Gräber und Licht

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Liz

Die Straßen waren bereits wie leer gefegt. Für einen Montagabend war es wahrscheinlich nichts ungewöhnliches, doch irgendetwas Seltsames lag in der Luft. Mein Magen war verkrampft und mein Herzschlag beschleunigte sich mit jedem Schritt den ich tat. Vielleicht lag das auch nur an der wachsenden Aufregung. Hinter jeder Ecke konnte eine Gefahr lauern. Jede Sekunde konnte eine der geisterhaften Seelen aus einer Hausecke springen und mich angreifen.

Dieses Mal war ich jedoch etwas vorbereiteter. Das Salz hatte ich in die Bauchtasche gefüllt, die um meine Hüfte hing. Eine kleine Flasche Weihwasser hatte ich in meine Jackentasche gestopft, die leider nicht groß genug war, um sie völlig zu verstauen, aber eine weitere Flasche hatte ich in dem Rucksack auf meinem Rücken. Die eiserne Brechstange wollte ich jedoch nicht so weit weg von mir wissen. Ich hielt sie deshalb die ganze Zeit über, versteckt unter meiner Jacke, fest. Ich fühlte mich einfach sicherer damit, etwas zur direkten Verteidigung in der Hand zu haben.
Nur für den Fall.

Ich hatte vermutet, dass die Seelen der Toten auf Friedhöfen herumlungerten, wie man es oft in Hoorofilmen sah und zum Glück hatten meine Recherchen auch genau das ergeben. Mir kamen diese Orte schon immer irgendwie gruselig vor. Ich konnte auf jeden Fall nur hoffen, dass diese Websites über das Übernatürliche auch vertrauenswürdig und professionell waren.

Im näheren Umkreis gab es genau drei Friedhöfe. Ich schlich also nun durch die Straßen, auf dem Weg zum Holy Cross Cemetery, immer darauf gefasst, dass jeden Moment das Mal an meinem Arm reagierte. Denn wie ich wusste, konnte es genau so gut sein, dass eine Seele nur ein paar Straßen entfernt darauf wartete Schaden anzurichten.

Mein ganzer Körper schien unter Strom zu stehen. Jedes Geräusch klang verdächtig in meinen Ohren. Angestrengt spähte ich nach jedem Poltern und Knacken. Als ich an einem breiten Schaufenster vorbeikam, erschrak ich plötzlich.
Mein eigenes Spiegelbild hatte mir einen riesen Schreck eingejagt, was auch kein Wunder war. Schweiß stand mir auf der Stirn und mein Gesicht war ganz blass. Wenn nun die Ghostbusters um die Hausecke gebogen kamen, hätte es mich nicht gewundert, wenn sie statt eines Geistes mich erledigten.

Diese Sache verlangte mir allen Anschein nach mehr ab, als ich mir selbst eingestehen wollte.
Wem machte ich auch etwas vor? Ich hatte Angst. Ich hatte einfach Angst vor dem was kommen würde, falls ich überhaupt eine Seele aufspürte.

"Wäre Silas hier, dann bräuchte ich mir nicht so viele Gedanken machen."

Hatte ich das gerade wirklich gesagt? Nein, Liz. Du brauchst diesen Kerl nicht, ermahnte ich mich.
Die tickende Zeitbombe über meinem Kopf ließ sich nicht einfach entschärfen und ich würde nicht noch mehr Zeit damit verschwenden auf diesen sogenannten Sensenmann zu warten. Wenn ich es nicht schaffte diese Seelen rechtzeitig zu erledigen, dann könnte er mich auch genauso gut direkt in die Hölle verfrachten.

 Wenn ich es nicht schaffte diese Seelen rechtzeitig zu erledigen, dann könnte er mich auch genauso gut direkt in die Hölle verfrachten

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Das Gefühl hatte sich nicht verändert. Beim Anblick der vielen Grabsteine breitete sich augenblicklich ein unangenehmer Druck in meinem Inneren aus. "Warum musste ich auch unbedingt bei Nacht auf die Jagd gehen?" Doch diese Frage konnte ich mir selbst beantworten. Weil es natürlich gar nicht seltsam aussah, wenn jemand am helllichten Tag mit einer Brechstange in der Hand und dem Ausdruck eines gehetzten Kaninchens auf dem Gesicht, über den Friedhof streifte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 04, 2023 ⏰

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