Kapitel 5

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Ich drehte den Schlauch an, spritzte zuerst Rockys Beine ab und hielt ihn dann über seinen Rücken. Nach dem Kennlerntraining hatte der Wallach echt ein Bisschen Ruhe verdient. Er genoss das kühle Wasser, dass an ihm herunter lief sichtlich. Es plätscherte so herrlich und laut, als wolle es eine Geschichte erzählen.
Lily war gerade dabei Silvesters Mähne einzuflechten. »Oh man, ist die verknotet!«, hörte ich sie fluchen. »Tay, kannst du mir einmal das Mähnenspray geben?«, fragte sie dann.
»Klar!«, erwiderte ich und ging neben Lilys Putztaschen in die Hocke. Das Mähnenspray war noch brandneu, so dass ich erst das Etikett vom Verschluss lösen musste.
»Super!«, bedankte Lily sich. »Das Mähnenspray habe ich vorgestern erst im Reitsportladen gekauft!«
»Wo ist denn der Laden?«, erkundigte ich mit ch neugierig.
»In der Stadt! Du kannst dir ja auch neue Sachen zulegen! Dort gibt es wirklich alles! Sättel, Trensen, Helme, Gamaschen, Schabracken, Gebisse, Stirnriemen - einfach alles!«, beschrieb sie mir und ich bekam glatt Lust heute noch in die Stadt zu fahren um mich dort etwas um zu schauen. Aber wenn ich genauer darüber nach dachte, war meine Energie für heute aufgebraucht.
»Ich kann dir nachher mal meinen Spind in meinem Zimmer zeigen! Ich war vorgestern erst im Laden und habe mir einige neue Sachen zugelegt«, bot Lilly mir an.
Ich nahm ihr Angebot lächelnd an um freute mich sehr, dass sie mich als Freundin haben und mit mir Zeit verbringen wollte.

Ich drehte den Wasserhahn ab und flitschte das Wasser mit dem Schweißmesser von Rockys nasses Fell. Mir war heiß und ich wischte mir müde mit meiner Hand über die Stirn.
Eine kalte Dusche würde mir bestimmt auch gut tun.

Auf dem Innenhof war bereits jetzt schon mehr los als bei meiner Ankunft. Lag das vielleicht daran, dass es gleich Mittagessen gab und alle darauf warteten, dass die Mensa aufgeschlossen wurde? Wahrscheinlich.
Ich stieg die Stufen hinauf zu meinem Zimmer um meine Sachen auszupacken. Ich war gerade dabei meine letzte Jacke auf einen Bügel in den Schrank zu hängen als es energisch an der Tür klopfte und diese mit Schwung aufflog. »Hey...!«, ein zierliches Mädchen stand im Türrahmen. Sie hatte Schulterlanges braunes Haar und dunkle mandelförmige Augen. Als sie mich erblickte brach sie abrupt ab. »Oh, das tut mir leid, ich wollte nicht stören«, sie lächelte entschuldigend. »Ich dachte hier wäre, naja, ist ja auch egal«, das Mädchen strich sich nervös durch ihr Haar. »Ich bin Isabelle. Nenn mich gerne Isa«, stellte sie sich vor. »Nett dich kennen zu lernen. Du kannst mich Tay nennen«, ich hielt inne. »Hast du Jemanden gesucht?«
Isa zögerte. »Ich muss mit einem Mädchen noch etwas für die Schule machen. Ich wusste nicht, dass sie nicht mehr in diesem Zimmer wohnt, sonst wäre ich niemals einfach so reingeplatzt«
Ich stand auf. »So lernt man wenigstens mehr Leute kennen«, ich lachte um die angespannte Stimmung etwas aufzulockern.
Isa wirkte erleichtert. »Bist du gerade neu angekommen?«, fragte sie mich dann.
»Ja, heute ist mein erster Tag hier. Meine  Mum hat mich begleitet um ein Pferd zu kaufen«
»Boy?«, fragte Isa und ich sag sie fragend an.
»Ein großer Brauner«, ergänzte sie schließlich.
»Achso. Ja, genau«, antwortete ich und erinnerte mich daran, wie glücklich meine Mum war, dass ich den Youngster bei meinen Recherchen über die Schule gefunden hatte.
»Das wird Juliette sicher freuen. Sie hatte schon immer Angst, dass er ins Ausland verkauft wird. Du kommst doch nicht aus dem Ausland oder?«
»Über mich wird gesprochen, was für eine Ehre. Ehrlich«, hinter Isa tauchte ein weiteres Mädchen auf und schaute ihre Freundin belustigt an.
»So halb«, Isa schmunzelte. »Das ist Juliette«, stellte sie ihre Freundin vor und schon sie vor sich in den Raum.
»Hi«, Juliette trat noch einen Schritt vor und ließ sich vorsichtig auf das Sofa fallen.
»Das ist viel bequemer als meins«, murmelte sie betroffen und ich konnte mir ein Lachen nur schwer verkneifen.
Isa hingegen stöhnte. »Mach es dir nicht zu bequem, gleich gibt es Essen«
»Stimmt ja«, etwas widerwillig stand Juliette auf und richtete ihren Hoodie.
»Dann lasst uns mal in die Mensa gehen«, schlug sie vor und ihr Blick blieb an mir hängen. »Du kommst doch sicher mit«, es war eher eine Feststellung als eine Frage.
»Klar, wieso nicht«, ich lächelte und schon den Koffer unter mein Bett. Die letzten paar Sachen konnte ich auch noch nachher auspacken.
»Ich würde nach dem Essen gerne noch mit Sissi ein paar In- outs springen. Seid ihr dabei?«, teilte Juliette Isa und mir mit als wir im Treppenhaus des Westlichen Gebäudeteils ankamen.
»Sissi ist ihr Pferd. Eine kastanienbraune Stute mit weißen Punkten, als hätte sie Windpocken«, erklärte Isa an mich Gewand und ich lachte leise. Woher diese plötzliche Vertrautheit kam, so, als würden wir uns bereits seit Wochen  kennen wusste ich nicht. Dennoch war es schön jetzt nicht allein sein zu müssen und bereits am ersten Abend ein paar Freunde gefunden zu haben.

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