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"Heute vor einem Jahr war ich am tiefsten Punkt in meinem Leben angekommen. Der Tag der zum schönsten in meinem Leben werden sollte wurde zu einem der schrecklichsten. Eric und ich waren seit der Highschool ein Paar. Er war für mich da als die Nachricht kam das mein Vater nach seinem Einsatz für die Army nicht mehr zurückkommen würde weil er sich vor Ort in eine Kollegin verliebt hatte und er fing mich auf als meine Mutter nach kurzer Krankheit starb.
Er war meine große Liebe und ich seine, das dachte ich zumindest.
Am Morgen meines 25. Geburtstages stand ich in dem kleinen Nebenraum der Kapelle. Ich stand vor dem Spiegel, strich ein letztes mal das weiße Kleid glatt und wartete darauf das Onkel Bruce mich abholen würde um mich zum Altar zu führen.
Die Türe ging auf und Bruce kam hektisch hinein und fragte ob ich wüsste wo Eric wäre da er noch nicht aufgetaucht sei. Ich verneinte und versuchte ihn anzurufen, aber ohne Erfolg. Bruce, Erics bester Freund Shane, sein Bruder Nick und ich machten uns auf die Suche. Aus lauter Angst er hätte kalte Füße bekommen oder durch die Nervosität eine Panikattacke lief ich mit Tränen in den Augen die Umgebung rund um die Kapelle ab während Shane und Nick losfuhren um zu gucken ob er noch zu Hause war. Als ich am Parkplatz vorbei lief hörte ich ein kichern und kurz danach ein leises Stöhnen aus der Limousine die uns nach der Hochzeit zur Location fahren sollte. Schockiert darüber wer so dreist war es in einem Brautwagen zu treiben lief ich auf den Wagen zu und riss die hintere Türe auf.
Doch was ich dort sah ließ mein Herz in Tausend Stücke zerspringen.
Denn die die sich dort vergnügten waren Eric und meine beste Freundin Leah. Die zwei wichtigsten Menschen in meinem Leben, neben Onkel Bruce, verrieten und betrogen mich am Tag meiner Hochzeit.
Ohne ein weiteres Wort zu sagen verließ ich tränenüberströhmt den Parkplatz und ging direkt durch in die Kapelle. Bruce erstarrte als er mich sah und wie ich mit verschmiertem Make Up auf den Altar zu ging.

"Es wird keine Hochzeit geben", teilte ich dann den Gästen mit. "Der Bräutigam hat es vorgezogen meine beste Freundin draußen in der Limousine zu vögeln!" Meine Worte klangen bitter und mein Blick war kalt als ich die Kapelle wieder verließ, in mein Auto stieg und nach Hause fuhr. Dort fand Bruce mich dann am Abend. Völlig betrunken und vollgepumpt mit Schlaftabletten lag ich in diesem wunderschönen weißen Kleid auf meinem Bett.
Dumpf hörte ich das Holz der Wohnungstüre splittern und seine Rufe hörte ich wie durch Watte bevor ich meine Augen schloss.
Nachdem ich im Krankenhaus wach wurde und das Pflichtgespräch mit der Psychologin hinter mir hatte, nahm Onkel Bruce mich mit in den Tower damit ich immer in seiner Nähe war.
Und jetzt sitze ich hier, mit 26 Jahren, und schäme mich dafür das ich seit einem Jahr mein Leben nicht auf die Reihe bekomme. Euch allen ist soviel mehr Leid widerfahren als mir und trotzdem habt ihr den Glauben an das Gute nicht verloren. Ihr könnt lachen, feiern und lieben und das trotz eurer Vergangenheit. Es ist absolut lächerlich und peinlich das ich es, wegen einer Nichtigkeit, nicht schaffe weiterzumachen. Denn im Gegensatz zu eurem Leid ist meines nur eine Lapalie."

Geschockt von dem was Jill mir da gerade erzählte zog ich sie noch enger an mich und gab ihr einen sanften Kuss auf den Kopf.

