. »Tut mir leid, ich wollte dir nicht weh tun«, entschuldigt er sich sogleich. »H-hast du nicht. Ich habe m-mich nur erschrocken.«, versuche ich ihn zu beruhigen, was anscheinend auch funktioniert, denn er legt seine Finger wieder auf die Stelle zurück, an der sie zuvor waren. »Wie geht es deiner Schulter?« In seiner Stimme klingt Besorgnis mit, wahrscheinlich weil ich mich immer noch nicht alleine umziehen kann. »S-solange ich sie nicht falsch b-bewege ist alles gut«, antworte ich und versuche, so wie immer wenn ich mit ihm reden, ohne ein zittert oder zu stottern zu reden. Ich will ihm zeigen, dass ich ihm vertraue und ich keine Angst vor ihm habe, schaffe es aber leider nicht.

»Gut, dann kannst du dich ja bald wieder verwandeln.« Ich sehe überrascht auf. Das ist Dexter, nicht Trevor. »H-hallo Dexter«, begrüße ich ihn, da ich ihn ja heute das erste mal 'sehe'. Dexter lacht leicht. »Du kannst dir gar nicht vorstellen wie süß du eigentlich bist. Dass du mich extra begrüßt...« Dexter streicht mit seiner Hand über meine Wange und sieht liebevoll auf mich herab, während ich erneut erröte. »Ich werde Trevor die Kontrolle zurückgeben, damit ihr essen gehen könnt, wir müssen schließlich auf deine Gesundheit achten«, verkündet der Wolf und beugt sich zu mir herab um mir einen Kuss auf die Wange zu geben. Als er sich wieder von mir entfernt kann ich spüren, dass Trevor wieder die Kontrolle über seinen Körper hat. Er zieht mir noch behutsam den neuen Pullover an, dann ergreift er meine Hand und geht zu der Tür in dem Raum, die nicht zum Badezimmer führt.

Der Omega-WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt