Die Sterne über uns

Tanz in die Ewigkeit

„Lena!", entfährt es Kara, die in Sekundenschnelle an ihrer Seite ist und reagiert, bevor Lena fallen kann. Sie hält Lena fest und zieht sie in ihre Arme. Es fällt ihr so leicht, dass es so aussieht, als würden sie sich immer so begrüßen.

„Hallo Lena."

„Hallo Kara," erwidert Lena gefasst, obwohl ihr Körper leicht zittert.

„Ist alles in Ordnung?" , fragt Kara besorgt. Sie wirkt so unschuldig im Kontrast zu ihrem Outfit, dass dafür verantwortlich ist, dass Lenas Atem schneller geht. Lange, dichte Wimpern fallen ihr auf die Wangen. Konzentriert schaut sie auf Lenas Fuß, der für einen Moment nicht mehr gehorcht hat und Lena stolpern ließ. Dann öffnen sich ihre Augen und durchdringen Lena noch tiefer. Dramatische blaue Augen, ein Meer aus Sehnsucht und Lena ertrinkt darin.

„J-ja es war nur eine Bodenfalte und ich bin mit meinen hohen Schuhen hängengeblieben," erklärt Lena atemlos. „Danke, dass du mich aufgefangen hast." Lena löst sich aus der Umarmung, atmet durch, hält aber immer noch Kara's Hand fest und schaut sie unverhohlen an.

„Kara, du siehst so... also du siehst-" Lena bremst sich. Sie muss die Wahrheit verbergen, dass Kara ihr den Boden unter den Füßen weggezogen hat. Dass Lena noch nie eine schönere Frau gesehen hat. Dass sie verliebt ist. Hals über Kopf verliebt in Kara. Und dass sie begehrt. Sie begreift, wie sehr sie diese Frau begehrt.

„Ja?", haucht Kara, gierig nach einer Antwort.

„Du siehst wunderschön aus," antwortet Lena und meint so viel mehr.

Aber Kara strahlt, ihre Augen leuchten blau vor Glück. Sie bekommen einen besonderen Glanz, durch eine Glücksträne, die darin schimmert. Lena hat plötzlich ein Deja-vu. An Karas Geburtstag als sie sich hübsch gemacht hat, damals trug sie auch ein Jackett und strahlte Lena genauso an. Lena hat ihre Liebe immer gesehen, nicht wahr? Ist es jetzt auch so?

„Du siehst auch wunderschön aus, Lena," sagt Kara.

„Danke. Aber Kara. Ich meine es wirklich. Wirklich. Der Smoking steht dir so gut." Lena ringt nach Worten.

„Bist du nicht enttäuscht, dass ich kein Kleid trage?", fragt Kara besorgt.

„Nein, ich bin hingerissen," beruhigt Lena. „Du wirst heute noch einigen Damen den Kopf verdrehen."

„Damen?" Kara sieht sie mit großen Augen an.

Ups. Aber warum klingt Kara so, als hätte sie noch nie von der Möglichkeit gehört, dass Frauen sie anziehend finden könnten? „Ja," sagt Lena betont lässig. „Ist das ein Problem für dich?" Lenas Herz schlägt so schnell, dass sie sich fragt, ob Kara das hören kann. Kara im Gegenzug lächelt höflich über Lenas Frage hinweg und bleibt stumm. „Du wirst schon sehen, aber jetzt komm. Lass uns reingehen," murmelt Lena. Ihr Herz schlägt einen wilden Galopp. Jesus, das wird ein Abend werden.

Kara nimmt ihre Hand und verschränkt sie, wie selbstverständlich. Lena verstärkt den Druck. Hand in Hand betreten sie den großen Saal. Seltsamerweise beruhigt es sie, Karas Hand zu halten, wie es im selben Moment ein aufregendes Kribbeln verursacht.

Sie sind das Paar des Abends, das alle Aufmerksamkeit auf sich zieht. Lena spürt die Blicke, hört die Ahs und Ohs als sie den Ballsaal betreten. Auch das Blitzlichtgewitter ist auf sie gerichtet. Lena hat kurz Angst, dass es für Kara zu viel wird, aber Kara strahlt. Die ganze Zeit hält sie Lenas Hand oder umarmt sie, für eine besonders schöne Pose für die Fotografen. Lena nimmt dies alles wahr, wie in einem Traum und ihre Nerven flattern aufgeregt.

Nachdem sie ein wenig für die Kameras posiert haben, greifen sie sich ein Glas Champagner, und sehen sich um. Der Ballsaal ist festlich geschmückt. Hohe Kronleuchter, Vasen und Blumen wirken festlich.