"Es tut mir leid Prinzessin, es tut mir so leid. Das hast du einfach nicht verdient. Bitte hör auf das Leid was dir zugefügt wurde mit dem unseren zu vergleichen. Ja wir wurden gequält, geschlagen und ausgenutzt aber dir, dir wurde auf die schrecklichste Art und Weise das Herz gebrochen, dein Vertrauen missbraucht und an dem Tag der eigentlich dein schönster werden sollte, bist du durch die Hölle gegangen und das ganze verursacht von Menschen die du bedingungslos geliebt und blind vertraut hast. Es ist absolut verständlich dass dich das komplett aus der Bahn geworfen hat.
Nach diesem Tag war nichts mehr in deinem Leben so wie es war. Für Lily und mich war es am Anfang auch nicht leicht den Menschen wieder zu vertrauen aber mit Hilfe unserer Freunde haben wir es geschafft.
Doch auch wenn du uns tagsüber lachen hörst, glaub mir manche Nächte sind die reinste Hölle. Bei mir zumindest.
Ich danke dir Jill das du dich mir anvertraut hast. Bitte lass mich dir helfen das alles zu verarbeiten. Lass es zu das wir dir helfen wieder ins Leben zurückzufinden. Denn du bist uns allen sehr ans Herz gewachsen.
Bitte sag nie wieder das du es nicht wert bist das man sich um dich sorgt Prinzessin. Denn du bist jede einzelne Sekunde wert die wir miteinander verbringen, jedes einzelne Wort das wir wechseln, jeder Blick, jede noch so kleinste Berührung. Bitte lass mich dir helfen Jill. Denn das Lachen von vorhin ist das schönste was ich gehört habe und ich würde es in Zukunft gerne öfter hören und sehen. Am liebsten Abends vor dem einschlafen und morgens nach dem aufwachen. Lass mich dein Safe Place sein Jill."

Anstatt irgendwas zu sagen, rutschte Jill wieder auf meinen Schoß und sah mich mit ihren Tränen gefüllten Augen an. Zärtlich legte sie ihre Hand an meine Wange und vereinte unsere Lippen erneut zu einem Kuss.

"Ist das etwa ein Ja, Prinzessin", murmelte ich in den Kuss.

"Ja, James. Bitte hilf mir, bitte sei für mich da. Bitte werde mein sicherer Hafen."

"Nichts lieber als das, Jill", hauchte ich jetzt zurück und verwickelte sie in einen nicht enden wollenden Zungenkuss.

"Möchtest du noch eine Runde aufs Eis oder sollen wir fahren", fragte ich sie nachdem wir uns voneinander gelöst hatten.

"Wie wäre es mit einem Rennen?" Jill sag mich herausfordernd an und ich sagte nur allzugern Ja.
Doch das Rennen endete eher in einen ausgelassenem rum albern mit lautem Lachen. Immer wieder neckten wir uns mit kleinen Dingen und zum Schluss drehten wir einfach nur Hand in Hand unsere Runden.

"Bleib genau hier stehen, dann zeig ich dir was ich von Onkel Bruce gelernt habe", bat sie mich und ich blieb in der Mitte der Eisfläche stehen.

Sie lief bis zum Ende der Eisfläche und kam dann mit einem ordentlichem Tempo auf mich zu.
Ich dachte sie würde mich jeden Moment über den Haufen laufen, also hob ich meine Hände um sie eventuell abzufangen, doch kurz vor mir stellte sie ihre Kufen schräg und bremste so stark dass das dadurch abgeschabte Eis direkt in meinem Gesicht landete.

Mit einem lauten Lachen entfernte ich das Eis und zog die ebenfalls lachende Jill in meine Arme.

"Hey Schneemann", flüsterte sie jetzt lächelnd und näherte sich meinen Lippen, doch anstatt sie zu küssen wich ich aus und presste mein kaltes Gesicht in ihre Halsbeuge.

Jill qiecken schallte durch die ganze Halle und ließ mich noch mehr lachen.

"James?"

Das Jill mich bei meinem richtigen Namen nannte bescherte mir eine leichte Gänsehaut und ich konnte nicht anders als ihr leise seufzend einen Kuss in ihre Halsbeuge zu geben.

"Ja Prinzessin", murmelte ich an ihrer empfindlichen Haut und entlockte ihr durch die Vibration meiner Stimme ein leichtes Stöhnen.

"Lass uns nach Hause fahren, bitte." Ihre Stimme war leise und zitterte ein wenig, was mit Sicherheit nicht vom Eis kam.

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