erster gemeinsamer Morgen

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Lena erwacht langsam aus einem tiefen, erholsamen Schlaf. Ihr Herz ist ruhig und hat sein Gleichgewicht wieder gefunden. Die Unruhe ist verflogen und hat einer süßen Aufregung Platz gemacht, denn Kara ist bei ihr – weil sie zusammen sind, und das erfüllt Lena mit einer wohltuenden Gewissheit.

Vorsichtig dreht sie sich zur Seite und betrachtet Kara, die noch friedlich schlummert. Ein sanftes Lächeln umspielt Lenas Lippen, beim Anblick des schlafenden Gesichts. Kara sieht so unglaublich schön aus im Schlaf, fast wie eine Märchenfigur, so vollkommen und lieblich, mit den goldenen Haaren, die ihr Gesicht umrahmen. Lena muss über sich selbst lachen, bei solchen Gedanken, aber sie sind wahr.

Kaum wagt Lena, sich zu bewegen, aus Furcht, Kara zu wecken. Dennoch sehnt sie sich danach, ihre Hand auszustrecken, das geliebte Gesicht zu berühren, sich an sie zu kuscheln und ihr leise ins Ohr zu flüstern, wie sehr sie sie liebt. Eine Welle der Dankbarkeit und Glückseligkeit durchströmt Lena. Sie kann es immer noch nicht fassen, dass Kara ihr verziehen hat und ihre Gefühle erwidert. Nach all den Jahren der Sehnsucht, der Zurückhaltung haben sie endlich zueinandergefunden und es hat gerade erst begonnen.

Vorsichtig deckt Lena die Decke zurück. Bevor sie endgültig aufsteht, betrachtet sie Kara noch einmal und kann der Versuchung nicht widerstehen. Sie beugt sich hinab, um Kara sanft auf die nackte Schulter zu küssen, dort, wo ihr Shirt verrutscht ist. Die Haut ist warm und sanft. Kara atmet ebenmäßig, sie schläft ruhig weiter. Mit einem Seufzen rutscht Lena aus dem Boxspringbett und greift nach ihrem Morgenmantel, der am Haken hängt. Sie schlüpft in den seidenen Stoff und schleicht barfuß in die Küche. Auf ihren Kaffee freut sie sich schon.

In der Küche dreht Lena leise das Radio an, während sie das Frühstück für Buddy und Minka zubereitet. Die beiden werden zuerst bedient, sonst gibt es keine Ruhe. Mika begrüßt sie, indem sie um ihre Füße schleicht und maunzt. Buddy hingegen wartet geduldig, bis Minka mit ihrer Morgenbegrüßung fertig ist, bevor er sich dann hechelnd vor Lena setzt.

„Guten Morgen Buddy. Hast du auch so gut geschlafen?" , grüßt Lena den Hund und krault ihn hinter dem Ohr. Buddy bellt kurz als Antwort, und Lena nimmt es als ein Ja. Sie stellt die gefüllten Schälchen bereit und öffnet die Tür, damit Buddy und Minka in den Garten können.

Die Kaffeemaschine läuft, während Lena dem Sprecher des Radiosenders lauscht. Normalerweise hört sie am Morgen gern diesen Sender, der interessante Beiträge zu den neuesten technologischen und wissenschaftlichen Entwicklungen ausstrahlt. Aus irgendeinem Grund ist ihr heute nicht danach, also wechselt Lena auf einen Musiksender.

Lena schwenkt gerade vergnügt die Pancakes, die es heute ausnahmsweise für Kara zum Frühstück gibt. Ihre Hüften wippen zum Takt, als sie jemanden hört. Kara muss aufgewacht sein und Lena dreht sich nach ihr um.

„Guten Morgen," grüßt sie strahlend. Kara steht im Türbogen und wirkt noch etwas verschlafen.
„Guten Morgen, Lena," erwidert Kara leise.

Sie lächeln sich beide an, langsam und betrachten sich still. Ob Kara auch nicht glauben kann, dass sie endlich zusammen sind? Lena fühlt sich als, schwebe sie auf einer Wolke. Kara wirkt schüchtern, als traue sie sich nicht näher zu kommen. Wahrscheinlich kann sie es auch noch nicht richtig begreifen, geht es Lena durch den Kopf, dann schaltet sie den Ofen aus. Es ist alles für das gemeinsame Frühstück fertig vorbereitet.

