Schon wieder Scarlett

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Ich folge Trevor nach unten und in das Esszimmer. »Setzt dich schon mal, ich hole das essen«, weißt er mich an. Ich suche mir willkürlich einen Platz an dem großen Tisch aus und setzte mich auf einen Stuhl. Nur ein paar Augenblicke später kommt Trevor wieder in das Zimmer und stellt mir, und auch sich selbst, einen vollbeladenen Teller vor die Nase. Es ist ein herausgebratenes Fleisch mit irgendeiner Soße und ich denke Spätzle. Die Teller sind so voll beladen, dass ich nicht weiß, ob ich das alles essen kann, doch ich überrasche mich selbst. Am Ende habe ich alles aufgegessen, auch wenn ich anschließend keinen einzigen Bissen mehr hinunter bekommen hätte.

»Hast du das gekocht?«, frage ich nachdem wir, in angenehmes Schweigen gehüllt, gegessen haben. Trevor lacht und schüttelt den Kopf. »Ich habe mir von Jaxons Gefährte, Mika, helfen lassen«, gesteht er mir. »Mika ist übrigens der Omega, der gestern hier war.« Als er mir erzählt, dass Mika ein Omega ist steigt ein schlechtes Gefühl in mir auf. »M-muss Mika für euch kochen?«, frage ich nach und habe Angst vor der Antwort. Zu meiner großen Erleichterung schüttelt Trevor sofort den Kopf. »Nein, natürlich muss er das nicht. Ich weiß nur, dass Mika gerne und gut kocht, da er und Jaxon mich und unsere Freunde schon ein paar Mal zum Essen eingeladen haben. Und da ich selbst nicht wirklich kochen kann habe ich ihn um Hilfe gebeten«, erklärt mein Gefährte.

Ich atme erleichtert aus und nicke. Trevor hat natürlich bemerkt, dass ich angespannt und ängstlich auf seine Antwort gewartet habe. »Weißt du Dylan, Mika war bislang der einzige Omega in meinem Rudel, und er ist hier sicher. Er hat die gleichen Rechte wie alle anderen auch. Und das selbe gilt auch für dich. Niemand wird dich schlecht behandeln und wenn doch jemand wagen sollte es zu tun, dann wird er es mit mir zu tun bekommen.« Ich muss schlucken, denn seine Stimme schwenkt am Ende von einem sanften Tonfall zu einem bedrohlichen Knurren. Und trotzdem fühle ich mich erleichtert, als er mir zusichert, dass er auf mich und auch auf Mika, den anderen Omega, aufpassen wird.

Ich nehme all meinen Mut zusammen, stehe mit zittrigen Beinen auf und umrunde den Tisch. Trevor folgt verwundert jeder meiner Bewegungen mit den Augen, beobachtet genau was ich mache. Ich bleibe neben meinem Gefährten stehen und lege dann langsam und zögerlich meine Arme um seinen Hals. »D-danke«, hauche ich leise. Der Alpha ist kurz wie erstarrt, doch im nächsten Moment schiebt er seinen Stuhl nach hinten, so dass ich einen Schritt mit stolpere, um nicht hin zu fallen, und zieht mich auf seinen Schoß. Meine Beine baumeln beidseitig von dem Stuhl und meine Brust drückt sich gegen Trevors, während er seine Arme um meinen Rücken schlingt und mich an sich presst. Er schmiegt seinen Kopf in meine Halsbeuge und setzt kleine, federleichte Küsse auf meinen Hals. Ich erschaudere in den Armen meines Gefährten und kralle mich hilflos an seinen Schultern fest, da ich von meinen Gefühlen überwältigt werde. Gänsehaut zieht über meinen Körper hinweg und mein Herz rast in meiner Brust. Trevors Berührungen verursachen einen Aufruhr in mir und machen mich zugleich glücklich.

Nach einiger Zeit, legt sich meine Aufregung ein wenig und ich kann mich unter den Berührungen Trevors Lippen entspannen. Langsam löse ich meine Finger von seinen Schultern und lasse meine Hände auf seinen Rücken gleiten, sodass ich ihn nun auch umarme. Kurz darauf stoppt Trevor die Küsse und fährt stattdessen mit der Nase sanft über meine Halsbeuge und atmet tief ein. »Ich liebe deinen Geruch, Süßer«, haucht er leise gegen meine Haut. Ein Lächeln zupft bei seinen Worten an meinen Mundwinkeln. »I-ich mag es auch wie du riechst«, murmle ich schüchtern vor mich hin und kuschle mich noch ein wenig mehr in die Arme meines Gefährten.

