Mum und Dad waren öfter mit mir Pferde aller Art anschauen gefahren - ein mal sogar außerhalb Deutschland - aber irgendwie hatte die Chemie nie gestimmt oder ich hatte immer etwas auszusetzten gehabt.
Langsam schaute ich mich um. Weit und breit war niemand zu sehen. Was sollte es schon schaden, wenn ich mich vorerst etwas alleine umsah? Schließlich sollt es mir auch gefallen.
An diesem Vorstaz hielt ich fest, auch wenn ich schon längst wusste, dass ich es hier liebte.
Ich verließ das Hauptgebäude und eilte in großen Schritten über den Hof zu den Ställen.
Schon als ich eintrat gefiel mir die entspannte Atmosphäre hier. So hätte ich mir meinen Stall auch vorgestellt wenn ich einen gehabt hätte.
Stil und geschmackvoll.
Stickiger, staubiger Strohgeruch lag in der Luft und golden schimmernde Staubkörner tanzten im Sonnenlicht. An ieder Box hing das gleiche schöne schwarz verzierte Schild mit der goldenen
Aufschrift der Namen der Pferde.
»Schön oder? Wir heißen Jolin und Lilly und wollten dir das Gelände zeigen!«, ein Mädchen mit einem Pferdeschwanz war hinter mich getreten und zerrte mich sanft aus dem Stall
»Ich bin Lilly!«, stellte sich die Eine vor.
»Und ich heiße Jolin!«, sagte die Andere mit den hellen Haaren. Bevor ich etwas erwidern konnte, zum Beispiel eine nette Begrüßung plapperten die Mädchen auch schon los.
»Himmel«, murmelte ich. »Du kennst das Schulgelände schon oder?«, fragte Lilly und streckte einem kleinem Palomino eine Möhre hin, die das Pferd begeistert zerbiss. »So halb!«, gab ich zurück. »Na ja, den besten Teil hast du ja schon gesehen«, sagte Jolin und hob den Kopf. »Lilly, hat Sarah dir nicht gesagt, dass du Cambridge nicht mehr füttern sollst?«, wandte sie sich an ihre Freundin.
Ich stöhnte leise. Konnten die beiden das nicht besprechen wenn sie unter sich waren.
Mich interessierte die ganze Sache nämlich sichtlich wenig.
Oh Gott, so kannte ich mich gar nicht- richtig undankbar und negativ.
Was man mir hier allerdings noch zeigen wollte war mir eh nicht ganz klar. Die Anlage kannte ich schon von Fotos und durch den Stall hatte man sie auch gesehen. In real war sie wahrscheinlich noch viel Eindrucksvoller aber sie mir ansehen konnte ich auch allein. Sicher aber hatte Jenny es nett gemeint Lilly und Jolin mitzuschicken, damit ich an meinem ersten Tag nicht alleine war.
»Ist ja jetzt auch egal!«, meinte Lilly.
Jolin rollte verächtlich mit den Augen. »Los jetzt, ich habe nicht mehr ewig Zeit!«, zischte sie.
»Zeigt mir doch einfach den Hof!«, beendete ich schließlich das Gespräch. Ich bemühte mich wirklich den unfreundlichen Ton zu überspielen. »Gute Idee! Komm Jolin, oder willst du hier Wurzeln schlagen?«, Lillys Stimme triefte vor Sarkasmus.
Die beiden Mädchen führte mich aus dem zweiten Torbogen hinaus und ich staunte nicht schlecht. Ab hier begann jetzt irgendwie eine ganz andere Welt. Durch die großen Fenster der ersten Reithalle sah ich zwei Pferde, die einen Parcours absolvierten. Dazu ertönte die herrische Stimme von Onkel Philipp. Am liebsten wäre ich zu ihm hingerannt und hätte ihn begrüßt aber ich riss mich zusammen und beschloss das ganze auf später zu verschieben.
Vor den Hallen führte ein breiter Sandweg entlang bis zu den Koppeln. Gegenüber befanden sich die Reitplätze. Sie waren groß und anscheinend gerade neu mit neuem
Sand bedeckt worden. Dahinter befand sich ein Round- Pen der ebenfalls neu bedeckt zu sein schien und noch weiter hinten, bereits am Waldrand waren die beiden großen Springplätze die ich auf den meisten Bildern gesehen hatte. Auch hier waren bunte Hindernisse aller Art aufgebaut.
»Springt ihr hier?«, fragte ich. »Ja, das ist einer der Springplätze«, sagte Jolin.
»Auf welchem Leistungsstand seid ihr denn?«, fragte ich und strich mir eine meiner langen goldblonden Haarsträhnen aus dem Gesicht.
»Wir trainieren auf L** hin«, antwortete Jolin.
Ich nickte. »Habt ihr auch eigene Pferde?«
»Ich reite eines der Schulpferde, Silvester. Und Jolin gehört Falconet«Nachdem die beiden mir den Hof gezeigt hatten gingen wir ein Stück in den Querfeldein
Parcours der mir mit dem Pferd zu reiten noch untersagt war. Dort befand sich allerdings nach Lillys Auffassung auch der See.
Als Jolin und Lilly verkündeten, dass sie ausreiten gehen wollten ließ ich sie allein und begab mich auf die Suche nach meinem neuen Zimmer.
Als ich es endlich gefunden hatte klopfte ich an und ging ohne eine Antwort abzuwarten hinein.
»Taylor!«, begrüßte mich Mum. Sie saß auf einem gemütlich aussehenden Sofa und lächelte gequält.
Neugierig blickte ich mich um. Vor dem Sofa auf dem sie saß, stand ein kleiner Tisch. Dahinter war ein großer Fernseher an der Wand anmontiert. Weiter hinten im Zimmer stand ein großer offener Schrank, vermutlich für meine Kleidung, und daneben befand sich eine Vitrine. Die Fensterbank zu meiner Rechten war recht niedrig angebracht, weswegen sie zu einer gemütlichen Sitzecke umgestaltet worden war. Auf ihr lagen zahlreiche bunte Kissen. Zu meiner Linken stand ein Schreibtisch und daneben das Bett. Vor besagten Schreibtisch befand sich noch eine Tür, die vermutlich zum Badezimmer führte. Mein beiger Bettbezug passte perfekt zu der dunklen Holzvertäfelung. Mum stand auf, ging auf mich zu und schloss mich in ihre Arme. »Du müsstest nachher nur noch deinen Koffer ausräumen, ansonsten ist alles geklärt. Ich werde dich vermissen, meine Große!« »Ich dich auch«, ich lächelte sie warmherzig an und gab ihr einen kleinen Klaps. »Nun geh schon, sonst muss ich dich wahrscheinlich noch hier behalten«, ich lachte. »Ich weiß, ich weiß«, sie streckte ein letztes Mal den Kopf zu mir durch die Tür und warf mir eine Kusshand zu. »Viel Spaß! Ich freu mich schon wenn du mir alles erzählst!« Ja, ich freute mich auch darauf, meiner Mum alles erzählen zu können. Ebenso freute ich mich Angie die riesige Anlage zeigen zu können. Lächelnd dachte ich an meine Zukunft und lehnte den Kopf gegen die Wand. Tja, nun lag es also vor mir- mein neues Leben, basierend auf meiner einzigen Leidenschaft - Reiten.

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Reiten auf Ewig
RomanceDie 17- jährige Taylor hat nur eine Leidenschaft- Reiten. Um im Reitsport weiterzukommen muss sie an das internationale Reitinternat ihrer Tante und ihres Onkels. Dort begegnet sie Duplo, dem talentiertem Nachwuchspferd ihrer Tante und möchte dieses...