„Ich hab dich noch nie in der Küche tanzen sehen," bemerkt Kara, während sie am Türrahmen lehnt und mit ihren Fingern spielt.

Oh. Wie lange sie wohl schon dort gestanden hat? Etwas verlegen wischt Lena einen imaginären Krümel von der Arbeitsfläche, doch sie ist viel zu happy als peinlich berührt. Ein Lächeln huscht über ihre Lippen. „Ich bin nur fröhlich. Das hat nicht viel mit Tanzen zu tun" erwiderte sie bescheiden.

„Du hast sogar gesummt," behauptet Kara mit einem leichten schmunzeln.

Lena kräuselt die Nase. „Wirklich?"

„Ja," erwidert Kara leise.

Sie steht noch immer im Türrahmen und betrachtet Lena. Ihre Augen sind noch ein wenig verschlafen und ihre Wangen leicht gerötet. Wie schön sie aussieht, sogar im Morgenlicht. Lena fühlt, wie ihre Liebe für Kara wächst,

„Komm her," sagt Lena sanft, ihre Stimme voller Zärtlichkeit. Kara gehorcht, aber sie tut es langsam, in der Art und Weise wie sie Lena zukommt. Lena öffnet ihre Arme und Kara greift vorsichtig nach ihren Armen und hält diese. Sie sehen sich an. „Guten Morgen," sagt Lena noch einmal, ihre Stimme leise und voller Liebe.

Kara lächelt scheu. Ihre Lippen sind leicht geöffnet, aber sie sagt nichts. Sie blickt kurz weg, dann wieder hinauf zu Lena, schüchtern und zugleich voller Zuneigung.

„Ich liebe dich," flüstert Lena sanft, ihre Augen auf Kara gerichtet.

Kara schluckt, die blauen Augen leuchten, aber sie bleibt stumm. Ihr Blick fällt kurz auf Lenas Lippen, verweilt dort, dann wandern ihre Augen ganz langsam wieder nach oben. Lena lächelt, sie versteht Kara's Schüchternheit. Dies hier ist alles neu. Ein Paar zu sein. Sich am Morgen zu küssen. Selbstverständlich Zärtlichkeiten auszutauschen. Es ist ein zarter Tanz, den sie gerade erst beginnen. Gestern waren Sie trunken vor Glück, jetzt ist der neue Morgen da, nackt und unbeschrieben.
Lena spürt die zarte Berührung von Kara an ihren Armen, während sie sich gegenseitig festhalten. Sie zieht Kara sanft näher heran, ihre Finger streichen behutsam über die sanfte Haut.
Karas blaue Augen sind ein Meer, in welchem Lena ertrinken möchte. In diesem Moment spürt Lena ihr Verlangen nach Karas Nähe, nach dem süßen Geschmack ihrer Lippen. Karas Blick fällt wieder auf Lenas Lippen, diesmal länger und Lenas Lippen zittern vor Vorfreude. Endlich schließt Kara die kleine Lücke zwischen ihnen, dann küsst sie Lena langsam und sanft auf den Mund.

Ein vorsichtiges tasten. Berühren und schmecken. Eine Süße in die Lena tiefer hineintauchen möchte.
Der Kuss ist viel zu schnell wieder vorbei.

„Guten Morgen," sagt Kara zärtlich und beißt sich verschüchtert auf die eigene Lippe. Es ist süß, und es lässt Lena Kara umso mehr wollen. Lena denkt daran Kara auszuziehen, wie ein kostbares Geschenk, ihr alles zu geben, was sie möchte. Doch das hat Zeit. Dies hier, jetzt zwischen ihnen, dies ist intim und prickelnd. Zum Glück fällt Lena, das Frühstück ein, das sie vorbereitet hat.

„Bist du hungrig?", fragt Lena.

"Sehr."

Vorsichtig lässt Lena Kara los, aber nicht ganz und haucht ihr einen zärtlichen Kuss auf die Wange. Ein, zwei Sekunden drückt sie ihre Lippen an Kara, dann atmet sie tief den Geruch ein. Lena kann sich kaum lösen und ihre Lippen streifen weiter. Küssen Kara sanft hinter dem Ohr. Kara schaudert und zittert und Lena greift nach ihrer Hand. „Dann komm, setzen wir uns. Frühstück ist fertig.

