Schock

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»S-sie... also sie h-haben mich einfach a-ausgesetzt. Das Rudel aus d-dem ich k-komme hat mich als Baby a-aufgenommen.«, erkläre ich mit zitternder Stimme, was mit meinen Eltern ist. Mein Mate stößt ein knurren aus, was mich zusammenzucken lässt. Trevor schlingt einen Arm um meine Taille und drückt mich gegen seine Seite. Ich wimmere unwillkürlich auf, da ein Schmerz durch meine Schulter zieht. »M-meine Schulter!«, rufe ich etwas hektisch aus. Ich schlage mir erschrocken die Hand vor den Mund. Habe ich ihn wirklich gerade, quasi angeschrien? Naja anschreien kann man das nicht wirklich nennen, aber ich habe trotzdem, wenn auch nur minimal, meine Stimme gegen ihn erhoben!

Mein Mate sieht mich überrascht an. »Scheiße, tut mir leid! Geht es dir gut?«, fragt er sofort besorgt nach. Darüber, dass meine Stimme etwas lauter geworden ist, verliert er kein Wort. Wenn ich das Gegenüber Derek getan hätte, würde ich jetzt schon grün und blau geschlagen auf dem Boden liegen. Als ich bemerke, dass Trevor immer noch auf eine Antwort von mir wartet sage ich schnell: »J-ja... alles in Ordnung.« Der Alpha sieht mich skeptisch an, sagt aber nichts auf meine Antwort hin, nimmt meine Hand in seine und geht weiter. Ich muss ein paar Schritte laufen um wieder zu meinem Gefährten aufzuholen, da ich nicht damit gerechnet habe, dass er so plötzlich losgeht.

Nach einigen weiteren Minuten Fußmarsch, stehen wir vor einem großen Haus mit Holzfassade. Das muss dann wohl Trevors Zuhause sein. Das Haus sieht von außen echt schön aus. Der Alpha öffnet die Tür und zieht mich hinter sich her in den Flur, damit er sie hinter mir wieder schließen kann. Mein Mate fordert mich auf, genauso wie er selbst auch, die Schuhe ausziehen. Ich folge seiner Aufforderung und entledige mich meiner Schuhe und stelle sie neben Trevors an die Wand.

Mein Gefährte hebt den Kopf und schnuppert kurz in der Luft. Nach ein paar Sekunden sieht er mich entschuldigend an. »Es tut mir leid, ein paar Leute aus meinem Rudel sind hier, darunter auch mein Beta, dessen Mate und der Omega aus meinem Rudel. Ich würde sie ja rausschmeißen, aber ich bin mir sicher, dass sie dann schneller als wir sehen könnten wieder hier aufkreuzen. Am einfachsten würde es sein, wenn wir dich schnell vorstellen und sie dann nach Hause schicken. Glaubst du du schaffst das?«, erklärt er mir, woraufhin mir ein kalter Schauer über den Rücken läuft. Ich soll Wölfe aus seinem Rudel kennenlernen? Ich bin noch nicht bereit dazu! Was ist wenn jemand mich nicht mag und sie dann wieder anfangen mich zu misshandeln. Nur weil ich Trevor vertraue, heißt das noch lange nicht, dass ich das auch bei den anderen Mitgliedern seines Rudels tue...

Und dennoch Antworte ich: »I-ich denke schon...«, meine Stimme zittert leicht und ich höre mich ein wenig unsicher an, was natürlich auch mein Mate sofort bemerkt. »Ich verspreche dir, dass ich dich ihnen nur kurz vorstellen werde und dann haben wir dieses ganze Haus für uns alleine. Keine anderen Personen, nur du und ich.«, versichert er mir nachdrücklich. Ich bin erleichtert zu hören, dass er nicht von mir verlangt länger als ein paar Minuten mit seinen Freunden in einem Raum zu bleiben, denn wenn ich mich längere Zeit mit mehreren Leuten in einem Raum aufhalte neige ich dazu in Panik zu geraten.

Ich kralle mich an Trevors Hand fest und lasse mich von ihm durch einen Flur mit Holzboden in ein Wohnzimmer führen. In dem Zimmer befinden sich, außer mir und dem Alpha, noch sechs weitere Personen. Sofort stelle ich mich ein wenig hinter meinen Mate, um mich zu verstecken. Bevor Trevor irgendetwas zu seinen Rudelmitgliedern sagen kann kreischt eines der beiden Mädchen in dem Raum auf und springt vom Sofa. Ich zucke zusammen und dränge mich näher an meinen Gefährten während die Wölfin mit viel zu hoher Stimme ruft: »Oh mein Gott, ist der niedlich!«

Ein verängstigtes wimmern verlässt meinen Mund. Bevor ich es verhindern kann übernimmt Cookie die Kontrolle und versteckt sich unter einer Couch, die neben Trevor steht, insgesamt stehen drei Sofas mitten in dem riesigen Wohnzimmer.

Cookies PoV.

