Ich schleppte insgesamt acht Ständer auf den Dressurplatz aber das war nichts im Vergleich
dazu, wie ich Gymnastikarbeit kennengelernt hatte.
Wenn ich zu Hause von mir aus Gymnastikarbeit gemacht hatte, hatte ich deutlich mehr aufgebaut. Meist eine kleine Reihe mit mindestens fünf Cavalettis und ungefähr zehn Trabstangen. Das war eine Herausforderung fürs Pferd und den Reiter, und dennoch nur Gymnastik da man nicht hoch springen mussten.
Ich setzte mich auf die Aufstiegshilfe und sah Juliette und Isa beim aufsteigen zu.
Ziemlich beeindruckt war ich von Juliette und ihrer bunten Stute, denn Sissi machte Juliette das Leben aber auch wirklich nicht leicht.
Nach ein paar Handwechseln trabten die beiden an und nahmen wenig später auch den Galopp mit dazu.
Juliett galoppierte in der Ecke bei A an um dann auf das niedrigere In - Out zu zu reiten.
Sie hielt die Stute geschlossen und es sah so harmonisch aus, dass ich nicht vorhersehen konnte was jetzt geschah. Juliette ließ die Hände stehen und ging in einen lockeren Springsitz über. Kurz vor dem Hindernis machte ihre Stute eine Vollbremsung und obwohl Juliett nur leicht im Sattel saß gelang es ihr oben zu bleiben. Doch dann sprang Sissi los, blieb stehen und vollführte eine 360 Grad Drehung, die für Juliette unmöglich zu sitzen war. Sie flog in einem hohen Bogen aus dem Sattel und krachte gegen die Bande.
Erschrocken lief ich zu ihr.
»Alles okay?«, fragte Isa die neben ihr anhielt aber Juliett erhob sich bereits und lachte gequält.
»Was sagt man doch gleich? Wenn man runter fällt, ist es das Beste wieder aufzusteigen! Oder, Krone richten und weiter reiten?« Sie seufzte genervt und schüttelte den Kopf.
»Dieses Pferd bringt mich doch noch um!«, rief sie aus und ging langsam auf Sissi zu. Die
Stute ließ den kopf hängen und kam bereitwillig auf sie zu.
»Warum mute ich mir das nur immer zu. Ich glaube ich bin gestört« Juliette zog sich wieder zurück in den Sattel und dieses mal blieb die Stute ruhig stehen.
Nach der Gymnastikarbeit wollte Isa mit Juliette noch eine kleine Runde ins Gelände gehen und ich beschloss neben den beiden her zu laufen.
»Was macht ihr heute noch so?«, fragte ich als wir eine kurze Strecke am Waldrand entlang ritten.
»Heute Abend wird wieder draußen gegessen. Ich weiß aber nicht ob ich hingehen möchte. Ich meine, die sind alle zwei Wochen« Isa legte sich auf Sparkles Hals.
»Es wird Stockbrot gemacht - überflüssig, denn das Brot schmeckt eh nie«, Juliette drehte sich im Sattel zu uns um. »Das einzige Gute sind die Burger«
»Wir könnten auch alle zusammen hingehen, dann ist es wenigstens nicht so langweilig wie sonst immer«
»Ist die Party denn legal?«, fragte ich vorsichtig. Ich wollte nicht schon am ersten Tag zu denen gehören, die sich illegal betranken. Zwar durfte ich mit siebzehn schon Bier trinken aber wer trank das denn schon gerne? - Ich sicherlich nicht. Überhaupt hatte ich in meinem bisherigen leben eigentlich wenig Kontakt mit Alkohol gemacht. Nach Turnieren wurde oft angestoßen, ebenso wie bei Interviews und neuen Pferden. Allerdings war ich nie besonders scharf darauf gewesen - wozu auch?
»Die Party ist für alle Schüler zugänglich. Die Partys die du meinst werden ab und zu von den Jungengruppen organisiert, und glaub mir, darauf kannst du verzichten«, Juliette schaute Isa wissend an und Isa blickte zu mir.
»Die letzte Party war der Grund dafür, dass Caro jetzt vorerst nicht mehr hier ist. Aber eigentlich waren ihr die Pferde und der Erfolg auch nie so wichtig und es war eigentlich nur eine Frage der Zeit war, wann sie gehen muss. Aber natürlich war sie auch eine Freundin, die man nicht gehen lassen will«, stellte Isa klar und lächelte traurig.
»Wir warten eigentlich nur darauf, dass sie wieder kommt, ihre Sachen packt und für immer verschwindet« Juliette blickte in die Ferne.
Die beiden waren traurig, wenn sie an ihre Freundin dachten und weil ich wusste, wie sie sich fühlten, versuchte ich das Thema zu wechseln.
»Wer sind eigentlich eure Trainer»
»Meine Springtrainerin ist Julia Bishop und die Dressurstunden gibt Philipp. Juliette reitet auch bei ihnen. Du wirst wahrscheinlich Philipp im Dressur und Jenny beim Springtraining haben«, Isa zog die Füße aus den Bügeln.
Das glaubte ich auch. Gerade deshalb, weil beide mich trainieren wollten.
»Das haben sie zum mindestens gesagt. Außerdem bin ich schon gespannt welches Pferd ich in der Dressur reiten werde«, ich stieg über einen Ast und schon einen Zweig beiseite.
»Man reitet meist verschiedene Schulis aber bei mir wechselt es meist zwischen Harlikanassos und Ideenreich«, erklärte Juliette.
»Reitet ihr beide nicht eure Pferde?«
»Schön wäre es aber nein« Juliette lachte.
»Ich reite Sparki in der Dressur. Wir haben lange darauf hingearbeitet«, Isa klopfte den Hals ihrer Stute.
»Reitet einer von euch auch im Gelände?«, ich konnte mir Juliette und Sissi wunderbar im
Gelände vorstellen - Isa mit Sparkle hingegen eher nicht.
»Ich und Sissi reiten die Wege unfassbar gerne. Wir sind auch schon Mannschaft im Gelände geritten«, berichtete Juliette und damit bestätigte sich min Verdacht.
»Ich bin erst ein mal eine kleine Strecke gesprungen«, Isa streckte sich. »Das ist für Sparkle einfach nichts«
»Und was ist mit Caro?«, bisher wusste ich nur sehr wenig über das Mädchen. Um genau zu sein nur, dass sie im Moment nicht hier war und wahrscheinlich auch nicht mehr herkommen würde.
»Caro reitet arg gut Dressur. Springen ist überhaupt nicht ihr Geschmack«, Juliette hielt an und wartete, bis wir wieder aufgeschlossen hatten.
»Oder sie ritt so gut wie gar nicht mehr«, fügte Isa hinzu. Juliette seufzte. »Mich würde es nicht wundern, wenn sie hier nicht mehr erwünscht ist. Aber so ist das mit dem aussortieren. Die größte
Angst von einem ist wohl, dass einen die Freunde verlassen müssen«
Das konnte ich nachvollziehen. Wie musste es wohl sein, wenn die Freunde auszogen, nur weil sie kein Interesse mehr am Turniersport hatten oder den Anforderungen nicht gerecht wurden? Aber an all das musste man vor der Aufnahme an der Schule denken. Auch ich hatte oft darüber nach gedacht, aber das Springen war mein Leben und daran würde sich so schnell auch nichts ändern.
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Reiten auf Ewig
Roman d'amourDie 17- jährige Taylor hat nur eine Leidenschaft- Reiten. Um im Reitsport weiterzukommen muss sie an das internationale Reitinternat ihrer Tante und ihres Onkels. Dort begegnet sie Duplo, dem talentiertem Nachwuchspferd ihrer Tante und möchte dieses...