Das Frühstück verläuft ruhig. Immer wieder schauen sie sich in die Augen und lächeln dabei. Kara schmeckt es sichtlich, sie greift kräftig zu. Lena ist schon vor ihr fertig und nascht noch ein paar Stückchen aufgeschnittenes Obst. Über den Tisch hinweg greift sie nach Kara's Hand und sucht die Berührung. Zärtlich umschließen ihre Finger Karas Hand, spielen mit ihr und streicheln sie. Den Rest des Frühstücks verbringen sie nur mit einer Hand, aber keine will die Hand der anderen loslassen.

Nach dem Frühstück besteht Kara darauf, das Frühstück alleine abzuräumen. Lena versucht zwar kurz, ihr dabei zu helfen, doch Kara besteht darauf, dass sie sich ausruhen soll, nachdem sie das Frühstück zubereitet hat. Also gibt Lena nach und macht sich stattdessen auf den Weg zur Haustür, um die Morgenzeitung zu holen.

Kaum hat sie die Zeitung in den Händen, überkommt Lena eine innere Unruhe. Die Medien, denkt sie. Gestern, auf den Ball waren viele Pressefotografen anwesend. Lena kann ihre gemischten Gefühle gegenüber der Presse nicht abstellen. Einerseits ist sie es gewohnt, in den Medien präsent zu sein, andererseits hasst sie die ständige Beobachtung. Wie lustig und ironisch, dass sie eine Zeitung gekauft hat und in eine Reporterin verliebt ist.

Hastig schlägt Lena die Titelseite auf – und hält für einen Moment den Atem an.

Da ist es, ein großes Foto von ihr und Kara, wie sie eng umschlungen und verliebt tanzen. Daneben ein kleineres Bild, das Lena bei der Preisverleihung zeigt.

Die Schlagzeile lautete: Lena Luthor erhält Auszeichnung von ihrer Geliebten auf der Bühne – Jetzt ist es offiziell, Lena Luthor dated Kara Danvers.

Lena verzieht leicht das Gesicht. "Geliebte" klingt wirklich etwas abwertend. Aber als sie den Artikel überfliegt, ist der Tonfall durchaus wohlwollend, wenn auch ein bisschen zu dramatisch. Eine süße, wenn auch leicht übertriebene Lovestory. Lena nickt leicht. Damit kann sie leben - hoffentlich Kara auch.

„Lena?", erklingt in diesem Moment Karas Stimme von der Küche her.

Lena blickt auf und sieht Kara um die Ecke kommen. Ihre Haare sind teilweise feucht und ein wenig Spülschaum klebt an den Spitzen. Lena unterdrückt ein Kichern. Wie Kara es geschafft hat, Spülschaum in die Haare zu bekommen ist Lena ein Rätsel.

„Was?" Karas Nase kräuselt sich niedlich, als sie Lenas amüsieren Blick bemerkt.

„Du hast Spülschaum in den Haaren," antwortet Lena und lacht nun doch kurz.

„Oh," erwidert Kara verlegen und wischt sich durch ihre Haare, doch die Schaumreste kleben noch immer dort.

„Warte, ich helfe dir." Mit sanften Bewegungen streicht Lena durch Karas Haar, wischt die Schaumreste behutsam mit ihren Fingerspitzen fort. Eine kleine blonde Locke hat sich gebildet und Lena hält die seidenweiche Strähne einen Moment zwischen ihren Fingern fest.

"Ich liebe dein Haar. Ich liebe dich", haucht sie kaum hörbar und beugt sich vor, um Kara einen zärtlichen Kuss auf die Lippen zu hauchen. „Und du darfst mich küssen, wann immer du willst," ergänzt sie, nur um diese Tatsache laut auszusprechen.

Kara keucht überrascht auf, doch nur einen Wimpernschlag später erwidert sie den Kuss begierig. Ihre Lippen vereinen sich zu einem langen, leidenschaftlichen Kuss. Lenas Finger wühlen sich tiefer in Karas Haarpracht, ziehen sie näher, während ihre Zungen miteinander tanzen. Der Kuss wird immer inniger. Lena lässt Kara das Tempo bestimmen, doch dann ist sie es, die sich zuerst von dem Kuss löst.

„Kara, wir sind in der Zeitung," sagt Lena plötzlich.

Kara hält den Mund noch geöffnet als fragte sie sich, wo ihr Kuss geblieben ist. Erst dann begreift sie, was Lena gesagt hat.

„In der Zeitung?"

„Gestern Abend wurden wir abgelichtet. Es gibt ein Foto von uns und sie schreiben über uns als Paar. Alle wissen nun, dass wir zusammen sind," sagt Lena leise. Sie kann nur hoffen, dass Kara damit kein Problem hat, das sie nun offiziell zusammen sind.

„Okay," sagt Kara langsam. „Und.. ist dir das unangenehm?"

„Mir?", fragt Lena verwundert. „Kara, ich habe damit kein Problem, ich dachte, ob dir das vielleicht zu viel sein könnte mit--"

Kara unterbricht sie und zieht Lena in ihre Arme, Ihre Schüchternheit, ihre Verlegenheit vom Morgen ist verschwunden, als sie Lena tief in die Augen blickt. „Lena ich möchte der ganzen Welt sagen, dass wir ein Paar sind. Ich bin so glücklich. Jeder darf wissen, wie sehr ich dich liebe. Vor allem aber sollst du keinen Zweifel daran haben."

Lena schluckt. Sie kann so viel Glück kaum glauben und sie sollte es nicht weiter herausfordern. Aber sie kann nur daran denken, dass sie Kara immer bei sich haben möchte und nie mehr von ihr getrennt. Sein. Das Kara alles in ihrem Leben ist.

"Kara?" Lena nimmt all ihren Mut zusammen. "Möchtest du bei mir einziehen? Ich meine richtig, nicht nur dein Zimmer hier. Ich weiß, es ist vielleicht etwas früh, wir sind gerade erst zusammengekommen und wollen die Dinge in unserem Tempo angehen lassen. Aber du bist sowieso die meiste Zeit hier und Minka und Buddy wohnen prakitsch auch schon hier. Hier ist genug Platz für uns alle und...warum eigentlich nicht?" Sie atmet tief durch. "Du musst natürlich nicht, wenn du noch nicht so weit bist, aber--"

„Lena?" Wieder unterbricht Kara sie sanft lächelnd.

„Ja?"

"Ich ziehe sehr gerne bei dir ein. Ich fühle mich hier wirklich zuhause." Karas Worte sind voller Liebe und Wärme.


Und dann ist es beschlossen und Lenas Herz schlägt laut und sanft und ruhig und glücklich.
In diesem Moment ist es beschlossen und Lenas Herz schlägt laut vor Freude, aber auch sanft und ruhig in der Gewissheit, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Sie kann ihr gemeinsames Leben bereits vor sich sehen: Lena kocht für sie beide und wenn Kara von der Arbeit kommt, begrüßt sie ihre Liebste mit einem Glas Wein, während Minka und Buddy aufgeregt um sie herumtollen. Lena selbst wird künftig etwas kürzertreten, um mehr Zeit mit Kara verbringen zu können. Sie hat die Freiheit dazu und warum sollte sie das nicht nutzen, um endlich ihr Leben zu genießen?

„Wovon träumst du?" , holt Kara sie zärtlich lächelnd aus ihren Gedanken zurück.

„Von uns. Von uns beiden und unserer gemeinsamen Zukunft," erwidert Lena glücklich „Apropos, was möchte du heute gerne unternehmen?"

Kara überlegt kurz. "Hmm, wie wäre es, wenn ich heute schon bei dir einziehe und wir unser neues Leben starten?"

"Heute? Aber es ist Wochenende, wir müssen doch noch einiges planen und organisieren."

"Lena, welch Glück, dass ich Superkräfte habe", zwinkert Kara ihr verschwörerisch zu. "Glaub mir, der Umzug ist im Handumdrehen erledigt."

Die Vorstellung, ihr neues Leben mit Kara direkt beginnen zu können, ist zu verlockend.

"Dann lass uns ein schönes Nest bauen", antwortet Lena lächelnd und zieht Kara für einen langen Kuss an sich.

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