Nachdem wir einige Zeit so da gesessen sind, die Nähe des jeweils anderen genießend, drückt Trevor mich gerade so weit weg, dass wir uns ansehen können. »Wofür?«, fragt er mich auf einmal zusammenhangslos. Ich sehe ihn ein verwirrt an, habe keine Ahnung was er meint oder worauf er sich bezieht. Trevor lach leicht auf als er meine Verwirrung bemerkt. Es klingt jedoch kein Spott darin mit, sondern nur reine Freude. Trevor stupst mit seiner Nase gegen meine. »Tut mir leid. Ich meinte wofür die Umarmung war?«, formuliert er seine Frage genauer. Ich spüre wie bei seiner Frage Hitze in meinen Wangen sammelt. »A-also, das war ... w-weil ..., wegen dem was du gesagt hast, d-dass du auf mich aufpassen wirst.«

Trevor beugt sich näher zu mir, so dass unsere Lippen nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt sind. »Das ist doch selbstverständlich«, erwidert er auf meine Antwort, dann überbrückt er den letzten Abstand und legt seine Lippen sanft auf meine. Ein wenig überrumpelt erstarre ich in seinen Armen, bis Trevors Zunge über meine Lippen streicht und mir ein keuchen entkommt. Der Alpha nutz es sofort aus, dass ich meinen Mund leicht geöffnet habe und lässt seine Zunge in meinen Mund gleiten. Ich kralle mich etwas hilflos an Trevors Schultern fest und stupse scheu mit meiner Zunge gegen die meines Gefährten. Dieser gibt ein tiefes, zufriedenes Brummen von sich und jagt meiner Zunge nach als ich sie wieder zurückziehe. Ein wenig überfordert mit der neuen Situation und den Gefühlen, die diese verursacht, versuche ich einfach Trevors Bewegungen nach zu ahmen.

Der Alpha lässt mir Zeit mich daran zu gewöhnen und gerade als ich etwas mutiger werde zucke ich zusammen und reiße meine Lippen von Trevors los. Die Tür zum Esszimmer wurde schwungvoll geöffnet und eine helle Stimme schallt durch den Raum: »Hey Trevor! Kann ich jetzt endlich meinen neuen besten Freund kennenlernen?« Ich erkenne die Stimme sofort wieder. Sie gehört dem Mädchen von gestern, das mich dazu gebracht hat mich zu verwandeln und unter einer Couch zu verstecken. Während mir ein Schauer über den Rücken läuft, dreht mein Gefährte seinen Kopf in Richtung Tür und stößt ein wütendes, bedrohliches Knurren aus. Sofort weiß ich, ich muss eingreifen um ihn zu beruhigen, nicht dass er ihr noch den Kopf abreist. Ich greife vorsichtig, mit vor Verunsicherung zitternder Hand, nach seiner Wange und drehe mit leichtem Druck seinen Kopf wieder zu mir. Trevors Blick wandelt sich von wütend zu zärtlich als seine Augen in meine sehen.

»E-es ist in Ordnung. Du m-musst nicht s-sauer werden«, versuche ich ihn zu besänftigen. »Sie hat kein Recht dazu einfach so hier rein zu platzen.« Seine Worte sind mehr geknurrt als gesprochen. Gut, dagegen kann ich nichts sagen. Es stimmt was Trevor sagt, Scarlett kann nicht einfach so in ein Haus rein stürmen, in dem sie nicht wohnt. Trotzdem will ich nicht, dass jemandem etwas passiert. Aber der Alpha sieht eh nicht so aus als würde er mich dem Nächst von seinem Schoß vertreiben. Stattdessen schlingt er wieder seine Arme um mich und drückt mich fest gegen seinen Oberkörper. Ich erwidere seine Umarmung und vergrabe mein Gesicht an seinem Hals, damit ich Scarletts Blick entkommen kann.

So von Trevors Geruch und seinen Berührungen eingenommen vergesse ich schon fast wieder, dass wir nicht alleine sind, als erneut Scarletts Stimme ertönt. »Komm schon Trevor! Lass mich ihn kennenlernen«, quengelt sie erneut. »Scarlett, das entscheide nicht ich sondern Dylan. Also frag ihn ob er dich kennenlernen möchte«, gibt Trevor genervt zurück. »Und willst du?« Das Mädchen sieht mich aufgeregt und erwartungsvoll an. Ich wende meinen Blick von ihr ab, zu meinem Mate. Was soll ich machen? Ich will Scarlett nicht weh tun, aber ich bin auch definitiv noch nicht dazu bereit jemand neuem zu vertrauen. Und Freundschaft beruht ja bekanntlich auf Vertrauen. Trevor, in was für eine Lage hast du mich da nur gebracht?

Ich schüttle langsam meinen Kopf, bringe es nicht übers Herz es ihr in Worten zu sagen. Aber zu meiner Überraschung wird sie nicht traurig sondern wütend. Sie ballt ihre Hände zu Fäusten. »Warum nicht?! Ich habe doch gar nichts getan!«, schreit sie mich an. Ich zucke zusammen und stoße ein Wimmern aus, da mich diese Situation an die Leute aus meinem alten Rudel erinnert.

Bei dem Alpha reist der letzte Geduldsfaden und ich kann spüren, dass jetzt Dexter die Kontrolle hat. Er fasst mich an der Hüfte und hebt mich von seinem Schoß, stellt sicher, dass ich fest auf meinen Beinen stehe und geht dann zu Scarlett hinüber. Der Alpha durchbohrt sie mit seinen Augen und bleibt dicht vor ihr stehen. »Wenn du es noch einmal wagst so mit ihm zu reden dann hast du ein gewaltiges Problem! Er ist die zukünftige Luna des Rudels also behandelst du ihn gefälligst mit Respekt! Hast du mich verstanden?!«, brüllt Dexter sie an.

Der Omega-WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt