9. Kapitel

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Blinzelnd öffnete ich die Augen. Das Zimmer war in schummriges Licht getaucht und das einzige Geräusch war Stephens tiefer und regelmäßiger Atem. Mein Kopf ruhte noch immer auf seiner Brust und sein Herzschlag drang dumpf an mein Ohr. Ich lächelte. Hatte ich doch tatsächlich mit Stephen Strange in einem Bett geschlafen. Ich drehte mich auf den Rücken, meinen Kopf auf Stephens Arm, und seufzte, bevor ich vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, die Decke zurückschlug und aus dem Bett stieg. Meine Liegeposition war für meinen Nacken nicht die angenehmste gewesen und ich streckte mich erst einmal, um die Verspannung zu lösen. Als die Bettdecke raschelte drehte ich mich erschrocken um. Ich dachte ich hätte Stephen geweckt, er hatte sich jedoch nur auf die Seite gedreht. Ich kniete mich ans Bett und strich seine Haare zurück. Mit resignierten Lächeln musste ich mir eingestehen, dass ich Stephen mochte, trotz seiner oftmals seltsamen Art. Ich legte meinen Kopf auf die Seite und betrachtete sein Gesicht. Die scharfen Wangenknochen, die weichen Lippen, die hohe Stirn. Sanft strich ich ihm erneut die dunklen Haare zurück und küsste ihn leicht auf die Stirn, bevor ich mich wieder aufrichtete und zur Tür schlich. Ich wusste, es war nicht sonderlich nett, ihn einfach so zu verlassen, doch ich wollte mir die Unbehaglichkeit ersparen, wenn Stephen aufwachen würde und ich immer noch in seinem Zimmer war. Vor allem nach dem, was gestern Abend passiert war. Leise öffnete ich die Zimmertür und schlüpfte nach draußen. Die kühle Luft des Flurs umfing mich und ich atmete, gegen die Zimmertür gelehnt, tief durch, bevor ich in mein Zimmer ging. Dort warf ich mich auf mein eigenes kaltes Bett. Eine ganze Weile blieb ich so liegen, doch mein Handy, das immer noch von letzter Nacht neben meinem Kissen lag, vibrierte und ich griff danach. Du hast 10+ neue Nachrichten, wurde mir sofort angezeigt. Mit gerunzelter Stirn, was denn alle Welt von mir wollte, entsperrte ich mein Handy und öffnete WhatsApp. Steve, Natascha, Rhodey und die anderen wollten alle wissen wo ich war und vor allem wie es mir ging. Es ist alles gut, ich war bei Stephen, schrieb ich ihnen zurück und warf mein Handy auf die Matratze, bevor ich aufstand um mich umzuziehen. Das würde wieder Gerede geben.

~

"Tony, wir haben uns schon Sorgen gemacht.", begann Natascha sofort, als ich mich zu ihnen an den Tisch setzte und anfing mein Frühstück zu essen. "Ich habe doch geschrieben, dass ich bei Stephen war.", antwortete ich. "Was hast du denn da gemacht?", fragte Bucky, und blickte von seinem Handy auf. Ich konnte mir gut vorstellen wer da am anderen Ende saß. "Äh, geschlafen?", erwiderte ich verwirrt. "Oder was macht man sonst nachts?" Bucky warf mir einen skeptischen Blick zu. "Ach, lass ihn in Ruhe, Bucky.", wies Natascha ihn zurecht. Er wandte sich wieder seinem Handy zu. Ich beugte mich zu Natascha. "Hat der irgendetwas im Frühstück gehabt?", wollte ich leise wissen und beobachtete Bucky aus dem Augenwinkel. "Du weißt doch noch von Roter Stern, oder?", entgegnete sie ebenso leise. Ich nickte. Für eine diesbezügliche Nachricht hatte ich ja am Anfang des Schuljahrs den Boten spielen dürfen. "Naja, eigentlich hatten die beiden vereinbart, dass Steve nächste Woche wiederkommt und die beiden das Projekt weitermachen. Aber Steve hat abgesagt.", klärte Natascha mich auf. Ich nickte wissend. "Und das heißt für uns?", fragte ich und ein Grinsen stahl sich bereits auf mein Gesicht. "Verkupplungsarbeit.", bestätigte meine Freundin und zwinkerte mir zu. Das würde mich zumindest ablenken. Ich lehnte mich wieder zurück, um mein Frühstück zu essen. "Aber nochmal wegen Stephen.", nahm Natascha das Gespräch wieder auf. Ich verdrehte die Augen. "Wirklich, es ist überhaupt nichts passiert. Ich konnte nicht schlafen also bin ich zu ihm rüber. Wir haben geredet und sind dann schlafen gegangen.", kam ich ihr sofort zuvor, bevor sie irgendwelche seltsamen Fragen stellen konnte. Natascha schien jedoch nicht überzeugt. "In einem Bett?", fragte sie. Ich verdrehte die Augen. War ja klar, dass alle immer sofort falsch dachten. "Hätte ich auf dem Boden schlafen sollen?", wollte ich wissen. Was hatte denn alle Welt nur? Natascha hob nur abwehrend die Hände. Ich seufzte, doch wurde erst einmal in Ruhe gelassen.
Als ich gerade mein Geschirr wegbrachte, hielt mich eine Hand zurück. Ich blickte über meine Schulter und sah Natascha. "Was ist los?", wollte ich wissen und drehte mich um. "Wegen Stephen, wie soll das jetzt weitergehen?", murmelte sie, so als dürfte das niemand mitkriegen. Aber weder unsere Freunde, noch Stephen oder Christine waren in der Nähe und ansonsten kümmerte sich keiner aus der Schule um uns. Ich zuckte nur mit den Schulter. "Ich habe ihn nicht mehr gesehen, seit ich heute früh aus seinem Zimmer verschwunden bin.", entgegnete ich. "Warte, du bist einfach so verschwunden?", fragte Natascha und starrte mich ungläubig an. Ich nickte unsicher. Sie stöhnte auf. "Tony, das darf doch nicht wahr sein.", fuhr sie mich leise an und lief kurz hin und her. Dann trat sie ganz dicht vor mich. "Rede mit ihm, Tony.", beschwor Natascha mich. "Rede mit ihm und bring das alles zwischen euch verdammt nochmal in Ordnung." "Was soll ich denn bitte in Ordnung bringen?", fragte ich verwirrt. Natascha raufte sich die Haare. "Bei dir sind doch Hopfen und Malz verloren!", rief sie aus. "Rede mit ihm. Ruf ihn an wenn's sein muss.", prägte sie mir noch ein und rauschte dann davon. Ich sah ihr nur ratlos nach. Was war es denn jetzt, das ich in Ordnung bringen sollte?