Erschrocken von der schrillen Stimme reiße ich die Kontrolle an mich, verwandle mich und flüchte unter das nächst stehende Sofa. Das stellt kein Problem dar, da ich so klein bin kann ich ganz einfach unter den Zehn bis Zwanzig Zentimeter hohen Spalt kriechen. Ich höre ein bedrohliches knurren von meinem Mate und gebe daraufhin ein kleines wimmern von mir, da ich das Verlangen habe ihm zu antworten.

Dann vernehme ich Schritte, die Füße bleiben vor dem Sofa stehen und Trevor kniet sich auf den Boden und lugt unter die Couch. »Hey Süßer, du brauchst keine Angst zu haben, komm wieder raus da.«, lockt mich der Alpha mit sanfter Stimme, der ich auch fast nachgegeben hätte als wieder die schrille Stimme von vorhin erklingt: »Was hat er denn auf einmal?« Ich sehe und spüre, dass Trevor stark an sich halten muss, damit er nicht aufspringt und das Mädchen anbrüllt.

Ich will mich gerade auf ihn zu bewegen, um ihn zu beruhigen, als ich auf einmal von hinten gepackt und unter dem Sofa herausgezogen werde. Ich stoße ein leises Winseln aus, das von einem lauten, wölfischen brüllen übertönt wird. Meine Augen fokussieren sich auf Trevor. Obwohl, nicht wirklich Trevor. Ich kann spüren, dass Dexter die Kontrolle übernommen hat. »Fass ihn ja nie wieder so derb an!«, knurrt Dexter. Die Dominanz in seiner Stimme bereitet mir schon fast Schmerzen. Derjenige der mich festhält scheint jedoch auch Probleme mit dem scharfen Tonfall zu haben, da er mich fast fallen lässt.

Da ich jetzt Kleidung getragen habe bevor ich mich verwandelt habe, und nun nicht mehr nackt bin, wenn ich meine menschliche Form annehme, verwandle ich mich wieder zurück, behalte aber trotzdem selbst die Kontrolle. Schnell winde ich mich aus den Armen, die mich nur noch locker festhalten und laufe zu Dexter, der ein paar Schritte von mir entfernt steht. Sofort als ich bei ihm ankomme schlingt er seine Arme um mich und hebt hoch. Instinktiv Schlinge ich meine Beine um seine Hüften und meine Arme um seinen Nacken und ignoriere dabei den Schmerz in meiner Schulter. »Endlich kann ich dich in meinen Armen halten. Wenn die anderen weg sind werden wir uns verwandeln damit ich richtig mit dir kuscheln kann.«, raunt mir mein Mate so leise ins Oh, dass nur ich ihn hören kann. Ein Schauer läuft mir über den Rücken, sobald ich Dexters Stimme höre, sie ist tiefer als die von Trevor und auch irgendwie rauer. Ich nickte leicht, mein Gesicht an seinem Hals vergraben. Mir gefällt die Vorstellung davon mit Dex zu kuscheln. Doch dann fällt mir ein, dass es da ein kleines Problem gibt, der Rudelarzt hat schließlich gesagt, dass ich mich einige Tage lang nicht verwandeln darf. »Das geht nicht.«, sage ich leise. Der Alphawolf bringt ein knurrendes »Warum?« heraus, welches mich leicht verängstigt. »J-jaxon hat doch gesagt, d-dass ich mich nicht v-verwandeln darf.« Dexter stößt ein Knurren aus und presst mich fester an sich. Es scheint ihm gar nicht zu gefallen, dass er noch darauf warten muss.

Hinter mir fängt auf einmal wieder das Mädchen mit der schrillen Stimme zu sprechen an: »Jetzt lass ihn doch endlich mal los! Ich bin nicht hier um euch beiden beim schmusen zuzusehen, sondern um meinen neuen besten Freund kennenzulernen.« Ich verziehe mein Gesicht, mit der will ich ganz bestimmt nicht befreundet sein und Dylan wahrscheinlich auch nicht. Blöd dass ich ihn nicht fragen kann, denn wenn ich ihn nicht mehr unterdrücke, dann wird er sich wahrscheinlich die ganze Zeit bei mir beschweren, dass ich einfach so die Kontrolle an mich gerissen habe.

Da ich spüre wie Dexters Wut immer größer wird, lasse ich mir schnell etwas einfallen, damit ich ihn beruhigen kann. Und dann kommt mir eine Idee, das könnte ihm gefallen und ihn beruhigen. »Was ist, wenn nur du dich verwandelst und ich die Kontrolle über unsere menschliche Form übernehme, dann können wir wenigstens so kuscheln.«, flüsterte ich ihm in sein Ohr, so leise dass es die anderen nicht hören können. Auf einmal steigt seine Laune wieder und ich kann mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Ich umarme Dex noch fester, so fest wie es mit meinem verletzten Arm halt geht. Mein Mate brummt genüsslich und macht keine Anstalten mich runter zu lassen, so wie dieses Mädchen es gefordert hat. Ich war froh darüber, denn wer weiß was die mit mir gemacht hätte, wenn der Alpha mich losgelassen hätte.

Ich beuge meinen Kopf wieder näher an Dexters Ohr und flüsterte: »Ich gebe Dylan wieder die Kontrolle.« Dann ziehe ich mich auch gleich zurück.

Der Omega-WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt