Ein weiser Rat, ein weiser Mann

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Erst als ich mich nach dem Angriff wieder beruhigt hatte, erkannte ich das ganze Ausmaß des Kampfes. Die U-Bahn sah aus, als hätte in ihr ein Tornado gewütet. Sitze lagen im Gang verstreut, Kratzspuren waren an den Wänden verteilt zu sehen und auch Silas Wunden schienen schlimmer zu sein, als erwartet.

Alleine hätte ich ihn niemals aus diesem Chaos herausbekommen, doch zu meinem Glück bot der alte Cowboy seine Hilfe an. Er half Silas auf die Beine und gemeinsam schleppten wir ihn aus dem U-Bahn-Tunnel. Mir hätte bei einem so großen Kerl klar sein müssen, dass er nicht das Gewicht einer Feder haben würde, doch dass ich all meine Kraft dafür aufwinden musste, um nicht unter Silas einzuknicken, der mir seinen Arm um die Schulter legte, hatte ich nicht erwartet. Und dabei hatte ich bereits Unterstützung.

Ich rief uns ein Taxi.
Der alte Mann setzte Silas auf die Rückbank, ging um den Wagen herum und nahm neben ihm Platz. Ich ließ mich erschöpft auf den Beifahrersitz fallen und gab dem Fahrer meine Adresse an. Wo sonst hätten wir auch hingehen können?

Alle Anwesenden verfielen in ein anhaltendes Schweigen. Die zahlreichen Fragen, die mir auf der Zunge brannten, musste ich wohl oder übel fürs erste hinunterschlucken. Auch wenn ich mir vorstellen konnte, dass man als Taxifahrer so einige verrückte Geschichten mitbekam, wollte ich den armen Mann nicht verstören. Vielleicht würde er auch gleich noch die Richtung ändern und uns alle auf direktem Wege in die nächste psychiatrische Einrichtung bringen.

Nach knapp einer Stunde hatten wir meinen Wohnblock erreicht.
Mein Atem ging schwer, als wir auf dem letzten Treppenabsatz angekommen waren. Mit Silas im Schlepptau, der kaum noch ansprechbar war, hatte es eine gefühlte Ewigkeit gedauert. Auch der fremde Cowboy schien etwas außer Atem. Aus unerfindlichen Gründen machte ihn das gleich etwas sympathischer.

Trotz der anhaltenden Dankbarkeit, die ich empfand, wollte ich nicht wieder jemanden in meine Wohnung lassen, den ich überhaupt nicht kannte. Die Tatsache, dass er uns gerettet hatte verschaffte ihm jedoch einen Vorteil und ließ ihn auf der Liste: Fremder Menschen, denen ich vertrauen konnte, gleich an die Stelle nach Silas rutschen. Eine Antwort musste ich ihm jedoch noch entlocken.

Während ich von Silas abließ und die Tür zu meinem Appartement aufschloss, warf ich dem grauhaarigen Mann einen Blick über die Schulter zu. "Ich kenne nicht einmal ihren Namen, Sir", stellte ich beiläufig fest.
Der Mann schmunzelte leicht und zog mit der freien Hand seinen Hut.
"Woody Wright. Stets zu Diensten."

Ich lächelte ihm leicht zu, bevor ich den Weg freigab.

Silas war am Rande der Bewusstlosigkeit

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Silas war am Rande der Bewusstlosigkeit. Er war bereits leichenblass. Feine Schweißtropfen hatten sich auf seiner Stirn gebildet und noch immer trat Blut aus seinen Wunden. Kleine rote Tropfen fielen in regelmäßigen Abständen auf den dunklen Parkettboden.
Von dem starken Kämpfer aus der U-Bahn war in diesem Moment nichts mehr zu sehen.

Mr. Wright nuschelte immer wieder Anweisungen durch seinen hellen Schnauzbart. Ich holte Wasser, Handtücher, Verbandszeug und Nadel und Faden. Alles hatte ich ordentlich auf dem Wohnzimmertisch drapiert.

SeelenjägerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt