Scarlett starrt Dexter mit schreckgeweiteten Augen an, nachdem dieser sie angeschrien hat und stammelt: »J-ja Alpha.« »Und jetzt verschwinde!« Das verängstigte Mädchen dreht sich auf dem Absatz um und flüchtet rennend aus dem Haus. Ich sehe ihr kurz, geschockt von der Situation gerade, nach, dann wende ich mich meinem Gefährten zu. Es ist immer noch Dexter an der Kontrolle.
Auf einen Blick kann man erkennen, dass er sehr, sehr wütend ist. Seine Muskeln sind zum bersten angespannt. Na gut, wenn ich ehrlich bin muss man ihn noch nicht mal ansehen, um das zu merken. Alleine seine Ausstrahlung lässt mir einen Schauer des Unbehagens über den Rücken laufen. Ich kann mich nicht entscheiden ob ich von ihm weg oder auf ihn zu gehen soll, also bleibe ich unsicher und angespannt stehen und bewege mich keinen Millimeter.
*Cookie, was soll ich machen?* *Ich weiß es nicht, ich kann seine macht als Alpha spüren und das bringt meine Gefühle total durcheinander.* *Ich verstehe was du meinst. Einerseits diese Anziehung und andererseits ...* *Diese unsichtbare Macht, die dich dazu bringt dich winselnd zurückziehen zu wollen, um sich in eine Ecke zu kauern?* Ich stimme ihm mit einem leisen wimmern zu. Nur, dass dieses Wimmern auch tatsächlich als Laut meinen Mund verlässt, was Dexters Aufmerksamkeit auf mich zieht. »Was ist los?«, fragt mein Gefährte mit schroffer Stimme. Er ist immer noch angespannt und wütend, obwohl in seinen Augen ein sanfter Ausdruck liegt.
»D-du machst mir ... A-angst.« Meine Antwort ist nur ein leises flüstern, doch als ich sehe wie er sich noch mehr anspannt stoße ich schon fast einen Schrei aus: »N-nein! So meinte ich das nicht. E-es liegt an deiner Ausstrahlung.« Ich sehe Dex unsicher an, kann seinen Zwiespalt tief in mir spüren. Es fühlt sich an wie der Drang nach draußen zu stürmen, sich zu verwandeln und die Wut aus seinem Körper zu rennen. Aber da ist auch noch etwas anderes, der Drang zu beruhigen, mich zu beruhigen. »D-du kannst gehen w-wenn du w-willst«, sage ich, um ihm die Entscheidung abzunehmen. Der Alpha gibt ein Knurren von sich, was mich zusammenzucken und ein wenig ducken lässt, dann dreht er sich schwungvoll um und stürmt aus dem Haus. Als er weg ist, und mit ihm auch seine bedrückende Ausstrahlung, geben meine zitternden Knie nach und ich sinke zu Boden.
Nachdem ich das Gefühl habe, dass meine Beine mich wieder tragen können, richte ich mich langsam auf und schlurfe ins Wohnzimmer. Ich lasse mich auf die Couch fallen, auf der ich auch gestern mit Dexter in seiner Wolfsform gekuschelt habe, und wickle mich in eine Decken ein, die rum liegt. Begeistert stelle ich fest, dass sie nach meinem Gefährten riecht.
Ich vergrabe meine Nase in dem Stoff und atme tief ein, während ich versuche meine Gedanken über das gerade Geschehene zu verdrängen. Aber ich habe immer noch das Bild vor Augen, dass Dex mit gespannten Muskeln mir gegenüber steht und mich anknurrt.
Mir läuft ein Schauer über den Rücken und unweigerlich frage ich mich ob er mir jemals in seiner Wut etwas antun würde. Ich schüttle energisch den Kopf und sofort schäme ich mich für den Gedanken. Ich sollte ihm vertrauen. Bis jetzt war er immer nett und liebevoll zu mir, also gibt es keinen Grund für mich Angst vor ihm zu haben.
Ich sitze seit einigen Minuten auf dem Sofa als sich meine Blase meldet und ich auf die Toilette muss. Ich stehe also auf und gehe in das obere Stockwerk, durch Trevors Schlafzimmer, in das angrenzende Badezimmer. Ich kenne mich schließlich in diesem Haus noch nicht aus und weis nicht ob es auch im Erdgeschoss irgendwo eine Toilette gibt.
Nachdem ich auf dem Klo war begebe ich mich wieder nach unten ins Wohnzimmer, lege mich erneut auf die Couch und rolle mich unter der Decke zusammen. Was soll ich denn jetzt machen bis mein Gefährte zurückkommt?
