zurück in National City?

366 30 17
                                    


5 Jahre später

Lena sitzt auf der Rückbank der Limousine, die sich schleichend durch den Berufsverkehr von National City quält. Unruhig tippt sie gegen ihr Handy, tap, tap, tap. Nicht dass sie große Sorge hat, dass sie zu spät zu ihren Termin kommen wird, es ist das Wetter, das ihr Sorgen macht und der bevorstehende Helikopter Flug, vor allem der bevorstehende Helikopter Flug. Lena hasst Fliegen, weil sie solche Angst davor hat. Es ist schon schwer bei gutem Wetter, in das Höllengefährt einzusteigen und die Kontrolle dem Piloten zu überlassen, aber nun, wo der Wind auffrischt und dunkle Wolken am Himmel stehen, scheint es noch besorgniserregender. Es schaukelt, es ist laut und es fühlt sich an, als wäre man jede Sekunde dem Tode nah.

Bis zu ihrem Ziel sollte es vermutlich nicht mehr weit sein, auch wenn Lena durch die dunkel getönten Scheiben nur wenig erkennen kann. Vielleicht wäre die Wahl eines näher gelegenen Hotels inmitten des Business Distrikt vernünftiger gewesen, doch es gibt einige (wundervolle) Gründe, die für das Luxushotel am Stadtrand sprechen. Lena denkt an die hervorragende Thaimassage, die sie gestern Abend erhalten hat und entspannt sich bei dem Gedanken. Die junge Frau mit dem schönen Namen Solong hat sich nicht nur als wunderbare Masseurin herausgestellt, sondern eine attraktive Unterhaltung, die in Flirten und ein paar Drinks geendet hat. Lena hat dem Ganzen, ehe es zu heiß geworden wäre einen Stopp gesetzt. Warum? Das weiß sie selbst nicht so genau. Sie ist Single und frei. Vielleicht gibt sie heute Abend ihren Bedürfnissen nach, vorausgesetzt sie sollte den Flug überleben – gern plant Sie eine weitere Massage ein und vielleicht sagt sie dann nicht nein.

„Wir sind da Ms Luthor," teilt der Fahrer mit und Lena atmet erleichtert auf. Sie lässt die Scheibe hinab und blickt hinaus. Lange war sie nicht mehr hier und sie nimmt sich einen Moment Zeit, das familiäre Gebäude zu betrachten. Der Wind weht ihre Haare ins Gesicht, die sie aus dem Gesicht streicht und legt dann den Kopf in den Nacken. L-Corp. Das Gebäude mag in die Jahre gekommen sein, doch es verströmt noch immer Business, Moderne und Autorität. Hier wird etwas bewegt. Ein seltsames Gefühl durchströmt Lena bei dem Anblick des vertrauten Orts. Er bedeutet, Arbeit, Stress, Herausforderungen, Wiedergutmachung und vieles mehr, aber er beinhaltet auch eine Süße, die ein eigenartiges Flattern in ihren Bauch sendet. In der Tat eigenartig. Lena ist bewusst, dass sie dazu neigt, sentimental zu werden, doch wenn das der seltene Fall ist, dann kommt es üblicherweise in Begleitung eines Glases mit Rotwein.

„Ms Luthor, möchten Sie aussteigen?"

„Natürlich Frank, ich danke Ihnen," erwidert Lena und greift dankbar nach der helfenden Hand.

Lena hat nicht vor, die Chefetage zu besuchen, zumindest heute nicht. Sie hat die Position als CEO nach ihrem Weggang aus National City offiziell behalten und nimmt häufig an Meetings virtuell teil und schaltet sich mit dem riesigen Monitor online zu. Doch sie hat eine fähige COO eingestellt, die sie hervorragend vertritt. Samantha Aries heißt der Schatz, mit der sie gerne online quatscht, nicht selten endet ihr fachlicher Austausch in Geplänkel als wären sie Freundinnen, vielleicht wären sie das auch, wenn sie sich öfters sehen würden. Lena wird Samantha Aries an einem anderen Tag besuchen, heute ist sie gekommen um den Firmenhelikopter auf dem Dach für einen wichtigen Termin zu benutzten.

Ihre neue Assistentin Eve Tessmacher steht am Eingang bereit, um Lena zu empfangen. Die beiden sind sich zwei Mal persönlich begegnet, das meiste regeln sie am Telefon, natürlich, da Ms Tessmacher anders als Lena in National City lebt. Lena hält ihren Rock fest, während sie die paar Schritte geht, denn der Wind frischt auf. Die Geste ist mehr Reflex als Notwendigkeit, denn ihr Rock ist so eng, selbst eine Orkanböe würde ihn keinen Zentimeter bewegen. Ehrlich, warum sie an Tagen wie heute, immer noch diese Outfits wählt und damit ihr Ansehen unterstreicht, weiß sie selbst nicht. Vielleicht aus Gewohnheit, oder aber, weil es Spaß macht, wie die Leute sie anstarren. Noch immer ist sie sexy mit ihren 33 Jahren und Lena Luthor hat längst untermauert, dass sie für Macht, für Professionalität und Ehre steht. Sie muss niemanden mehr etwas beweisen.

Die Sterne über unsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt