Liz
Dunkelheit und Stille umgaben mich.
Sie hüllten mich ein, wie ein Kokon.
Kein einziger Ton drang an meine Ohren heran.
Ich spürte wie die eisige Kälte meine Haut zerstach, wie tausend kleiner Nadeln, die sich mir ins Fleisch bohrten. Sie fraß sich in meine Glieder, die allmählich taub wurden.
Ich schwebte in der kalten Wassermasse, wie eine Feder im Wind und wie die Feder von der Schwerkraft geleitet zur Erde glitt, sank ich immer tiefer in die endlose Schwärze des East River.War das mein Ende?
Ich konnte mich nicht bewegen.
Meine Arme waren schwer wie Blei und auch meine Beine wollten mir nicht mehr gehorchen. Panik erfüllte meine Gedanken und Adrenalin schoss durch meine Venen.Warum gehorchte mein Körper mir nicht?
In meiner Brust begann es zu schmerzen.
Ein beengender Druck breitete sich aus und ließ mein Herz nur noch schneller schlagen.
Meine Lungen drohten zu versagen, drohten das Wasser einzulassen. Das durfte nicht sein.
Der Schmerz wurde mit jeder Sekunde nur noch stärker und ich wusste, dass ich jeden Moment nach Luft schnappen würde. Ich musste atmen, doch konnte es nicht. Mein Kopf befahl mir stark zu bleiben.Würde ich jetzt einatmen, würde ich sterben.
Mein Hals war ganz trocken. Einige Luftblasen fanden ihren Weg in die Freiheit und verließen meinen Mund.Was sollte ich nur tun?
"Wach auf!", befahl ich meinem Körper.
"Rette mich!", rief ich in Gedanken.
Wieder ließ meine Lunge nach und Blasen entflohen meinem Mund, nur um den weiten Weg zur Oberfläche anzutreten.
Ich konnte die Luft nicht länger anhalten.Man sagt immer, dass das Ertrinken neben dem Einschlafen einer der schnellsten Tode war, doch im Moment schien die Zeit still zu stehen.
Sekunden wurden zu Stunden und mit jeder Sekunde kam ich dem Tod näher.Das letzte bisschen Atemluft, was sich in meiner Brust angestaut hatte drohte zu entweichen.
Panisch schlug ich die Augen auf.Würde ich in dieser Dunkelheit mein Ende finden?
Die Kälte war kaum noch spürbar.
Mein Körper hatte bereits jegliches Gefühl verloren. Meine Gedanken verloren an Sinn, ich konnte es fühlen. Vor mir in der Ferne glaubte ich ein Licht zu sehen.
Es war ganz klar und so weiß, wie Schnee.
Das Licht kam näher und bald schon, war die Schwärze verschwunden, abgelöst von einem hellen Schein.Mit einem Mal ließ der Druck in meiner Brust nach. Mein Körper wurde starr, wie Eis und meine Gedanken fanden Ruhe.
Ich hatte eingeatmet.
Ich hatte dem Drang nicht länger wiederstehen können.Das grelle Licht brannte in meinen Augen. Schnell kniff ich sie wieder zusammen und wartete darauf, dass mein Herz aufhörte zu schlagen.
Ich war ganz allein inmitten des weiten Flusses.
Niemand würde kommen und mich retten.
Jetzt würde ich sterben.Genau als ich dachte, mein Herz hätte zu schlagen aufgehört, spürte ich ein Rauschen neben mir.
Als ich das nächste Mal die Augen aufschlug, war das grelle Licht und das Wasser verschwunden.
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Seelenjägerin
FantasyAlles hat ein Ende, so auch das Leben. Doch wohin gelangen unsere Seelen, wenn sich unsere Zeit auf der Erde dem Ende neigt? Wohin gehst du, wenn alles vorbei ist? Wer entscheidet, ob deine Seele gut oder böse ist? Was ist eine Sünde und kann man se...