Nach einigen weiteren Augenblicken werde ich unruhig. Wann kommt Trevor oder Dexter wieder zurück? Er ist zwar noch nicht lange weg doch ich fange schon fast an ihn zu vermissen. Und ich mache mir etwas sorgen um in. Das erste mal seit ich mich erinnern kann hat sich jemand um mich gekümmert und mich auf diese weiße gemocht und jetzt ist diese Person wieder weg, weil er wutentbrannt aus dem Haus gestürmt ist.
Ich will nicht, dass ihm in seiner Wut etwas passiert. Ich will ihn nur wieder bei mir haben und mich in seinen starken Armen verkriechen. Dass ich die ganze Zeit seinen Duft in der Nase habe macht es auch nicht wirklich besser. Einerseits habe ich dadurch nur noch mehr Sehnsucht nach ihm und andererseits bringt es mich dazu runterzufahren.
Ich werde schlagartig aus meinen zwiespältigen Gedanken gerissen als die Haustür zuschlägt. Sofort kauere ich mich wimmernd zusammen, an vergangene Zeiten erinnert, wenn wieder einmal ein hochrangiges Rudelmitglied wütend in das Rudelhaus gestürmt kam und mich für irgendetwas zu bestrafen, das ich meistens nicht einmal getan habe.
Während ich vor meinem inneren Auge meinen alten Alpha sehe, der auf mich einprügelt, nähern sich schnelle Schritte aus dem Flur, dann wird die Türe schwungvoll geöffnet. Schwer atmend steht Dexter in der Tür und sieht mich an. »Es tut mir leid, dass ich einfach gegangen bin, ich bin nur...«, fängt er an sich atemlos zu entschuldigen, doch weiter kommt er nicht denn ich werfe die Decke zur Seite, springe auf und laufe zu meinem Gefährten hinüber.
Ich springe in seine Arme und klammere mich mit Armen und Beinen an ihm fest. Sobald er seine Arme um mich schlingt und mich stützt, nehme ich einen Arm von seinen Schultern und schlage mir mit dem Handballen leicht gegen den Kopf. »E-es will einfach nicht aufhören. Das Bild geht n-nicht weg«, sage ich verzweifelt. Ich kann die Erinnerung an Derek einfach nicht ausblenden oder gar abschalten.
Sofort begreift Dex, dass etwas mit mir nicht stimmt, denn er geht mit mir zum Sofa und setzt mich darauf ab. Er kniet sich vor mich auf den Boden und nimmt sanft mein Gesicht in seine Hände. »Was ist los? Ist etwas passiert während ich weg war?«, seine Stimme klingt sehr besorgt und auch etwas schuldbewusst. Ich schüttle schnell den Kopf. »N-nein, es ist nichts passiert. Aber die Situation hat mich an m-meinen alten Alpha.. D-derek erinnert«, ich muss mit mir kämpfen um den Namen überhaupt aussprechen zu können. Auf Dexters Gesicht tritt ein bestürzter Ausdruck.
»Sieh mich an, Süßer«, flüstert er sanft, während er seine Hand an meine Wange legt. Er wartet bis ich seiner Aufforderung nachkomme bevor er weiterspricht. »Es tut mir so unglaublich Leid. Ich war nur so wütend darüber wie Scarlett dich behandelt hat und ich wollte nicht riskieren dir irgendwie Angst zu machen, also bin ich gegangen um mich abzureagieren.« »I-ist schon in Ordnung«, versichere ich ihm, »Ich war immerhin derjenige der dir gesagt hat, d-dass du gehen kannst.«
Der Alpha seufzt: »Trotzdem hätte das nicht passieren dürfen. Ich habe dich sogar an diesen Dreck von einem Alpha erinnert.« Bevor ich etwas darauf erwidern kann, zieht mich Dexter am Nacken zu sich hinunter und drückt seine Lippen auf meine. Der Kuss ist so unglaubliche sanft. Seine Lippen streichen federleicht über die meinen und irgendwie schafft Dex es, dass dieser Kuss entschuldigend ist. Ich wimmere gegen seine Lippen und suche an seinen Schultern halt.
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Der Omega-Wolf
Kurt AdamDer Omega Dylan wir von seinem Rudel verachtet. Niemand interessiert sich für ihn. Er wird geschlagen und von jedem als Diener missbraucht, bis es ihm eines Tages reicht. Er wurde, wie so oft, von seinem Alpha verprügelt und niedergemacht. Als er ge...