Seelenjagd ist kein Kinderspiel

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Als Silas seine Hand zurückzog geschah es.


Ohne eine Vorahnung, breitete sich ein blitzartiger Schmerz in meiner Schulter aus. Ich schnappte nach Luft. Mein ganzer Arm schien mit einem Mal wie gelähmt zu sein. Völlig überfordert sah ich zu Silas herüber, der schon auf den Beinen war und sich konzentriert umsah.

Wir beide wussten, was das hieß.
Eine Seele war hier.
Genau in diesem Augenblick.

Hastig sah ich mich um. Ich konnte die Panik, die in mir aufstieg nicht unterdrücken.
Ein Kribbeln fuhr über meinen ganzen Körper und bereitete mir eine Gänsehaut. Die Seele war nah, doch ich konnte sie noch immer nicht sehen.
Der Gang war leer.
Silas folgte meinem Blick, doch es sah nicht aus, als ob er etwas erkannte.
Der Schmerz in meinem Arm ließ jedoch nicht nach. Ich suchte nach einem Schatten, nach irgendeinem Anzeichen.

Als ich mich nach der anderen Seite umsah, setzte mein Herz einen Schlag aus. Ein grässlicher Gestank schwappte mir entgegen, als ich genau in das Gesicht der Seele sah, nach der wir Ausschau hielten. Eigentlich hatte sie gar kein richtiges Gesicht, es war viel mehr eine Erinnerung von dem, was einst Züge eines attraktiven Mannes gewesen sein mussten.
Jetzt war das Gesicht jedoch durchscheinend und fahl.
Ein Schatten, wie alle anderen auch.

Bevor ich noch einen Atemzug voll des ekelhaften Gestankes nehmen konnte, hatte mich Silas zur Seite gestoßen. Wie ein Berg baute er sich vor dem Schatten auf. Unmerklich tauchte mit einem Mal etwas glänzendes aus dem Ärmel seiner Jacke auf. Es kam mir vor, als wüchse es direkt aus seinem Arm. Es war die Waffe, mit der er auch schon die Seele im Park beseitigt hatte.
Eine riesige Sense.

Das Metall blitzte in dem grellen Licht der Neonröhren auf, als Silas ausholte.
Die Sense raste auf den Schatten nieder.
Ich glaubte schon, dass wäre es gewesen und die Seele würde sich jeden Moment in Luft auflösen, doch schneller als ich verarbeiten konnte, hatte sich der Schatten weggedreht.

Es war, als wäre diese Seele wieder lebendig.
Jedem Hieb, den Silas versuchte, wich sie mit Leichtigkeit aus.

Irgendwas stimmte nicht.
Diese Seele war anders als die letzte.
Die Art, wie sie der scharfen Klinge auswich und auf Silas losging...
Sie war stark.
Extrem stark.

Mit jedem Schritt den Silas zurückgedrängt wurde, schlug mein Herz einen Schlag schneller.
Ich hatte mich hinter eine der Sitzbänke geduckt.
Das Stechen in meiner Schulter hielt beständig an, doch ich versuchte es auszublenden.
Ich konnte meinen Blick kaum von der Szene wenden, die sich mir bot.

Silas sprang über die Sitze, drängte den Schatten in die Enge und schwang seine Waffe mit einer Mischung aus Eleganz und Stärke, als hätte er noch nie im Leben etwas anderes getan.
Noch nie hatte ich so etwas erlebt.
Er war Eins mit sich und seiner Waffe.

Er bewegte sich mit einer unmenschlichen Schnelligkeit. Der Schatten holte mehrere Male aus, doch Silas schaffte es immer im richtigen Moment auszuweichen, was durch die Geschwindigkeit der Bahn nicht leicht war.
Doch es sah so aus, als wüsste er schon, was der Schatten als nächstes vorhatte.

Aber was mich am meisten irritierte waren seine Augen. In der steinernen Maske, die er aufgesetzt hatte, stachen seine Augen wie leuchtende Diamanten hervor. Ein weißer Schleier lag auf der sonst blauen Iris und verlieh seinem ganzen Auftreten etwas Übernatürliches.
In diesem Augenblick wirkte er nicht wie ein Mensch. Er war ein Todesengel.

 Er war ein Todesengel

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