1000 | Das Date

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„Hast du das alles für mich gemacht?" Ich stehe noch in der Tür zu Theos Wohnung und sehe schon von hier den gedeckten Tisch mit den langen Kerzen in den hohen Ständern und rieche förmlich schon den Duft des Abendessens, dass Theo gerade vorbereitet.

„Zu viel?", fragt er unsicher, als er mich hereinbittet. „Ich dachte, du magst es vielleicht ein wenig romantisch, nachdem ich dir gestern dein Date geklaut und dich danach versetzt habe", lächelt er.

„Ich finde es wunderbar", grinse ich frech und zaubere eine Flasche Rotwein aus meinem Rucksack. „Leider ist es kein besonders guter", gebe ich zu, als Theo den Wein entgegennimmt. „Ich werde beschattet und wollte nicht den Eindruck erwecken, dass es etwas zu feiern gibt, wenn ich noch mal los gehe, um Wein zu kaufen", erkläre ich. „Die hier hatte ich noch zuhause."

„Du wirst beschattet? Von der Polizei?" Theos Gesicht sieht gar nicht erfreut aus.
„Ist doch nicht so schlimm, ich habe nichts zu verbergen", meine ich entspannt und ziehe die Schuhe aus, ehe ich Theo in die Küche folge. „Das riecht sehr lecker!" Theo sieht mich stolz an.
„Schweinebraten mit Kartoffeln und Brokkoli. Dazu eine leichte Soße und zum Nachtisch... Nein, das wird eine Überraschung", grinst er. Theo öffnete den Backofen und eine dicke Dampfwolke kommt uns entgegen. Mit zwei Topflappen holt er den Braten aus der Röhre. „Du kannst schon mal den Wein dekantierten", weist Theo mich an.

Gefügig gehe ich also ins Wohnzimmer, öffne den Wein und schenke uns etwas in die bauchigen Gläser. Dann zünde ich die Kerzen an. Tatsächlich ist es so schon fast gemütlich. Als ich wieder in die Küche komme, liegt der Braten bereits auf einen langen Teller. „Das sieht sehr gut aus", lobe ich ihn. Theo grinst.

„Komm mal her", sagt er und positioniert mich vor dem Braten.
„Und jetzt?", frage ich neugierig. Ich spüre und höre Theo dich hinter mir.
„Jetzt tranchieren wir ihn", flüstert er an meinem Ohr und Theos Hand greift zu einem der Messer, die, nach Größe und Zweck geordnet, an einer langen Metallleiste an der Wand hängen.

„Bist du Rechtshänder?", fragt er, bevor er mir das Messer in die Hand gibt. „Fühlt sich gut an, oder? Ich habe es aus Japan mitgebracht. Es passt perfekt in meine Hand. Und scheinbar auch in deine", stellt er fest, als ich das Messer vorsichtig in der Hand wiege. Ein merkwürdiges Gefühl überkommt mich. Es durchzuckt mich, wie der Teil eines Traumes, aus dem man grade erst erwacht ist. Aber als ich den Gedanken daran greifen will, ist er auch schon wieder verschwunden.

Stattdessen sehe ich nun, wie sich Theos Finger um meine legen. Jetzt halten wir das teure Messer gemeinsam fest und ich spüre Theos Arm angenehm an meinen. Sein Atem erzeugt einen warmen Hauch an meinem Ohr und verpasst mir eine Gänsehaut.

„Schon mal einen Braten tranchiert?", fragt er leise, doch weil er so nah ist, verstehe ich jedes Wort. Ich schüttele den Kopf. Bei mir gibt es höchstens mal Bolognese.
Routiniert greift Theo mit der Linken nach einer Art Gabel mit langen Zinken, um das Fleisch zu fixieren. Dann führt er unsere Rechten mit dem Messer durch den Braten. Wie durch Butter gleitet es durch unser Essen und wir schneiden gemeinsam ein paar daumendicke Schreiben heraus. Dabei schenke ich unseren Händen weniger Aufmerksamkeit als vielmehr meinem Rücken, der Theos Brust deutlich an meinem Shirt spürt.

„Bist du auch Koch in deinem Café", frage ich leise, um mich von dem Gefühl in meinem Bauch abzulenken. Ich bin mir nicht sicher, ob Theo absichtlich auf Tuchfühlung geht oder mir tatsächlich nur etwas beibringen will.
„Es ist nicht mein Café", antwortet er amüsiert. „Und nein, ich habe nur privat Interesse am Kochen."

„Deine Messersammlung ist beeindruckend", gebe ich zu. „Ich selbst besitze nur drei: Ein Gemüsemesser, eines für Brot und eines für Fleisch", zähle ich auf, denn wenn ich nervös bin, fange ich immer unkontrolliert an zu reden.
„Ich sammele nicht nur Messer, ich sammele auch Bücher. Es klingt vielleicht kitschig, aber ich liebe Worte", erklärt er leidenschaftlich.

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