~

Ich hielt mir mein Handy ans Ohr, während ich aus der Ferne den anderen beim Basketballspielen zusah. Nach einer gefühlten Ewigkeit hob Stephen ab. "Hey, Tony.", begrüßte er mich. "Hi", antwortete ich nur. Schweigen trat ein. "Also, was gibt's, dass du mich anrufst?", wollte Stephen wissen. Ich seufzte. Sowas zu sagen, das war noch nie einfach für mich gewesen. Maschinen waren so viel einfacher als Menschen. Sie stellten keine Fragen und machten was du wolltest, ohne, dass du dabei nett sein brauchtest. "Ich, also beziehungsweise, nein, also-", druckste ich herum, doch Stephen unterbrach mich: "Tony, entspann dich. Es ist alles okay. Sag mir einfach was du willst." Ich atmete tief durch und sah wieder zu den anderen. Rhodey und ich hatten mit ein paar anderen Jungs aus unserer Klasse Basketball gespielt, während Natascha mit Steve wegen Bucky telefonierte, doch meine Freundin hatte Recht gehabt. Ich musste das zwischen mir und Stephen klären. Was auch immer das laut war. Also hatte ich mir einen ruhigeren Platz gesucht, um ihn anzurufen. "Es ist wegen uns beiden.", begann ich, bevor es mir doch wieder zu schwer fiel. "Was soll mit uns sein?", fragte Stephen verwirrt. Ich wechselte das Ohr. "Naja, also ich meine, wie soll es mit uns beiden jetzt weitergehen?", meinte ich und biss mir auf die Unterlippe. Was würde er sagen? Kurz hörte ich gar nichts, dann lachte Stephen. "Das ist alles was dir Sorgen bereitet, Tony?", fragte er. Ich nickte, doch dann fiel mir wieder ein, dass Stephen mich ja nicht sehen konnte und antwortete: "Ja." "Was soll schon sein? Ich hocke nachts weiterhin auf dem Dach, weil ich nicht schlafen kann, und du schläfst auf meiner Schulter ein, weil du eigentlich im Bett sein solltest, aber lieber ebenfalls auf dem Dach hockts.", meinte Stephen. Ich hatte kurz das Gefühl, da einen bissigen Unterton in seiner Stimme zu hören. "Und es ändert sich nichts?", hakte ich nochmal nach. Kurz hatte ich Angst, dass das alles Ironie gewesen war. "Tony, können wir das auch später ausdiskutieren? Ich bin gerade eigentlich beschäftigt.", ließ Stephen meine Frage unbeantwortet. "Ja, klar natürlich.", antwortete ich schnell. "Gut, danke.", meinte Stephen. Er klang wieder völlig unbeschwert. "Dann noch viel Spaß bei was auch immer.", wünschte ich ihm noch, bevor ich schnell auflegte. Ich drückte mir mein Handy an die Brust und atmete tief durch. Eigentlich sollte ich mich doch jetzt besser fühlen, oder? Nur war dem ganz und gar nicht so.







Helu ✌︎
Yay, Überarbeitung ist draußen.
Ja, ich weiß, es ist nicht viel, eher Rechtschreibfehler, aber eigentlich bin ich doch ganz zufrieden.
Da dies jedoch nicht mein gelungenstes Kapitel ist, werde ich es euch einfach als Füllerkapitel verkaufen.
Okay, ich hab das bisher irgendwie etwas schlecht erklärt was ich will.
Folgendes: im nächsten Kapitel/der nächsten Szene (ohne zu viel verraten zu wollen) wird es einen Moment geben, der mit einem möglichen zweiten Teil des Buchs verknüpft wäre. (Das würde dann auch ein späteres Kapitel beeinflussen)
Ich möchte jetzt nur von euch wissen, ob ihr grundlegend dafür seid.
Falls ich keine Rückmeldung kriege (völlig okay, ich mag stille Leser), dann wird das so eingebaut, wie ich es mir vorstelle.
Nachträglich Ändern sind natürlich möglich, nur immer etwas nervig zu machen. Würde ich aber natürlich für euch tun (;
Naja, ich weiß auch nicht, nur dass ihr lang und in Frieden leben sollt.
Bye :3

PS: Danke für die ganzen Reads und Votes <3

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